vonWolfgang Koch 17.05.2007

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Es gibt Literaten, die haben vom Beginn ihres Wirkens an einen Bogen um den Literaturbetrieb gemacht. Zu gross muss ihnen die Gefahr erschienen sein, auf das Niveau von Literaturbetriebsliteratur abzusinken. Manchen war auch nur die in Wien täglich geübte Praxis der Verhaberung fremd: So einer ist Peter A. KROBATH, der zwischen seinem Vornamen und seinem Nachnamen ein pointiertes »A« hineingestellt hat, um sich von einem namensgleichen Filmkritiker zu unterscheiden.

Der Wort-Akrobat Peter A. Krobath hat seine Schriftstellerei ganz auf lebensfreundlichen Journalismus abgestellt. Gut in Erinnerung ist uns zum Beispiel der Bericht von seiner mehrtägigen Stadt-Umwanderung Ende der Achtziger – ein Gehexperiment immer schön die politische Grenze der Stadt entlang, mit der vollkommen einleuchtenden Conclusio: »Wien ist ein Schnitzel«.

Peter A. Krobath produziert nicht unbedingt neue Feuilletons [eine Textgattung, die in der niedergehenden Residenzstadt ihre letzten Glanzpunkte feierte]; um die Reanimation dieser Disziplin bemühen sich Autoren wie Daniel Glattauer und Klaus Nüchtern vergeblich. Nein, Peter A. Krobath schreibt Kurzgeschichten im Geist des klassischen Wiener Feuilletons, in denen er am liebsten sein Alter Ego Paul Kuserutzky auftreten lässt. Statt Bücher damit zu machen, füllen die beiden damit die Spalten alternativer Medien und kommerzieller Magazine.

Hier die Einladung von Peter A. Krobath zu seinem nächstem Streich beim diesjährigen Kulturfestival »Soho-in-Ottakring«:


Liebe Freundinnen und Freunde,

es ist wieder so weit: Der Kuserutzky-Klan werkt bei Soho-in-Ottakring (19.5.-2.6.)

Bei »Wellness für Loser« im ehemaligen »Modewaren Krivanek« im Wollnerhof (16.Brunnengasse 61) setzen wir uns künstlerisch und politisch mit dem Thema Wellness auseinander. Aber auch praktisch: Wir bieten z.B. Rückenstreicheln mit Haushaltsgeräten, Gottes-Erfahrungen ohne Gott, Hometrainers Little Outdoor Adventures, Anleitungen zum Blaumachen, Anleitungen zum Armeheben, Slow-Food-Meditationen, eine tägliche Fünf-Uhr-Zigarette, ein Funkloch oder das speziell für diese Ereignis von Hermes Phettberg energetisierte »PhettBergwasser« (hilft bei Jeans-Allergie, kapitalistischen Anfällen und chronischem Positiv-Denken).

Der extremen Selbstbezogenheit der Wellness-Selfness-Mindness-Bewegung, dieser Herstellung von Body&Soul-IchAGs, setzt »Wellness für Loser« den von uns so getauften Trend des »Socialness« entgegen. Wir berufen uns dabei auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Hirnforschung darüber, dass soziale Gerechtigkeit und soziales Handeln wesentliche Vorraussetzungen fürs Glücklichsein sind. So werden unter anderem Sozialprojekte und gelebte Utopien vorgestellt. Eröffnet wird am Samstag mit einer Lesung aus dem Stück »Lisa auf Zeitausgleich« und einem Gespräch mit dem Autor Johannes Schrettle.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Der Wellness-Betrieb läuft von Mi – So von 17 – 21 Uhr statt.
Loser sind in den Augen der Veranstalter natürlich nur vermeintliche Loser. Denn, so Paul Kuserutzky: »Bei den Losern liegt das Potential für grundlegende kreative Veränderungen in der Gesellschaft. Gewinner wollen die Spielregeln nicht ändern«.

Anbei die Veranstaltungen!

Wir freuen uns auf euer Kommen
Peter A. Krobath und Paul Kuserutzky

Eröffnung am Samstag, 19. Mai
17.00 Uhr: Moderierte Führung von Helmut Bohatsch
21.00 Uhr: »Lisa auf Zeitausgleich« – Christina Lederhaas liest aus dem Stück, Peter A. Krobath spricht mit Autor Johannes Schrettle

Mittwoch, 23. Mai bis Sonntag, 27. Mai und
Mittwoch, 30. Mai bis Samstag, 2. Juni

17.00 bis 21.00 Uhr: Ausstellung, interaktive Installationen (Wellness-Inseln) und Büfett-Betrieb
17.00 Uhr: Die Fünf-Uhr-Zigarette
19.00 bis 20.00 Uhr: Badebetrieb mit Unterwasserdisco

Donnerstag, 24. Mai
19.00 Uhr: Wie die Tiere. Natasa Cvetkovic zeigt Ihnen einen Ausweg aus dem menschlichen Loser-Leben (bequeme Kleidung)

Freitag, 25. Mai
19.00 Uhr: Moderierte Führung
20.00 Uhr: »The Fury loves you – Du bist nicht allein« – Angewandte Sehnsuchtsforschung von und mit Stefan Sterzinger als Kirtagskünstler P. J. Guenther (koop kitsch)

Samstag, 26. Mai

19.00 Uhr: Moderierte Führung von Helmut Bohatsch
20.00 Uhr: »Do-it-yourself-Utopia – Oasen und Mikronationen« – Peter A. Krobath (Sand-Banker) spricht mit dem Autor Eduard Gugenberger und dem Filmemacher Paul Poet

Sonntag, 27. Mai

18.00 Uhr: Die Wiener Tauschkreise und -märkte stellen sich vor

Freitag, 1. Juni

20.00 Uhr: »Stoßzeit« – Lesung von Lale Rodgarkia-Dara

Abschluss am Samstag, 2. Juni
19.00 Uhr: »Blaumachen« – Seminar mit Peter A. Krobath und Peter Gradwohl (Gastprofessor für Hyperventilation)
21.00 Uhr: Abschlussfest mit Unterwasser-Disco und Überwasser-Tanz

© Wolfgang Koch 2007
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