von 20.10.2011

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Screenshot: http://paleo.sscnet.ucla.edu/33 Straftaten eines Kriminellen in Los Angeles. Auffällig ist: Viele der Taten beging er innerhalb eines engen Umkreises (rot).

Was Wissenschaftler der Universitäten von Santa Cruz (SCU) und Los Angeles (UCLA) auf die Beine gestellt haben, erinnert vielmehr an den Science-Fiction-Streifen “Minority Report”, als an die Realität. Verbrechern das Handwerk legen, bevor die überhaupt ihre Tat begehen können – so die Idee eines Forschungsprojekts. Um das zu realisieren brauchte es jedoch weder Steven Spielberg noch Tom Cruise.

Ein kleines Forscherteam um die beiden Mathematiker George Mohler (Studie) und Martin Short (Simulation) arbeitete an dem Projekt. Sie werteten Datensätze der LAPD und der Polizei von Santa Cruz über Verbrechen in den letzten acht bis zehn Jahren aus. Dabei zeigte sich, dass Gewaltverbrechen oft nach einem bestimmten Muster auftreten.


Screenshot (2): http://paleo.sscnet.ucla.edu/

Etwa, dass kriminelle Taten auffallend oft in kriminellen Ballungszentren („Hotspots“) entstehen (s. rechtes Bild). Für die Ermittlung benutzten die Forscher den selben Algorithmus, der zur Vorhersage von Erdbeben verwendet wird. Gerade Verbrechen von Gangmitgliedern oder Wiederholungstätern ziehen oft weitere Verbrechen im Umkreis nach sich und erhöhen so die Kriminalität innerhalb dieser Region. Vermutlich auch, weil die Hemmschwelle mit jedem erfolgreichen Verbrechen sinkt.

Wenn die Polizei nicht gezielt eingreift.

Das ist nämlich der Ansatz der Idee: Polizeipräsenz gezielt und effektiv zu koordinieren und so Verbrechen in Ballungszentren vorzubeugen (s. linkes Bild). Vielleicht auch, um mit weniger Personal die Arbeit besser bewältigen zu können. Dafür ermittelt ein Computerprogramm auf bestehenden Daten wann und wo Verbrechen künftig höchstwahrscheinlich auftreten werden.

Derzeit testen die Polizisten des Bezirks in Santa Cruz die Software. Täglich speisen sie dort neue Daten ein und erhalten auf einer Google Map die riskantesten Ballungsgebiete in Größe von je 150 mal 150 Metern. Dorthin schicken sie dann ihre Polizisten.


Screenshot: http://math.scu.edu/~gmohler/predpol.html

Im Januar 2012 sollen die Erfahrungen ausgewertet werden. Ähnliche, aber meist weniger ausgeklügelte Projekte gibt es jedoch auch in anderen Teilen der USA. Ab Herbst 2011 will sich auch die Polizei in Los Angeles den Tests anschließen.

“Predictive Policing”, also die Verbrechensvorbeugung, sei eine “neue Ära der Polizeiarbeit”, wie das Police Chief Magazine schreibt.

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https://blogs.taz.de/wenn_die_polizei_vor_dem_verbrecher_am_tatort_ist_/

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