vonKarim El-Gawhary 30.06.2010

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„Nicht nur die arabischen Regime lieben Fußball, weil ihr Volk mehr an diesem Sport, als an Politik interessiert ist,“ schreibt Muhammad Salah in einem kurzen Essay in der überregionalen arabischen Tageszeitung Al-Hayat unter dem Titel „Politische Vuvuleza“.

Der Text ist es wert,ein paar Auszüge daraus frei zu übersetzen ….

Quelle: APvia taz

„Die Welt befindet sich im Fussball-WM-Fieber. Menschen aus aller Welt sind vollkommen eingenommen von dem großen globalen Sport-Event, der für im Moment ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Das erklärt, warum der franzosische Präsident Nicolas Sarkozy so irritiert ist von dem miserablen Abschneiden des französischen Teams oder warum in anderen Ländern parlamentarische Zusammenkünfte und Kabinettstreffen verlegt werden, um sie dem Spielplan der WM anzupassen. Wieviel Sorgen machen sich die Menschen derzeit um das iranische Atomprogramm? Folgen sie in den vier Ecken der zivilisierten Welt den Ereignissen im Irak, in Palästina oder irgendeinem andern arabischen Land? Ist die Mehrheit der Menschen mit den Auswirkungen der Finanzkrise beschäftigt? Gibt es noch Menschen, die sich Gedanken über Politik machen?“

„Die Menschen (ganz besonders in dieser Region, Anm. der Bloggers) suchen ihr Glück im Fußball, weil sie in der Politik nur Elend finden. Sie freuen sich, wenn der Ball über die Torlinie rollt und sie sind überdrüssig all dieser traurigen Ereignisse von Konflikten, Kriegen und Zerstörung.“

„Die WM wird enden und ein Team wird gewonnen haben und dann wird man den Menschen diese spontane Freude wieder wegnehmen und sie werden wieder gezwungen sein, Dinge zu lesen, zu hören und zu sehen, die sie sich nie gewünscht haben.“

„Hier in der arabischen Welt gibt es Verschwörungstheorien, die besagen, dass die Regierungen mit Absicht provokante Ereignisse schaffen, um die Menschen von den Plagen ihrer Gesellschaften abzulenken. Aber die Wahrheit ist, dass sie das gar nicht mehr nötig haben, da die Menschen der Politik überdrüssig geworden sind und sich kaum mehr darum kümmern, was Politiker machen, solange es sie nicht direkt betrifft.“

„Die politischen Vuvuzelas stossen kaum mehr auf Interesse, außer vielleicht in den Medien. Die sportlichen Vuvuzelas erhitzen dagegen allerorten die Gemüter.“

Hatten wir das nicht schon einmal?

Brot und Spiele: dpa via taz

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https://blogs.taz.de/wenn_sportliche_vuvulezas_das_elend_der_poltischen_vuvulezas_vergessen_lassen/

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