vonBlogwart 19.04.2009

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Jetzt ist eigentlich eine recht humane Zeit zum Frühstücken, aber das habe ich heute schon hinter mir. Ich sitze wieder im Café Global, mit mir noch einige andere. Ich bin erstaunt: Es ist noch früh, kurz nach neun. Etwas verschlafen wirken die Leute. Nur die Löffel in den Latte-Macchiato-Gläsern klirren, und die Espressomaschine zischt. Einige frühstücken einen Apfel, andere Käsebrötchen. Allein – was ist besser? Oder ist das alles nur Geschmackssache? Darum soll es ja hier jetzt gehen.

Die Ära des Ich-will-gar-nicht-wissen-was-da-alles-so-drin-ist scheint vorbei. „Sonst wären wohl kaum so viele hier“, sagt Hanna Gersmann, taz-Redakteurin für Ökologie und Wirtschaft. Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von Foodwatch, soll uns nun also aufklären über die Zutaten. Früher war Wolfschmidt Tierarzt. Jetzt kämpft er mit seiner Organisation Foodwatch für mehr Transparenz auf dem Lebensmittelmarkt.

Die meisten Produkte brächten einen zwar nicht um, aber die Qualität bewege sich in einer Abwärtsspirale immer weiter nach unten, sagt Wolfschmidt. Auf der anderen Seite gebe es aber extrem teures Fleisch, von gestreichelten Schweinen oder Rindern. Also eine „Zwei-Essens-Gesellschaft“?

Die Antwort lautet: Ja. Wolfschmidt fordert, vor allem politisch dagegen vorzugehen: „Es kann nicht sein, dass sich einige in der Bevölkerung eine ausgewogene Ernährung nicht leisten können.“ Doch wie kann man das ändern? Klar, das ist auch ein sozialpolitisches Problem. Aber schon eine konsumentenfreundliche Kennzeichnung würde weiterhelfen. Dafür engagiert sich Wolfschmidt.

Das Problem sei, sagt Wolfschmidt, dass die derzeitigen Siegel nur einige Kriterien testen und nicht das ganze Produkt. Was insbesondere ein „Informationsproblem“ sei, wie Gersmann sagt. Stimmt! Denn was steht alles auf diesen Packungen? Wer liest die? Und wenn: Was, bitteschön, sind eigentlich Antioxidantien?

Das ist nicht nur für den Normalo zu viel. Wolfschmidt fordert daher ein Ampelsystem auf Verpackungen und eine aktive Informationspflicht bei den Behörden. Und das ist ja alles gut und schön, aber was machen wir solange? Wir, die Konsumenten.

„Mmmh, ja, also fragen, immer fragen beim Einkaufen,“ sagt Wolfschmidt.

Das ist der einzige Vorschlag, den der „Essensretter“ mitgebracht hat. Etwas enttäuschend. Ich hatte gedacht, er würde erklären, dass E-950 gut und E-713 schlecht ist. Doch ganz so einfach ist es offenbar nun auch nicht; ein paar mehr Verbrauchertipps hätte ich mir trotzdem schon gewünscht. Stattdessen wettert Wolfschmidt weiter: „Betrüger sollen öffentlich genannt und das Unternehmen finanziell bestraft werden. So, dass es wehtut!“

Aber warum eigentlich Betrüger? Die meisten Unternehmen bewegen sich diesseits der Gesetze. Trotzdem werden sie mit Negativlisten in die Schlagzeilen gebracht. „Wir haben keine Lust, immer nur der Buh-Mann zu sein“, entschuldigte beispielsweise das eigeladene Unternehmen Unilever seine Abwesenheit.

„Die meisten bewegen sich wirklich im rechtlichen Rahmen, doch reizen das Gesetz so aus, dass sie damit den Verbraucher schaden,“ sagt Wolfschmidt. Dabei haben sie leichtes Spiel, denn im Schnitt entscheidet sich ein Konsument innerhalb der ersten 30 bis 50 Sekunden, ob er ein Produkt kauft oder nicht. Die Versprechen auf der Verpackung und in der Werbung werden dann meistens nicht eingehalten. Über die schlimmsten Werbelügen kann man übrigens bei abgespeist.de abstimmen.

Das ist leider nichts Neues. Da bin ich doch ganz glücklich mit meinem Reis-Hafer-Flakes von heute morgen. Auch mit meinem Kaffee fühle ich mich sicher. Immerhin gibt’s dort keine E’s, sondern nur das taz-Logo und ein Touché-Cartoon drauf. Da kann ich ja jetzt noch ganz entspannt den Rest des Kongresstages genießen.

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