Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat am 7. April 2010 das neue »Jahrbuch Sucht 2010« in Berlin vorgestellt. Im Titel der Pressemitteillung dazu heißt es »Suchtmittelkonsum bleibt stabil – auf extrem hohem Niveau!« und der Text beginnt mit den Worten »Das Konsumverhalten der Bundesbürger ändert sich kaum.« Im Text heißt es dann aber, dass sich das Konsumverhalten der Bundesbürger doch erheblich verändert hat:
»Die Zahlen von psychischen Störungen und von Verhaltenstörungen durch Alkohol – Akute Intoxikation (2008 insgesamt 109.283) stieg von 2007 auf 2008 in allen Alterstufen.« Und im Vergleich zum Jahr 2000 stiegt die Zahl der akuten Intoxikationen massiv an: »Bei den 10-20-Jährigen um 170,2%, in den Altersgruppen 65-70 Jahre und 75-80 Jahre jeweils um 165% und in den Altersgruppen 70-75 Jahre und 80-85 Jahre jeweils über 200%. Lediglich in den Altersgruppen zwischen 35 und 50 Jahren lagen die Zuwachsraten Akuten Rausches unter 10%. Akuter Rausch und sog. Komasaufen ist nicht allein ein jugendspezifisches Alkoholproblem.«
Der Text zu Beginn der Pressemitteilung entspricht nun wahlich nicht den Tatsachen und ist absolut irreführend. Eben typisch DHS. Die weiter unten aufgeführten Zahlen stimmen weitgehend mit den Daten des Statistischen Bundesamtes bezüglich der Krankenhausdiagnosestatistik überein. Vergleiche hierzu auch »Wer säuft in Deutschland am meisten?« in diesem TAZ-Blog.
Deutsche Meister im Komasaufen
Von den 15 Kreisen und Städte mit den höchsten Werten (in Relation zur Einwohnerzahl) in Sachen Krankenhauseinlieferung wegen akuter Alkoholintoxikation liegen neun in Bayern, zwei in Rheinland-Pfalz, zwei in Mecklenburg-Vorpommern und je eine Stadt in Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Bamberg müssen dreimal so oft wie im Bundesdurchschnitt Jugendliche wegen zu viel Alk mit Tatütata ins Krankenhaus. In Berlin und Hamburg liegt die Zahl weit unter dem Bundesdurchschnitt. Hier die Rangfolge der Meister im Komasaufen (mit den häufigsten Krankenhauseinlieferungen wegen Alkoholvergiftung):
1. Bamberg (Bayern)
2. Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern)
3. Hof (Bayern)
4. Zweibrücken (Rheinland-Pfalz)
5. Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
6. Wismar (Mecklenburg-Vorpommern)
7. Kaufbeuern (Bayern)
8. Speyer (Rheinland-Pfalz)
9. Kreis Wunsiedel (Bayern)
10. Weimar (Thüringen)
11. Passau (Bayern)
12. Nürnberg (Bayern)
13. Schweinfurt (Bayern)
14. Memmingen (Bayern)
15. Landshut (Bayern)
Ob die massive Zunahme von vom Alkohol bedingten Krankenhauseinweisungen in einem Zusammenhang mit der in den letzten zehn Jahren hysterisch geführten Kampagne gegen Cannabis respektive gegen die Kiffer seitens der früheren Drogenbeauftragten Marion Caspers-Merk (SPD) und Sabine Bätzing (SPD) steht, darüber schweigt sich die DHS aus, obwohl dies sicherlich ein interessantes Forschugsfeld wäre.