vonEva C. Schweitzer 23.07.2009

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Meine beiden Katzen entwickeln sich prima. Ich habe inzwischen Nachbarin Eins und Nachbarin Zwei aus dem Weg geellbogt und sorge dafür, dass beide vernünftig ernährt werden (die Katzen, nicht die Nachbarinnen), und dass die neugierige Katze als auch die schüchterne Katze hinreichend bespasst werden. Die neugierige Katze möchte bloß, leider, dauernd aus der Tür und die Treppe hinauflaufen.  Ja, wie Dick Cheney sagt, irgendwann ist Schluss mit der Freiheit.

Die neugierige Katze trabt dauernd wie ein kleiner Hund neben mir her und möchte am liebsten mit dem laufenden Wasserstrahl spielen, und am allerliebsten mit dem aus der Gießkanne. Deshalb habe ich ein paar Topfpflanzen, fürchte ich, fast ertränkt. Sorry. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass die Katze nicht genug trinkt, denn stehendes Wasser rührt sie nicht an. Vorsichtshalber habe ich ihr auch kein Huhn gegeben, denn das ist gesalzen. Vielleicht schieße ich morgen mal eine Taube nieder.

Die schüchterne Katze ist ziemlich dünn. Ich hatte den Anfangsverdacht, dass die neugierige Katze ihr das Futter wegfrisst, aber der hat sich nicht bestätigt. Mitten im Toben tauchte der Mann der Urlauberin auf, bemängelte, dass die Katzen zu frei herumliefen, sagte aber, sonst habe er mit denen nichts zu tun. Bin ich da einer Krise auf der Spur?

Leider habe ich keine Zeit, dem nachzugehen, denn in New Jersey ist gerade ein ganzer Ring von Kommunalpolitikern und kriminellen Rabbis verhaftet worden, nicht überraschend für den, der New Jersey kennt. Die andere große Krise in Amerika dreht sich um Henry Louis Gates, nicht verwandt mit dem Gründer der Firma, die seit 25 Jahren versucht, ein funktionierendes Betriebssystem zu entwickeln, vielmehr handelt es sich um einen berühmten schwarzen Professor in Harvard, der bei der Polizei bei dem Versuch verhaftet wurde, sein eigenes Haus zu betreten.

Zur Verteidigung der Polizei, es war Nacht, die Haustür klemmte, und er rüttelte daran, dabei sah ihn eine Nachbarin, und rief die Bullen. Die kamen und ließen sich auch nicht davon beeindrucken, dass er seine ID vorzeigte. Nun fühlt die Polizei sich im Recht, aber einem Weißen wäre das garantiert nicht passiert. So viel zum “post racial America”, ich denke, das wird noch etwas dauern, so 300, 400 Jahre.

Gerade klirrt es, ich glaube, die Katzen zerlegen gerade etwas. Vielleicht sollte ich die Polizei rufen. Immerhin sind beide schwarz.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009,Taschenbuch, 9,95 €

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