vonmaggie 12.09.2025

Widerhaken

Literaturkritiken. Oder: ein Versuch, nicht den Kopf zu verlieren, zwischen all den Worten die so herumirren in unserer wundervollen Welt.

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Inhalt

Als die Schauspielerin Ella Creed eine Karte mit einer gefiederten Schlange erhält, berät sie sich mit dem Journalisten Peter Dewin. Kurz darauf wird sie ausgeraubt – und Dewins Interesse an dem Fall ist geweckt. Nur wenige Stunden später wird Joe Farmer, ein enger Freund der Schauspielerin, erschossen. Nun erhalten noch andere hochrangige Mitglieder der Londoner Gesellschaft ähnliche Karten, Nervosität macht sich in der Stadt breit und auch weitere Verbrechen lassen nicht lange auf sich warten. Scheinbar gibt es kein Motiv – doch Dewins Recherchen führen ihn tief in die Vergangenheit zurück, zu einer uralten Rechnung und südamerikanischer Kultur.

Zum Autor

Edgar Wallace wurde als nichteheliches Kind einer bekannten Schauspielerin geboren und wuchs infolge adoptiert in den ärmlichen Verhältnissen einer kinderreichen Londoner Familie auf. Er brach früh die Schule ab und machte Erfahrungen mit Kleinkriminalität. 1894 schrieb er sich bei der Armee ein und nahm den Namen Edgar Wallace an. Er sammelte bei der Armee erste journalistische Erfahrungen und hatte verschiedene journalistische Anstellungen in London. Seine Romane schrieb er, um einem Bankrott zu entgehen – später wurden sie in England wie auch international massenhaft verlegt und zahlreich für das Theater adaptiert. Er lebte, besonders nach seinem großen Erfolg, ein verschwenderisches Leben und starb 1932 in den Vereinigten Staaten.

Hintergrund

Wallace Roman liest sich so typisch für die Kriminalroman-Landschaft der 1920er in England, dass er schon damals als „wenig originell, wenn auch spannend und überraschend für einen Leser, der Wallace noch nicht kennt“ rezensiert wurde. Seine Romane enthalten Elemente von Science-Fiction- und Liebes- und Kriegserzählungen, oft baute er auch „exotische“ Komponenten ein. Mit seinem schnellen Erzähltempo und manchmal „sensationsheischenden“ Stil wird er als einer der Begründer des modernen Thrillers gehandelt.

Heute sieht entsprechende Literatur allerdings oft anders aus: Es geht um psychologische Abgründe und moralische Grauzonen, die tiefen Verbrechen treten in Gesprächen zutage, nicht in einem Schusswechsel. Man verwischt absichtlich die Grenzen zwischen „Gut“ und „Böse“ und gesellschaftliche Themen spielen eine größere Rolle.

Die Veränderung ist auf den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel, die Fortschritte in Medizin und Technik, die Globalisierung und die Veränderung der Popkultur zurückzuführen. Gerade Unterhaltungsformate gehen „mit dem Zeitgeist“. Doch auch wenn sich „alte“ Kriminalliteratur heute scheinbar leichter und fiktiver ließ, hält sie ihren Reiz mit spannenden Wendungen und echtem englischen Charme.

 

ISBN: 978-3-752-94608-6

Literatur zur Geschichte des Kriminalromans: Der Kriminalroman (Peter Nusser, 2003)

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