Inhalt
Die Comunidad sind die freien Bauern Tiunas, die ihr Land selbst besitzen. Sie sind genauso Indios wie die Peones, aber werden immerhin nicht von den Weißen als Sklaven gehalten. Die Weißen gehören fast alle zur Erzbaukompanie.
Die Erzbaukompanie will expandieren und braucht dafür das Land der Comunidad — diese wolle aber ihr Land nicht hergeben, denn es ist ihre Lebensgrundlage und das kulturelle Erbe ihrer Ahnen. Das interessiert die Kompagnie herzlich wenig – und als die Comunidad nicht unterzeichnen will, greift die Regierung zu harten Mitteln. Sie werden von der Polizei schikaniert, aus ihren eigenen Häusern vertrieben, ihre Tiere werden getötet.
Doch die Comunidad findet immer kreativere Lösungen und die Regierung und die weißen Großgrundbesitzer müssen schließlich flüchten. Danach ist ihnen jedes Mittel recht. Doch je größer der Druck von außen auf das abgeriegelte Dorf wird, desto enger wächst die Comunidad zusammen. Sie verändern ihre Gemeinschaft — hin zu Inklusion und Gleichberechtigung, zu Mitbestimmung und Demokratie.
El Loco ist nur der “Verrückte”, der immer nur Steinchen in seine Blechdose wirft. Doch er ist das Rückgrad der Heldin der Geschichte, ein Mädchen namens Leben Sie führt mutig die Reformen in der Comunidad ein. Doch mit seinem seltsamen Verhalten schweißt El Loco die Comunidad immer wieder zusammen. Denn egal, in welche Lage gebracht, sie geben nicht auf.
Zum Autor
Alberto Manzi wurde 1924 in Rom geboren und arbeitete als Grundschullehrer. Er konzeptionierte eine revolutionäre Fernsehsendung Non è mai troppo tardi (Es ist nie zu spät), die echten Grundschulunterricht zeigte. Damit wollte er jedem die Möglichkeit eröffnen, Lesen und Schreiben zu lernen. Noch heute sind viele Schulen in Italien nach ihm benannt. Er reiste mehr als 20 Jahre regelmäßig nach Südamerika, um Unterricht zu geben und soziale Projekte anzustoßen.
En général
El Loco behandelt deutlich zu harte Themen für ein Kinderbuch – wir sprechen über Vergewaltigung und gezielte Vertreibung mit Mord. Explizit und unbeschönigt.
Doch vor allem handelt dieses schmale Buch von Hoffnung und beinahe übermenschlichem Mut. Es geht um Menschen, die über sich hinauswachsen, weil sie genau in dem Moment etwas Neues probieren, wo eigentlich alles zerbricht. Die das Richtige tun, auch wenn sie Angst haben.
Es geht um Antikolonialismus, Feminismus und Kollektivismus, um Alphabetisierung und den Aufbau von demokratischen Strukturen. Doch dabei wird nicht einfach mit Schlagwörtern um sich geworfen, sondern ein aktiver Wandel beschrieben, bei dem es Höhen und Tiefen gibt. Es geht darum, wie man friedlich einen Konflikt beendet, wenn die andere Seite nur darauf aus ist, einen endlich zu erschießen. Oder wie man auf Augenhöhe verhandelt, wenn die andere Partei nur auf einen hinabsieht. Besonders fällt auch auf, wie feinfühlig das Buch geistige und körperliche Beeinträchtigungen thematisiert – seiner Zeit weit voraus. Es wird eine Welt vorgestellt, die nicht nur von sich behauptet, inklusiv zu sein, sondern dieses Verständnis lebt, wie es aktiver nicht geht. Die Welt in El Loco ist unserer ähnlich in Gewalt, Hass und Vorurteilen – aber gleichzeitig eine Utopie, die uns zeigt, wie schön es sein könnte, wenn sie ausgeräumt werden.
Der Grundkonflikt des Buches – dass eine Bergbaufirma aus dem globalen Norden Schaden in indigenen Gebieten anrichtet – ist auch ein Problem der heutigen Zeit. Im Themenheft „Blendwerk“ zu Rohstoffen der Heinrich-Böll-Stiftung sagt Sara Larrain zur Bergbausituation in Chile: „[Es] wird also nicht auf Grundlage einer angemessenen Umweltverträglichkeitsprüfung und der Achtung der indigenen und kulturellen Rechte verhandelt, sondern gegen Geld.” Sara Larrain setzt sich seit vielen Jahren in Chile für humanen und möglichst nachhaltigen Bergbau ein. Nachhaltigkeit und Naturschutz hängen eng mit dem Schutz von Menschen zusammen – denn ihre Lebensgrundlagen können davon abhängen. Und zwar nicht nur in den Andenregionen, sondern auch in Chiles Metropolen, wenn Wasserversorgung durch Gletscher gespeist wird.
El Loco ist ein brandaktuelles Buch und stellt nebenbei die kontroverseste Frage unserer Zeit: Wie wollen wir leben? Und: es schenkt Zuversicht.
ISBN: 978-3-499-14920-07 (nur gebraucht erhältlich)
Kostenlos weiterlesen: https://www.boell.de/de/boellthema-22023-blendwerk