Einwanderung nach Deutschland gibt es seit je – die Migration muslimischer Bürger, die man Gastarbeiter nannte, begann Mitte der Sechziger. Der scheidende Verfassungsrichter Udo Di Fabio, ein bildungsaufgestiegenes Kind des Ruhrpotts, mutmaßte, für die Türken, Ägypter, Marokkaner, die zwischen Dortmund und Gelsenkirchen sich anzusiedeln begannen, kam die Deinstrustrialisierung des Landes zu früh – denn im Bergwerk, am Montageband und in der Werkstatt habe Integration traditionell gut funktioniert.
Mag sein – aber weshalb konnte ein dickleibiges Buch von Thilo Sarrazin so ein Bestseller werden? Warum avancierte eine Weltanschauung zur Premiummarke deutschen Alltagsbewusstseins, derzufolge Muslime irgendwie so fast gar nicht ihren Platz in Deutschland finden wollten?
Unsere Frage auf dem Medienkongress, den die taz und der Freitag in Kooperation mit Guardian, perlentaucher, Reporter ohne Grenzen, Le monde diplomatique und der taz Panter Stiftung veranstalten, wird lauten: Wie sind die Bilder vom Klischee in Deutschland konstruiert worden? Wo macht sich Rassismus breit, wo wird über die Berichterstattungen in Funk, Fernsehen und Zeitungen das Klischeehafte erst gestiftet?
Zwei Podien auf dem taz-Medienkongress widmen sich diesem Thema: Unter dem Titel „Die ,Erfindung‘ Neuköllns in den Medien“ stellen die beiden angehenden Abiturienten Yachya Rmeid und Ugur Adigüzel, Schüler am Otto-Hahn-Gymnasium in Berlins Neukölln, ihre Sicht der Dinge dar. Beide sind dem taz-Publikum bekannt – sie waren an der Sonderausgabe der taz Anfang Dezember „Ein schöner Land“ als Autoren im Berlinteil unserer Zeitung beteiligt.
Das andere Podium fragt nicht minder deutlich: „Der Islam und seine Interpretationen – journalistische Problemfälle und wütende Einwände“. Als ReferentInnen konnten wir Patrick Bahners von der FAZ, Jörg Lau von der Zeit und Isabel Schayali, WDR-„Monitor“-Redakteurin und ARD-Tagesthemen-Kommentatorin, gewinnen.
Ein ganz anderes Podium widmet sich jenen Leuten, die sich in Stuttgart und anderswo gegen die Macht der etablierten Medien wehren und Repräsentation und Einflussnahme durch eigene Medien und neue Gründungen versuchen. Das Podium stellt die Frage: „Kommt es zur Ablösung?“ Als Referenten werden unter anderem Wolfgang Molitor, stellvertretender Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, Josef-Otto Freudenreich, ehemaliger Chefreporter der Stuttgarter Zeitung, und der Medienwissenschaftler Hans-Jürgen Bucher teilnehmen.
Der Medienkongress „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“ wird präsentiert von taz und Freitag: Im Berliner Haus der Kulturen der Welt am Freitag, den 8. April ab 18 Uhr und am Samstag, den 9. April ab 9 Uhr. Eintrittskarten gibt es im tazshop oder bei uns vor Ort in der Rudi-Dutschke-Str. 23 in Berlin. Die Karten ksoten 10, 20 oder 30 Euro. Wir stellen es frei, einen dieser Preise zu wählen. Weitere Informationen: www.taz.de/medienkongress