vonWolfgang Koch 27.03.2010

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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»Für mich« schreibt der österreichische Künstler und Dramatiker Hermann Nitsch in seinem voluminösen Seins-Opus, »werden die 10 Gebote immer relevanter, gerade wegen ihrer archaischen Wahrheit«.

Das sind nach den häufig von kirchlicher Seite als Blasphemie ausgelegten Wortdichtungen und unspielbaren Partituren dieses Autors recht erstaunliche Töne. Bei näherer Betrachtung ist allerdings von der moralischen Welt der Juden und Christen kaum noch die Rede. Hermann Nitsch verschiebt, transformiert oder widerruft eine Reihe von tradierten Interpretationen der berühmten mosaiischen Regeln (2. Mose 20 u. 5. Mose 5).

Die Seitenzahlen in den Klammern der folgenden Aufstellung beziehen sich auf Sätze im 2. Band der Philo-Kasette DAS SEIN, Wien/ Graz/ Klagenfurt: Styria 2009.

1. GEBOT

Es gibt kein Außerhalb des Seins (457).  Im Original: Ich bin dein Gott; unpersönliche Götter sollst du nicht haben.

2. GEBOT

Du sollst über das Wesen des Seins nichts aussagen (398). Im Original: Mache dir kein Bild von Gott, missbrauche seinen Namen nicht; folge ihm einfach.

3. GEBOT

Du sollst zutiefst erschrecken, dass du bist; du sollst für kurze Augenblicke die gesamte Dynamik des Seins erfahren (481), und du sollst  Feste feiern, da uns ihre Trivialität eint. (409). Im Original: Arbeite sechs Tage, den Feiertag sollst du heiligen.

4. GEBOT

Du findest Verstorbene, die du geliebt hast, wieder, in dem du Inniges  in der Natur erlebst (415). Im Original: Respektiere, ehre und versorge deine Eltern; bleibe in deiner Heimat.

5. GEBOT

Töten ist unter allen Umständen abzulehnen und nur bezüglich unserer vernünftigen Ernährung mit Fleisch zu erdulden (475). Der Vegetarier kann aus der Raubtierhaftigkeit des Menschen nicht herausspringen (561). Im Original: Du sollst nicht morden.

6. GEBOT

Du sollst andere durchaus sexuell begehren und die Geschlechtsliebe als gesamtmenschliches Phänomen beschauen (449); das macht das Leben schillernder und seinem Fluss gemäß spritziger (624). Im Original: Geh nicht fremd.

7. GEBOT

Nicht zu stehlen, gehört ohnehin zu unserer Natur (624). Im Original: Sei kein Dieb.

8. GEBOT

Rotte die Bereitschaft zur Verlogenheit in dir aus (621) und lasse dir den Blick auf die Wahrheit durch das verbrecherische Mittelmaß der Gesellschaft nicht verbauen (470). Im Original: Verleumde deine Mitmenschen nicht, sage nicht falsch gegen sie aus.

9. GEBOT

Das Sinnliche ist etwas zutiefst Erhabenes und Großartiges, voll großer Geistigkeit (562). Im Original: Finger weg von dem, was anderen gehört.

10. GEBOT

Du sollst dich am Tragischen erfreuen, bereit sein zur Hingabe an die Süßigkeit der Vernichtung (472). Im Original: Verzehre dich nicht nach dem, was andere haben.

© Wolfgang Koch 2010

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https://blogs.taz.de/wienblog/2010/03/27/die_10_gebote_nach_hermann_nitsch_/

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kommentare

  • Hermann Nitsch, der Weltschwein und dreckige schmarotzer als „künstler“! Es ist zum schiessen! Der schwein hat doch Kein Talent weil er ein verjudeter Arschloch ist oder selbst ein primitiver jude ist?!

    ++++

    Warzum du schreiben und nicht grunzen?
    w.k.

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