vonWolfgang Koch 04.01.2012

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Unter dem Titel »Linke Politproletenpanik auch im 22. Bezirk« wendet sich der Donaustädter FPÖ-Gemeinderat LAbg. Toni Mahdalik heute an die geschätzte Wiener Öffentlichkeit. Bereits im Untertitel der Anti-Dreck-Erklärung wird heftig mit der Deutschsprach gejuxt: »FPÖ von faden Fäkalienfestivals unbeeindruckt«.

Um die F-f-F-Stellung perfekt zu machen, hätte es doch eigentlich heißen müssen:  »FPÖ von faden Fäkalienfestivals unbeeinfuckt«, oder?

Zwar wissen wir noch immer nicht, worum es dem starken Mann in der Donaustadt geht, und das erfahren wir auch aus dem Rest der Meldung nur rudimentär: um mehrere Verunreinigungen des geschätzten F-f-Parteiheimes. Aber zur beliebten Wiener Volksbeschäftigung des Schmähens und Schimpfens ist bekanntlich kein Anlaß gering genug. Der Wiener sempert und plärrt ja schon los, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt.

Man höre: »Das Niveau linker Fanatiker ist dort angekommen, wo sich die Umfragewerte von SPÖ und Grünen schon länger befinden – im Keller«. – Nun im Keller, geschätzter Herr Gemeinderat, ist das Niveau eines Fanatikers von Natur aus, da braucht er sich nirgendwohin auf den Weg zu machen. Aber diese begriffliche Tatsache scheint für fanatischen Fanatismusgegner ein schmerzlich blinder Fleck zu sein, und nicht der einzige.

Die F-f-Mann weiter: »Wenn gutmenschelnde Politproleten freudig zu Fäkalien greifen, um Andersdenkende zu bekämpfen, zeigen sie damit nicht mehr und nicht weniger, als dass sie gerne im Dreck wühlen. Nützen wird es den nützlichen Idioten von Rot und Grün sicher nicht, die FPÖ wird ihren stetigen Vormarsch in der Wählergunst ungebremst fortsetzen«.

Die Kunst des freiheitlichen Saubermachens besteht hier allein darin, einen bedauernswerten anonymen Wutakt dem politischen Gegner in die Schuhe zu schieben. Wir wollen nicht gleich Alarm schreien und den Teufel an die Wand malen, aber das wird man ja noch sagen dürfen: mit solchen fiesen Unterstellungen betreiben in der österreichischen Innenpolitik stets die Strache’schen Mannen politische Stimmungsmache.

Dreckanschläge auf ihre Parteilokale kennen etwa auch die Wiener Grünen, zum Beispiel in der Brigittenau, und dort dann mit krakeligen Bekennerschreiben, deren inhaltliche Unflätigkeiten gegen Politikerinnen sich von denen der FPÖ-Pressemeldungen nur unwesentlich unterscheiden.

Schreibenkönnen, sich gekonnt ausdrücken, selbstständig Denken, das fängt mit Lesenkönnen an. Vielleicht sollte Parteichef Strache seinen F-f-Gefolgsmann Mahdalik morgen in die Wipplingerstraße 28 schicken. Dort präsentiert Wiens Amtsführender Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl den »Wiener Lesetests 2012«.

© Wolfgang Koch 2012

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