vonDetlef Guertler 19.12.2008

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Großes Unternehmen, mittelgroßer Auftrag, Rechnung wie vereinbart. Nur leider kein Zahlungseingang wie vereinbart.

Das Unternehmen möchte den nächsten Auftrag erteilen, ich möchte nur gegen Vorkasse annehmen, aber das, sagt der zuständige Abteilungsleiter, mache man grundsätzlich nicht.

Dann wäre es vielleicht besser, die Rechnung des alten Auftrags zu bezahlen, bevor man den nächsten Auftrag vergibt, erwidere ich – mein Vermieter und mein Finanzamt warten ja auch grundsätzlich nicht darauf, dass meine Kunden bezahlen, sondern wollen pünktlich ihr Geld haben.

Ach, ist das noch nicht passiert? Der Abteilungsleiter gibt sich verwundert – er werde das sofort nachprüfen. Schon eine Stunde später hat er geprüft: Da ist tatsächlich etwas liegengeblieben, aber das hat er jetzt geregelt, mit dem nächsten Zahlungsschwung werde meine Rechnung beglichen.

Das war vor zehn Tagen. Wenn diese Zusicherung gestimmt hätte, hätte vorgestern das Geld auf meinem Konto sein müssen. War es aber nicht. Also bei der Honorarbuchhaltung des Konzerns nachgefragt – die weiß nichts von meiner Rechnung. Möglicherweise liege die noch in der Buchhaltung der Tochtergesellschaft, zu der mein Abteilungsleiter gehört. Also dort nachgefragt – ja, da gibt es einen Vorgang, aber der konnte mit dem letzten Zahlungsschwung nicht rausgehen. Aber bestimmt mit dem nächsten, so dass am Heiligabend das Geld auf meinem Konto sein müsste. Ob sie mir das zusichern könne, frage ich nach. Da müsse sie sich erst noch mal schlau machen, sagt sie.

Keine 28 Stunden später ruft sie zurück. Also das täte ihr jetzt leid, zusichern könne sie das nicht, weil sie zwar die Rechnungen buche, aber nicht den Zahlungsverkehr mache, das mache die Honorarbuchhaltung des Konzerns. Und da habe sie nachgefragt, und da lägen jetzt gerade so viele zu bezahlende Rechnungen rum, da könne es sein, dass meine Überweisung noch eine Woche länger dauere. Oder erst im nächsten Jahr ankomme.

Eigentlich erstaunlich, dass für solche Vorfälle (die jeden Tag tausendfach in Deutschland passieren) noch niemand das Wort Zahlungsamoral erfunden hat.

Sollte ich darauf mit Arbeitsamoral reagieren?

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/zahlungsamoral/

aktuell auf taz.de

kommentare