Als ziemlich angegraute traditionssozialistische Organisation ist die Linkspartei nicht allzu eifrig in der Neuwortschöpfung tätig. Dass ich in meinem Jahresrückblick auf 2009 in der WELT den Linken-Chef Oskar Lafontaine gleich mehrere Neuwörter habe prägen lassen (etwa „Volkssturmkoalition“ und „Angela Brüning“), war also durchaus Teil des halbsatirischen Ansatzes dieser Prognose.
Jetzt hat sich Ulrich Maurer mal ein Neuwort einfallen lassen: „Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler werden enteignet, um die Zockerschulden der Commerzbank und ihrer bisherigen Eigentümer zu begleichen“, schreibt der Parlamentarische Geschäftsführer der Linkspartei-Bundestagsfraktion in einer Pressemitteilung zum Staatseinstieg bei der Commerzbank. Den Begriff Zockerschulden könnte er zwar aus dem Katzencontent-Blog von anne1957 übernommen haben, aber so wie ich Linkspolitiker kenne, treiben sie sich nicht auf solchen Seiten herum. Lassen wir ihn also als Maurer’sche Neuwortschöpfung gelten.
Und was passiert, kaum dass man mal ein neues Wort schöpft? Man bekommt Beifall aus einer völlig unerwarteten Richtung. „Es kostet mich einige Überwindung, diesen Satz zu schreiben, aber: Die Linkspartei hat recht“, schreibt Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in der WELT unter ausdrücklicher Bezugnahme auf die Maurer’sche Pressemitteilung.
Als taz-bloggender WELT-Autor sollte ich mir aus Interessenkonfliktsgründen die Diskussion darüber ersparen, ob Döpfner mit seinem Kommentar recht hat. Aber der Linkspartei darf ich bestimmt einen guten Rat geben: Das Verwenden von neuen Wörtern oder gar neuen Gedanken kann zu Zustimmung bei Menschen führen, die weder SED- noch ÖTV-Mitglieder noch Saarländer waren und deshalb eigentlich gar nicht als Linkspartei Sympathisanten zugelassen sind. Also lasst das in Zukunft lieber bleiben!