Guttenberg in Berlin- Steglitz.
Der 48er Bus fährt in Richtung Steglitz. Es ist bitter kalt, die Sonne scheint. Der Bus ist voll, es wird geschubst und gedrängelt. Vor mir sitzen zwei Männer, ein junger und ein älterer. Sie haben ein Thema. Es geht um die Ergebnisse verschiedener Umfragen, ob zu Guttenberg von seinem Amt als Verteidigungsminister zurücktreten soll oder nicht. Der jüngere Mann zeigt sich verblüfft, dass die Umfragen so unterschiedlich ausfallen können und zwar erheblich dafür und erheblich dagegen.
Die beiden Herren steigen mit mir zusammen aus und ich frage sofort den jungen Mann:
„Soll er denn nun zurücktreten?“
Beide wissen sofort, um was es geht.
„Er will nicht zurück treten,“ meint der Junge.
„Ich habe gefragt, soll er zurück treten?“
Der ältere Mann, es ist der Vater des Jungen antwortet.
„Wissen Sie, ich habe in der Schule auch geschummelt, alle haben geschummelt. Wir machen alle Fehler. Er ist ein guter Verteidigungsminister.“
„Was ist denn ein guter Verteidigungsminister?
„Er hat als erster gesagt, dass es sich um einen Krieg handelt.“
„Schicken Sie Ihren Sohn nach Afghanistan?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Gehen Sie dorthin?“
Die Antwort besteht in einer abwinkenden Geste. Dann geht man auseinander.
In diesem kleinen Dialog spiegelt sich die Befindlichkeit der vielen Leute, die immer noch von zu Guttenberg beeindruckt sind. Die Arbeit an einer Doktorarbeit sehen sie auf Schulbankniveau. Sie wissen nicht, was es bedeutet, eine Doktorarbeit zu schreiben.
Ebenso wissen sie nicht, was Krieg ist und sprechen dem Courage und Mut zu, der den Krieg, den Deutschland seit Jahren in Afghanistan führt, auf Druck der Öffentlichkeit plötzlich Krieg nennt.
Ich gehe ins Postamt, um mir einen Nachnahmebrief abzuholen, den der Postbote mir nicht übergeben konnte, da ich nicht zu Hause war. Da mein Name falsch adressiert ist, statt Ernst Volland steht Ernst Voller auf dem Brief, zögert die Postbeamtin mir auf Vorlage des Personalausweises, den Brief auszuhändigen.
„Das sind Sie doch gar nicht, Voller steht hier, Sie heißen aber Volland.“
„Das ist ein Tippfehler, das ist ohne Absicht.“
„Ich darf Ihnen den Brief nicht geben.“
„Das ist schon einmal passiert, Ihr Kollege hat mir den Brief jedoch ausgehändigt.“
Sie denkt nach.
„Na gut, ich mache auch eine Ausnahme, hier, bitte.“
„Dafür gebe ich Ihnen den Doktor.“
Sie schmunzelt, ich bin zufrieden und laufe durch die Kälte nach Hause.
Am Abend treffe ich einen echten Doktor, sogar Professor Dr. . Jedenfalls sagt er, er habe seine Arbeit 100% selbst geschrieben. Wir gehen zu einem Charlottenburger Italiener, trinken Wein und stoßen an auf die Unabhängigkeit der Deutschen Wissenschaft, so will es jedenfalls der Professor Doktor. Ich stoße auf die gute Zusammenarbeit zwischen Bild Zeitung und zu Guttenberg an, die doch auch etwas Erhellendes hat.
Bei Bild-online sprachen sich in einer Umfrage 55% dafür aus, dass Guttenberg sein Amt aufgibt.
Im Bild Printmedium sagen 87%: Ja, wir stehen zu Guttenberg.
Zur Kombi Bild Chefredakteur Kai Diekmann und Verteidigungsminister zu Guttenberg verweise ich auf meinen Taz-blog vom November 2009
http://blogs.taz.de/vollandsblog/2009/11/