Artur Becker hat sich als Wortist betätigt. Der polnische auf deutsch schreibende Schriftsteller, mir bislang nicht bekannt, wurde in der mir wesentlich bekannteren Zeitschrift „Das Magazin“ porträtiert. Unter anderem so:
„Aber so ist unsere Zeit. Unsere Zuhäuser…“ Er blickt kurz fragend auf. „Sagt man so?“ Ist es im 10. Jahr des 21. Jahrhunderts nicht an der Zeit, dass ein Exilant den Plural des Wortes Zuhause erfindet?
Erfinden ist natürlich übertrieben. Vereinzelt haben sich auch schon andere Menschen mit diesem nicht-existenten Plural beschäftigt, den es ähnlich auch beim Begriff Heimat nicht gibt.
Eine gänzlich andere Füllung für das gleiche Sprachloch hat beispielsweise Katharina Gusenbauer im Jahr 2008 in ihrer Keramik-Diplomarbeit „Zuhausen“ (PDF) gefunden:
Zuhäuser stützt sich auf die Pluralbildung von Haus > Häuser. Insgesamt hebt ein solcher Plural das Wort Haus/Häuser meiner Meinung nach zu sehr in den Vordergrund. Das Anhängen eines –s an Wörter wird im Deutschen für Fremd- und Lehnwörter verwendet. Ich finde Zuhauses interessant, habe mich aber für die dritte Variante entschieden. Das Anfügen eines -en an das Wort im Singular ergibt Zuhausen, welches ich schlussendlich auch als Titel gewählt habe. Aus dem einfachen Grund, dass es eine gebräuchliche und einfache Form der Pluralbildung ist. Es kommt dadurch aber noch eine zusätzliche Bedeutung, fast eine eigene Bedeutung zum Wort hinzu. Der Wortteil -hausen ist oft Teil von Orts- und Stadtnamen. Ich kenne das Verb hausen auch als Synonym für wohnen und leben unter ungewöhnlichen und schlechten Umständen. Besonders diese Leseart finde ich sehr interessant und für meine Arbeit passend, was schließlich zur Wahl des Titels geführt hat.
Ich hingegen würde mich hier eher auf die Seite von Becker schlagen: Gerade weil Zuhausen eher verblich klingt, bietet es sich als Substantiv-Plural nicht an.
Oder möchte jemand für Zuhauses plädieren?