vonBlogwart 24.09.2011

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liebe schwestern und brüder,

es ist noch ganz schon frisch hier auf dem domplatz. noch eine stunde warten, dann kommt der papst. wir sitzen auf der pressetribüne und frieren uns den arsch ab, auf deutsch gesagt.

aber ich will noch was ernstes melden: gestern abend hat der papst missbrauchsopfer getroffen. das war geheim gehalten worden, erst nach dem treffen gab es dazu eine presseerklärung.

das war bei den vergangenen reisen des papstes sehr ähnlich: geheimes treffen, danach erst erklärung, dass das treffen statt gefunden hat.

die kirche sagt: das soll die opfer schützen, damit sie nicht von den medien belagert werden. und wer erlebt hat, wie das läuft, ich gehöre ja auch zur meute, der weiß, wie brutal wir journalisten sein können.

ich glaube, das argument der kirche für die geheimhaltung des treffens ist ernst zu nehmen. denn wenn man hier erlebt, wie begehrt es selbst für ziemlich prominente leute in deutschland ist, auch nur ein paar minuten des gesprächs mit dem papst zu bekommen, dann ist das gespräch der opfer mit benedikt XII schon etwas außergewöhnliches.

aber hilft das den opfer, die mit ihm reden konnten? und was ist mit denen, die dazu keine chance hatten, also ca. 99,99 prozent?

die opfer-organisation snap nennt dieses gespräch des papstes mit den opfern jedenfalls eine nicht geglückte geste – das sind jetzt meine worte.

wer einmal mit missbrauchsopfern gesprochen hat (und ein freund von mir ist eines), der weiß, dass solche gesten, und seien sie auch vom papst selbst, wohl nur schwer etwas bringen, zu verwundet sind die opfer noch immer, nach jahren und jahrzehnten.

die verbrechen der priester und kirchenmitarbeiter werden die kirche noch viele jahre belasten – und das leid der opfer ebenfalls, wobei ihr leid natürlich unermesslich viel größer ist.

schreckliches thema!

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