von 16.06.2011

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Der berühmteste und unverblümteste aller südafrikanischen Karikaturisten, John Shapiro, den man besser unter dem Künstlernamen Zapiro kennt, hat angesichts der drohenden Einschränkung der Pressefreiheit in Südafrika wieder einmal ordentlich ausgeholt und in seinem neusten Cartoon recht rabiat illustriert, was er von den ganzen geplanten presseregulierenden Maßnahmen des ANC hält.

Jacob Zuma und die seine Regierung wollen Frau Pressefreiheit vergewaltigen. Die Massenpartei ANC hält sie gewaltsam fest. © Zapiro 2011 | Mail&Guardian

Justitia, geschändet und auf dem Boden liegend, schreit Fräulein Pressefreiheit an, sich bloß zu wehren. Der Cartoon spielt  auf eine ähnliche Zapiro-Zeichnung von 2008 an, in der der südafrikanische Präsident auch kurz davor ist, eine Frau zu vergewaltigen – es ist diesmal „Justitia“ – während seine Verbündeten aus Politik und Gewerkschaft sie auf den Boden drücken. Der “Lady Justitia” Cartoon kam 2008 heraus, als ein laufendes Gerichtsverfahren gegen Zuma auf rechtlich sehr fragwürdige Art und Weise einfach eingestellt wurde – von heute auf morgen – obwohl Zumas Geschäftspartner, die ihm wohl erwiesenermaßen immer wieder höhere Beträge Geld zugesteckt hatten, wegen der selben Korruptionsaffäre schon im Gefängnis saßen.

Zuma und seine Verbündeten – der ANC, die ANC Jugendliga, die Kommunistische Partei Südafrikas SACP und der Gewerkschaftsdachverband Cosatu – vergewaltigen Lady Justitia, das südafrikanische Rechtssystem.  © Zapiro 2008| Mail & Guardian

Das Vergewaltigungssymbol in den zwei Cartoons kommt nicht von ungefähr – Jacob Zuma wurde 2006 der Vergewaltigung angeklagt, wenngleich er vor einem Johannesburger Gericht freigesprochen wurde.  Den Duschkopf, Zumas Erkennungsmerkmal in Zapiros Karikaturen, rührt auch aus diesem Prozess. Während der Gerichtsverhandlung 2006 hatte Zuma zugegeben, mit der Anklägerin ungeschützt geschlafen zu haben, obwohl er sich dessen bewusst war, dass sie HIV positiv ist.

Und als wäre es nicht skandalös genug, dass ein so hochrangiger Politiker – Zuma war zu diesem Zeitpunkt Vizepräsident des Landes – in einem Land, in dem 18% der Bevölkerung und 30% aller schwangeren Frauen mit HIV infiziert sind, öffentlich zugibt, dass er nicht viel von Kondomen hält, fügte er dem ganzen noch hinzu, er hätte sich nach dem Sex abgeduscht, um das Virus “abzuwaschen”. Millionen Südafrikaner haben diesen Prozess in den Medien verfolgt, und man kann nur hoffen, dass sie die Ratschläge des Präsidenten in puncto AIDS-Prävention nicht allzu wörtlich genommen haben.

Und so wurde Zuma 2006 von Zapiro der berühmte Duschkopf verpasst, den Zuma bis heute nicht losgeworden ist.

Die Reaktionen auf den Cartoon sind in Südafrika wieder recht polarisiert, zumal das Vergewaltigungsbild sehr verstörend ist und überdurchschnittlich viele Vergewaltigungsopfer in Südafrika leben. Man stimmt jedoch der Aussage der Zeichnung weitestgehend zu, denn letzten Endes sind es genau solche kritischen und schonungslosen Meinungsäußerungen, die Jacob Zuma und der ANC mit der geplanten “Protection of Information Bill” in Zukunft unterbinden wollen.

Ob Ihnen das allerdings im Zeitalter des Internets trotz Ihrer politischen Macht und rigorosen Gesetzten gelingen wird, steht auf einem anderen Blatt. Es sieht nicht so aus, als ob Südafrikaner gewillt sind, ihre neugewonnene Äußerungsfreiheit so einfach wieder hergeben.

eure elena **

Elena Beis. Fettnäpfchenführer – My Name is not Sisi. Ein deutsches Pärchen reist durch Südafrika. Erschienen März 2010 bei Conbook Medien, 9,95€

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https://blogs.taz.de/zuma_die_sache_mit_der_vergewaltigung/

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