„Ich weiß jetzt, warum Karstadt pleitegegangen ist“, sagte meine Frau, als sie heute vom Einkaufen zurückkam. „Ach ja? Ist dir Thomas Middelhoff im goldenen Rolls-Royce begegnet?“ – „Nein. Ich war bei Lidl und bei Alcampo“, unserem marbellinischen Kaufhaus in der Shopping-Mall an der Autobahn. „Bei Lidl brauche ich 20 Minuten für den gesamten Einkauf, alles steht da, wo es immer steht, und die Aktionsware wechselt zwar, aber der Platz bleibt immer der gleiche. Und bei Alcampo wird ständig umgeräumt, das Angebot ist viel zu groß, und ich brauche mindestens die dreifache Zeit. So wie bei Karstadt eben, wenn es hier einen Karstadt gäbe.“ – „Und das ist dir zu viel? Das war doch früher genau die Lösung: das gesamte Shopping-Erlebnis unter einem Dach, der Besuch im Kaufhaus war fast so etwas wie ein Kino-Besuch.“ – „Das brauche ich aber nicht, oder nicht mehr. Und wann gehe ich schon mal ins Kino?“
Da fiel mir etwas auf. „Wenn du jetzt einen Laden in 20 Minuten abgeshoppt haben willst: Dann ist das ziemlich genau die Zeit, die im Fernsehen zwischen zwei Werbeblöcken liegt!“ – „Und wenn die Werbung kommt, schalte ich um.“ – „Wechselt also den Laden, oder zappst kurz durch die benachbarten Geschäfte, ob sich irgendwo das Hängenbleiben lohnt.“ – „Und das geht bei Kaufhof mit seinem Shop-in-Shop-System besser als bei Karstadt. Kaufhof hat also den Wechsel von der Kino- in die Fernseh-Ära geschafft, während Karstadt immer noch behauptet, großes Kino zu bieten.“
Damit wäre Karstadt also an der eigenen Zuvielfalt gescheitert. Hätte Thomas Middelhoff GDI Impuls gelesen, hätte er schon vor anderthalb Jahren „Wege aus der Zuvielfalt“ finden können. Aber ihm ging es ja eher um die Vielfalt auf dem eigenen Konto. Die sich hoffentlich als Zuvielfalt entpuppen wird.
Gerade fällt mir ein: Die Fernseh-Ära geht ja auch gerade zu Ende. Da wird sich offenbar auch Kaufhof nochmal ganz neu erfinden müssen, um mit seinen Angeboten in der Online-Ära zu überleben. Aber das kriegen wir später.