vonDetlef Guertler 25.08.2011

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Es wird Zeit, sich vom Euro zu verabschieden. Entweder wird das Bundesverfassungsgericht übernächste Woche den Rettungsschirm im allgemeinen zuklappen, oder der Bundestag ein paar Tage später den EFSF-Rettungsschirm im speziellen gar nicht erst aufklappen, oder der Bundespräsident unterschreibt das EFSF-Gesetz nicht oder die bösen bösen Märkte machen schon vorher Schluss: Dass sich vorwiegend südeuropäische Banken gerade besonders intensiv mit US-Dollar eindecken, ist m.E. auf die Spekulation zurückzuführen, dass man als Südi besser da steht, wenn man im Fall des Euro-Crashs ein paar Dollar auf dem Konto hat.

Es wird trotzdem nicht Zeit, wieder die D-Mark zu begrüßen: „Ein Blick in unsere Geschichte genügt, um zu erkennen, dass sich jeder deutsche Alleingang verbietet“, sagt Helmut Kohl in seinem großartigen Interview in Internationale Politik. Ein einseitiges Austreten aus der Eurozone mit Rückkehr zur D-Mark wäre genau ein solcher Alleingang, und ein unkontrolliertes Auseinandersplittern der Eurozone ist zwar angesichts der weiterhin verbrecherischen Ignoranz insbesondere der deutschen Regierung nicht ausgeschlossen, wäre aber für die Europäische Union fatal – dann hätte es Angela Merkel geschafft, ihren unfassbar ahistorischen, apolitischen und aökonomischen Satz vom letzten Dezember wahr zu machen: „Fällt der Euro, fällt auch Europa.“ Dann wären wir zum dritten Mal in einem Jahrhundert die Zerstörer Europas, wenn auch diesmal nicht mit militärischen Mitteln.

Deshalb wird es Zeit, sich auf eine Konstellation mit mehr als einer und weniger als 17 Euro-Währungen einzustellen. Ich plädiere seit geraumer Zeit für zwei Währungen, einen Nord-Euro mit der Kernzone der früheren Hansestaaten und einen Süd-Euro mit der Kernzone der Region mit Mittelmeerklima. Die ausführliche ökonomische Begründung (und ein paar Karten dazu) lässt sich bei Edward Hugh nachlesen: Der Text ist von ihm, die Karten sind von mir.

Zu einer solchen Trennung des Euro in zwei Währungen wird es natürlich sturzgeburtlich übers Wochenende kommen. Für die Frage, welche Länder zu welcher Zone gehören sollten, empfiehlt sich dann ein Vorgehen wie von Edward Hugh vorgeschlagen:

I think the only way to decide who belongs in which group would be to lock all the finance ministers of the Euro Area in a room, and tell them they won’t be allowed out till the issue is decided (they could of course take their mobile phone with them to consult). Then I would send the German representative to one corner, and the Italian one to another, and ask them to try and form groups. Those who either didn’t want to join or weren’t allowed in to either of the resulting groups would be “opt outs”.

Um wenigstens ein bisschen von der an jenem Wochenende anfallenden Arbeit vorab zu erledigen, wäre es prima, wenn wir uns schon mal auf die Namen für Nord-Euro und Süd-Euro einigen könnten. Es können beides völlig neue Namen sein oder olle Kamellen, es können beide umbenannt werden oder nur einer. Letzteres ist mein derzeitiger Favorit, und zwar in zwei verschiedenen Varianten:

– Der Süd-Euro behält den Namen EURO, der Nord-Euro nennt sich solide und unverfänglich GULDEN.
– Der Nord-Euro behält den Namen EURO, der Süd-Euro nimmt als DENAR gleich das Mittelmeer ins Visier.

Aber ich bin überhaupt nicht festgelegt und lasse mich gerne von besseren Vorschlägen überzeugen. Wer bietet mehr?

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