vonzwiespalt 04.11.2024

Zwiespalt der Ordnungen

Von kleinen und großen Herrschaftsverhältnissen, von Zwickmühlen der Realpolitik und den Ambivalenzen ihrer Ordnungsgrundlage.

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Die anstehende Wahl in den USA sollten wir nicht in Termini guter oder schlechter Optionen mit der Hoffnung darauf denken, dass das Gute gewinne und das Böse in ein hinreichend fernliegendes Abseits verbannt. Wir sollten die Wahl nicht als Qual mit Blick auf ein Bangen verstehen, das sich auf die Hoffnung der guten Entscheidung einer Mehrheit stützt, deren Mehrheit bis heute unklar ist und immer noch eine andere sein kann.

Die Qual der Wahl muss vielmehr anzeigen, dass diese Wahl, ja die Wahl selber, die Qual ist, um die es geht, und die wir der Demokratie, als der Demokratie, zumuten.

Diese Wahl zeigt einmal mehr, sie zeigt es aber auch wie keine mehr, dass es sinnlos ist, Demokratie auf sie zu eichen, in ihr zu erschöpfen. Sie zeigt also, dass es undemokratisch ist, Demokratie mit der Wahl zu machen.

In der Wahl steckt nichts, das einer Demokratie bekommt. Im Gegenteil: Durch die Wahl vollzieht sich, was undemokratisch an der Demokratie ist, es tritt durch sie hervor, es wird durch sie verstärkt, was immer schon war – ein Gebären oder Weg der Fixierung politischer Instrumente der Macht als Selbstzwecke ihrer selbst, nicht der Gemeinschaft. Die Wahl durch Volkes Wille ist, wie die Wahl durch Gottes Wille, der Graben der gezogen wird, zwischen den, die herrschen und den die es nicht tun. Jeweils geht die Herrschaft in den Erwählten auf.

Es sollte eine letzte Wahl geben in der Demokratie, eine, die genauso keine ist, wie die Wahl, die es jetzt gibt: Eine Wahl zur Demokratie ohne Wahl, die Demokratie zur Demokratie macht.

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