vonMargarete Stokowski 10.10.2012

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Buddha
Große Ohrläppchen stehen für gute Unterstützerkraft und starke Erholungswerte.

 

Irre ich mich, oder sind hier alle Leute ziemlich euphorisch? In der Straßenbahn vom Hotel zum Messegelände sieht man gleich, wer zur Buchmesse fährt. Alle sind noch ganz frisch. Ich auch. Bin bereit für den ersten richtigen Buchmessetag.

Gleich morgens um zehn möchte ich eigentlich zum ersten Sektempfang des Tages. Beim Vielflieger-Verlag soll es einen „Champagner-Empfang für Freunde und Presse“ geben. Außerdem eine Präsentation zum Kinderbuch „Als das Nashorn fliegen lernte“. Ich bin zwar rechtzeitig in Halle 3.0, finde aber den Stand C103 nicht. Kein Nashorn, kein Champagner. Ist aber nicht schlimm. Ich bleibe sowieso alle zwei Meter irgendwo stehen, weil alles so spannend ist. Wollte eigentlich noch zum „Wake-Up Slam“ bei Arte, bin aber zu beschäftigt mit Rumgucken.

Mein Programmheft ist vollgeklebt mit bunten Zetteln, ich will ganz viele Veranstaltungen sehen. Allein Mittwoch füllt im Programmheft fast hundert Seiten. Es gibt Präsentationen zum Thema „Tabellen auf kleinen Bildschirmen darstellen“, Vorträge über „Die Recherche für Familienfreizeitführer“, die Lesung „Hohi, der Holzhirsch“ und ein ökumenisches Mittagsgebet mit Harfenmusik. Irgendwas verpasst man immer.

Beim Rumgucken treffe ich auf den Stand vom Schirner-Verlag, da gibt es „Gesichtslesen live“. Man kann sich in eine Reihe stellen und bekommt dann einen Termin mit Eric Standop, der behauptet, den Charakter am Gesicht ablesen zu können. Er hat ein ganzes Buch darüber geschrieben. Am Stand sitzt ein goldener Buddha, und gibt auch ein Buch, das „Mit Buddha Tee trinken“ heißt. Toll, Eso-Scheiße, ich stelle mich gleich in die Reihe.

Eric sagt, mein Gesicht ist hübsch und interessant. Klar, muss er sagen, ist sein Job. Meine Pupillen sind sehr groß, das steht für einen Sympathikusnerv und eine dolle Gefühlswelt. Ich hätte große Ideale, sagt er. Aber die materielle Welt, die reale, das sei nicht mein Ding. „Diese Welt ist nicht deine Welt“, sagt er. Oh Gott. Außerdem würden meine Mundmuskeln sich unpassend zu meinem Augenrhythmus bewegen, das heißt, dass ich fremdbestimmt bin. Ich soll öfter mal „Nein“ sagen und nicht immer “Ja” oder „Jein“. Ja, sage ich. „Und gerade kaust du ziemlich stark auf einem Problem herum“ – das ist billig, ich habe gerade auf meiner Unterlippe gekaut! – „das solltest du bald mal loslassen.“ Okay, Eric. Erst mal lasse ich dich wieder los.

Muss weiter zu Arnold Schwarzenegger.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2012/10/10/ich-bin-da-wo-ist-der-sekt/

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