Margarete ist also krank, und ich darf bloggen. Und jede*r aus der taz gerne auch, der/die sich berufen fühlt, beziehungsweise sich auf der Buchmesse rumtreibt und etwas mitkriegt.
Ich bin beflügelt, ich werde Bloggerin! Leider sind die Fußstapfen von Margarete so groß, dass ich nicht loslaufen möchte.
Ich verlasse mein Büro und sage: „Tschüss, bis Montag.“ Die Kolleg*innen sagen: „Dann wirst du eine berühmte Bloggerin sein.“ Ich antworte: „Vielleicht komme ich dann gar nicht mehr rein. Oder nur, um meine Fische abzuholen.“ „Weil du von Spiegel Online abgeworben worden bist?“ „Genau.“
Kollege I. zeigt mit dem Finger auf das Papier, welches hinter meinem Platz hängt: „Herzlichen Glückwunsch zum neuen Chefredakteur. Nun wird sich einiges ändern und Karten neu gemischt. Deine Chance?“ Dieser Zettel lag vor zweieinhalb Jahren, als Georg Löwisch taz-Chefredakteur wurde, auf meinem Platz. Und auch noch auf einigen anderen Plätzen. I. sagt: „Da wird dann stehen: Herzlichen Glückwunsch zur neuen Bloggerin-Karriere!“. Ich muss rennen, der Zug fährt gleich und mein Koffer ist so schwer.
Ich habe Turnschuhe aus der Kollektion einer deutschen Unternehmerin für einen Discounter an. Ich frage einen Freund, ob ich damit meinen ersten Blogeintrag beginnen soll. Dass ich mich nicht bereit fühle, weil ich solche untazzigen Schuhe trage.
Er sagt: „Ganz am Ende geht das. Das ergibt eine schöne Fallhöhe. Aber nenn nicht ihren Namen, sonst wirds ja gleich Werbung.“ Tja, ich verwurste die Schuhe jetzt schon in der Mitte des Beitrags und am Ende fällt also nichts aus hoher Höhe.
Er will mir weiter helfen: „Eine Digitalministerin ohne Befugnisse, ein Heimatminister ohne Sinn, eine Generation von Hartz4-Empfängern – und dazwischen eine Buchmesse, die für wen eigentlich da ist?“ Vielleicht sollte er den Blog übernehmen.
Kann die Buchmesse denn politisch sein? Wie wirkt es sich aus, dass Angela Merkel heute zur Kanzlerin gewählt wurde? Ich gehe später zur Eröffnung in’s Gewandhaus. Da werde ich gucken, wie politisch das alles ist. Wenn ich mit meinen glänzenden Hologramm-Turnschuhen überhaupt reinkomme.
Nicola Schwarzmaier
[…] Koffer. Für die Turnschuhe an meinen Füßen habe ich mich aber bewusst entschieden – schon aus Solidarität zu meiner Kollegin. Denn die Grippewelle lässt uns jetzt nicht nur spontan zu Bloggerinnen werden, sondern auch zu […]