vonAchmed Khammas 09.08.2011

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

Mehr über diesen Blog

Was soll man von einem Buch erwarten, dessen Titel Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes lautet?! Überaus seltsame Personen, verwickelte Handlungen, durchgeknallte Gläubige und kosmische Intrigen? Genau diese gibt es in dem Buch von Uwe Post… und noch viel, viel mehr. Schließlich ist Walpar ein Weltraumdetektiv, der den Auftrag erhält, Licht in das Dunkel zu bringen. Was im ersten Schritt bedeutet, etwas Dreck unter dem Nagel des im Orbit schwebenden Zeigefingers herauszukratzen und ins Labor zu bringen. Ist doch logisch, oder?

Das Buch erhält den Kurd-Lasswitz-Preis 2011 in der Kategorie Bester deutschsprachiger Roman und ist für den Deutschen Science Fiction Preis 2011 in der Kategorie Bester Roman nominiert… was aber niemanden davon abhalten sollte, das Buch selbst zu lesen! 🙂

Meine Lieblingsfigur in dem rasanten Roman, in dem es auch unzählige cineastische Anspielungen gibt, ist Kerbil, der vorlaute Neffe Walpars. Denn dieser hat es faustdick hinter den Ohren – sofern er seinen dazwischen liegenden Kopf nicht gerade mit blauen Psychips vollknallt.

Daher: Lieber Uwe: Bitte, bitte, mehr Kerbil!!


Wesentlich ernster – sowohl vom Thema als auch vom Inhalt her – ist der Debütroman Alles bleibt anders von Siegfried Langer. Im klassischen Stil der Parallelwelt-Romane wird zum X-ten Mal durchgespielt, was wäre wenn … Hitler gesiegt hätte. Oder wenn dessen Leben völlig anders verlaufen wäre.

Ich erinnere an dieser Stelle nur an die berühmtesten Romane dieses ganz speziellen Genres: Das Orakel vom Berge (Philip K. Dick, 1962), Wenn das der Führer wüßte (Otto Basil, 1966), Der stählerne Traum ( Norman Spinrad, 1972), Geschichte machen (Stephen Fry, 1996) usw. usf.

Ich denke, es gibt sicherlich Hunderte dieser Romane, auch wenn mir selbst nicht mehr als ein knappes Dutzend aus eigener Anschauung bekannt ist. Und jetzt noch einer?! Jawohl! Denn er ist gelungen, auch wenn der Autor die technischen Elemente des Wechselns zwischen den Parallelwelten eher nebensächlich behandelt. Denn viel interessanter ist die Welt des Frank Miller, in der 2008 noch Pferdedroschken über den Potsdamer Platz rattern, oder jene andere, in der Berlin tatsächlich der Welthauptstadt Germania weichen mußte. Erschreckend, bedrückend, erhellend und sehr, sehr spannend! Nichts für schwache Nerven, aber sehr zu empfehlen.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/datenscheich/2011/08/09/literatur_herumfingernd/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert