Drei Männer im Alter von 30, 34 und 38 Jahren wurden am Wochenende (30.11./01.12.2013) im Stadtgebiet von Nürnberg aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass sie durch den Konsum von Drogen gestorben sind. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken am 3. Dezember 2013 in einer Pressemitteilung verkündete, spreche in allen drei Fällen die Auffindesituation und das Vorhandensein von Rauschgiftutensilien für den Konsum von Drogen. Auch waren die Männer als Betäubungsmittelkonsumenten bekannt. Die Polizei zählte bislang 27 „Drogentote“ im Stadtgebiet Nürnberg für das Jahr 2013. Somit entfallen dieses Jahr auf 100.000 Einwohner in Nürnberg 5,5 „Drogentote“.
Es kommt immer wieder vor, dass innerhaslb von wenigen Tagen gleich mehrere Personen aufgrund ihres Drogenkonsums versterben. Ursache ist meistens ein hoher Reinheitsgrad des applizierten Stoffes, so dass die Konsumenten eine zu hohe Dosis injizieren. Ja, Heroin auf dem Schwarzmarkt ist fast immer gestreckt und der Reinheitsgrad des auf der Straße angebotenen Heroins beträgt derzeit meistens nur 10 bis 15 Prozent.
Als in Bremen im Januar 1997 an wenigen Tagen fünf Junkies an hochdosiertem Heroin (Reinheitsgrad 60%) starben, ermöglichten Politik und Justiz für die Dauer von zehn Tagen die Untersuchung von Heroin, sprich Drug-Checking für Heroin. Damals forderte die Bremer Gesundheitssenatorin Christine Wischer (SPD) eine Gesetzesänderung auf Bundesebene, um solche Analysen zu ermöglichen. Stattdessen hat dann die rot-grüne Bundesregierung bei einer Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2000 Substanzanalysen in Drogenkonsumräumen (Fixerstuben) explizit untersagt. Als in Bremen an Pfingsten 2013 innerhalb von wenigen Tagen fünf Heroinkonsumenten ums Leben gekommen sind geschah in dieser Richtung überhaupt nichts. Und bis heute heißt es in den Medien, wie z.B. bei Radio Bremen, dass die Polizei noch immer nicht wisse, was die Ursache dieser Häufung von Todesfällen war. Die Opfer verband, dass sie alle aus der ehemaligen Sowjetunion stammten. Die Todesfälle wurden aus Wohnungen im gesamten Bremer Stadtgebiet gemeldet.
Im Jahr 1997 gab es in Deutschland in Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover Fixerstuben. In Bremen gab es damals wie heute keine Fixerstube. Damals war Horst Seehofer (CSU) Gesundheitsminister und Eduard Lintner (CSU) war Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Für den Bundesdrogenbeauftragten Lintner wie auch für den Vorsitzenden der Münchner CSU, Peter Gauweiler, waren „Legalisierungsprogramme“ wie die Einrichtung von Fixerstuben „makabere Menschenversuche“. Sie scheuten sich nicht durch ihre Rhetorik, die Ärzte und Mitarbeiter der Drogenhilfe, die in Fixerstuben die Abhängigen betreuten, wie auch die politisch Verantwortlichen für die Fixerstruben in Frankfurt am Main, mit den schlimmsten Verbrecher des Naziregimes auf eine Stufe zu stellen. (Süddeutsche Zeitung vom 2./3. Oktober 1997).
Die CSU ist sich in Sachen Drogenpolitik treu. Auch heute gibt es in Bayern keine Fixerstuben, obwohl dies Drogenfachleute aus dem Hilfesystem seit Jahrzehnten fordern. Und so ist Bayern heute der Flächenstaat in Deutschland mit der hochsten Zahl an „Drogentoten“ in Relation zur Einwohnerzahl. Und auch sonst ist die repressive Linie in Bayern hoch im Kurs. So berichtete die Allgäuer Zeitung am 26. November 2013 unter dem Titel „Gegen den Rausch: Vergabe von Methadon ist für Ärzte ein rechtliches Risiko“, dass es in Kempten dieses Jahr bereits sechs „Drogentote“ gegeben habe und dass dies die höchste Zahl seit 10 Jahren gewesen sei. Zudem hätten Ärzte und Betroffene bereits seit längerem vor diesem Anstieg gewarnt. Da Kempten nur 64.600 Einwohner hat, entspricht dies einer Quote von 9,3 „Drogentoten“ pro 100.000 Einwohner.
Wörtlich heißt es zur Situation in Kempten in den Allgäuer Nachrichten: „Ein Grund könnte sein, daß die Vergabe des Substitutionsmittels Methadon für Ärzte rechtlich immer schwieriger wird. Im Allgäu wurden in diesem Jahr sogar Ärzte wegen falscher Vergabe des Mittels verurteilt. Viele schrecken daher vor der Behandlung zurück. Die Folgen haben die betroffenen Patienten zu tragen: sie haben es immer schwerer, Hilfe zu finden.“
In Nürnberg gab es pro 100.000 Einwohner in diesem Jahr bereits 5,5 „Drogentote“, in Kempten sogar 9,3. In keiner deutschen Großstadt gab es im gesamten Jahr 2012 so viele „Drogentote“ in Relation zur Einwohnerzahl. Dennoch bleiben die Behörden in Bayern absolut lernresistent, setzen nach wie vor primär auf repressive Maßnahmen und verhindern die Etablierung von Maßnahmen zur Schadensminderung wie beispielsweise Fixerstuben.
„Drogentote“ pro 100.000 Einwohner im Jahr 2012
3,5 Essen
3,5 Mannheim
3,2 Berlin
3,0 Frankfurt am Main
2,9 Köln
2,7 Hamburg
2,5 Nürnberg
2,5 München
2,3 Bremen
1,8 Stuttgart
1,5 Düsseldorf
0,7 Dortmund
0,6 Hannover
Vergleiche hierzu den Beitrag in diesem Blog vom 30.12.2010: Die Tragödie von Nürnberg und den Beitrag vom 25.07.2013: Der inszenierte Drogentod
[…] Die CSU und der Drogentod [30.12.2010] Die Tragödie von […]