von 07.03.2009

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

Mehr über diesen Blog

frauentaz Die heutige taz-Ausgabe hat den Titel „Der neue Sexismus“ und in dem zwölf Seiten starken Dossier zum internationalen Frauentag schreibt Heide Oestreich über die Ergebnisse einer Umfrage unter uns taz-Redakteuren: Wie viele von uns benutzen eigentlich das „Binnen-I“ in ihren Texten? Wie viele von uns schreiben also zum Beispiel von „PolitikerInnen“? Wie viele benutzen dagegen lieber Wendungen wie „Politikerinnen und Politiker“? Und wie viele schreiben einfach nur von „Politikern“ und gehen davon aus, dass Frauen dann mitgemeint sind?

Das Ergebnis: Unter den 125 taz-Mitarbeitern, die bei der Umfrage mitgemacht haben, gibt es eine bunte Mischung. Nur eine Person benutzt immer das Binnen-I. 40 tazler benutzen es häufig, suchen aber auch nach Alternativen (z.B. „Studierende“). Zwölf benutzen es nur an einzelnen Stellen, wo es ihnen besonders wichtig ist. 26 benutzen das Binnen-I nicht, suchen aber Alternativen. Zwei finden, dass das Binnen-I die Zweigeschlechtlichkeit zementiert und andere Geschlechter diskriminiert. 44 benutzen das Binnen-I nicht und suchen auch nicht nach Alternativen.

Ich arbeite als Redakteur im Berlin-Ressort, wo ich zusammen mit einem Kollegen über die Landespolitik schreibe. Und ich gehöre zu den Redakteuren, die das Binnen-I nie verwenden. Der Grund: Ich glaube, dass mehr Leser darüber stolpern, wenn es im Text so ein Binnen-I gibt, als wenn es fehlt. Ich glaube: Durch das Binnen-I wird es etwas unhandlicher, meine Texte zu lesen.

Ich beschäftige mich in meinen Texten oft mit eher trockenen und komplizierten Themen. Und ich bin dabei Verständlichkeitsdogmatiker. Mein oberstes Ziel ist es, meine Texte den Lesern so leicht wie möglich zugänglich zu machen. Ich glaube: Das Binnen-I würde das etwas erschweren.

Meine Position ist aus zwei Richtungen angreifbar. Einmal kann man meine Annahme bezweifeln, dass wirklich mehr Leser darüber stolpern, wenn es im Text so ein Binnen-I gibt, als wenn es fehlt. Ich kann diese Annahme auch nicht belegen. Empirische Untersuchungen zu der Frage kenne ich nicht. Zweitens kann man meine normative Entscheidung, wonach das oberste Gebot die Verständlichkeit ist, angreifen. Man könnte stattdessen auch begründen, warum es wichtiger ist, ein politisches Zeichen zu setzen. Warum das Stolpern über das Binnen-I geradezu erwünscht ist. Oder warum es wichtiger ist, keine Sprache zu verwenden, durch die sich viele Menschen ausgegrenzt fühlen.

Heide Oestreich schreibt in ihrem Artikel, das Binnen-I sorge „offenbar für besondere Erregung. Jedenfalls fühlen sich die einen durch diesen ‚Stolperstein‘ angeregt, die anderen dagegen extrem belästigt.“ Ich gehöre da offenbar einer Minderheit an, denn für mich ist das Binnen-I keine besonders wichtige Frage. Ich habe zwar eine Haltung zum Binnen-I und ich kann sie auch begründen. Aber ich beanspruche nicht, dass meine Position die bessere ist. Wenn jemand anders zu anderen Schlüssen kommt und das Binnen-I verwendet, dann habe ich da kein Problem mit. Ich selbst würde es auch verwenden, wenn ich überzeugt wäre, dass es für die Leser verständlicher ist. Ich würde es auch akzeptieren, wenn eine deutliche Mehrheit der taz-Redakteure entscheiden würden dass eine Sprache, von der sich niemand ausgegrenzt fühlt, für die taz das oberste Gebot ist und wir daher alle das Binnen-I verwenden. Ich bin da einfach recht leidenschaftslos.

Übrigens werde ich wieder leidenschaftlich, wenn es um Vergewaltiger mit k.o.-Tropfen geht, um die diskriminierende Schlechterbezahlung von Frauen oder um die zu niedrigen Zuschüsse des Senates für Frauenprojekte, die dadurch ihre Arbeit nicht mehr so gut machen können, wie es notwendig wäre. Aber die Debatte um das Binnen-I ist keine, die mich sonderlich bewegt.

Und jetzt bin ich natürlich gespannt auf die Meinungen unserer Leser. Also: Was ist Ihre Position?

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausblog/warum-ich-kein-binnen-i-benutze/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Unsere Sprache kennt „männliche“ und „weibliche“ Hauptwörter, und es liegt für Laien nahe, diese mit den biologischen Geschlechtern, Männern und Frauen, zu verbinden. Der Artikel „der“ bezeichnet danach männliche (masculine) Wörter und männliche Wesen, der Artikel „die“ weibliche (feminine) Wörter und weibliche Wesen. Das erschien immer logisch und nachvollziehbar, denn man sagt ja „der Mann“ und „die Frau“. Diese Annahme ist aber dennoch falsch, die grammatikalischen Geschlechter sind eben nicht mit den biologischen Geschlechtern identisch.
    Eigentlich sieht man es schon daran, daß die Sprache auch noch einen sächlichen Artikel (das Neutrum) kennt, nämlich „das“. Da es aber in der Wirklichkeit kein sächliches Geschlecht gibt, kann man grammatikalische Geschlechter eben nicht mit biologischen kombinieren. Gerade das angebliche sächliche Geschlecht ist oft gar nicht sächlich, denn „das Kind“, „das Baby“ oder „das graue Männchen“ im Märchen, „das Mädchen“ oder „das Fräulein“ sind jeweils Wesen mit biologischen Geschlechtern, was im Artikel „das“ gar nicht vorkommt. Wäre das grammatikalische Geschlecht mit dem biologischen identisch, müßte man doch auch in der Einzahl „die Mädchen“ oder „die Fräulein“ sagen, sonst spricht man ihnen ja ihre Weiblichkeit ab und macht sie zu einer Sache, da ja hier der sächliche Artikel „das“ steht.
    Wir sagen, wenn wir eine Katze sehen, „die Katze“, auch dann, wenn es sich um einen Kater handelt, wir benutzen also ein sog. „generisches Femininum“, also ein grammatikalisch weibliches Wort für alle Geschlechter in der Tierart der Katze. Wir sagen „die Maus“ auch dann, wenn wir gar nicht wissen, ob es ein „Mäuserich“ ist oder eine weibliche Maus. Wir sagen „die Enten“ auch wenn Erpel dabei sind. Wir sagen „die Giraffe“, „die Mücke“, „die Fliege“, „die Amsel“, „die Drossel“, „die Bachstelze“, „die Nachtigal“, „die Unke“, „die Eidechse“, „die Hyäne“, ohne deren Geschlecht zu kennen. Auch bei den Tieren gibt es ein generisches Neutrum, „das Nashorn“, „das Krokodil“, „das Pferd“, „das Rind“, „das Schaf“ usw.
    Und erst recht zeigt sich bei Gegenständen, daß das grammatikalische Geschlecht nichts mit einem tatsächlichen, biologischen Geschlecht zu tun hat. Oder ist „der Tisch“ männlich? Vielleicht weil seine Beine phallisch mißdeutet werden könnten oder sein Holz hart ist? Und „die Seife“ ist dann weich und wohlriechend, also weiblich? Spätestens bei einer Kanne klappt diese Zuordnung nicht, denn wir sagen „die Kanne“, obwohl sie aus hartem Porzellan besteht und ihr Gußschnabel doch eher phallisch und männlich wirken könnte. Unsere Sprache hat für alle Dinge Artikel und teilt sie damit in masculin, feminin und neutrum ein, auch da, wo es sich nicht um Lebewesen handelt. Der Teller, die Tasse, der Löffel, die Gabel, das Messer – uns erschließt sich nicht, warum ein Löffel männlich und eine Gabel weiblich sein sollte. Hand aufs Herz, denkt man bei „Löffel“ irgendwie an Männliches und bei Gabel an Weibliches? Verbindet man „Tisch“ mit Männlichem und Komode mit Weiblichem? Wahrscheinlich nicht. Es sind feststehende Begriffe, und niemand bringt da Vorstellungen von biologischen Geschlechtern mit hinein; auch niemand würde hier überhaupt nachzählen, ob es mehr grammatikalisch männliche oder grammatikalisch weibliche Dinge gibt.
    Es bleibt die Frage, wer den Artikel „der“ als masculin definiert hatte. Wäre es nicht denkbar, daß dieser Artikel in Wahrheit feminin oder neutrum ist und nur unsere Definitionen willkürlich waren? Sie gingen nämlich von der Grundform in der Einzahl (nominativ singular) aus. Weil in dieser Form die Bezeichnungen für männliche Wesen mehrheitlich den Artikel „der“ haben, wurde der Artikel per Definition als „masculin“ erkannt. Warum aber ging man von der Grundform in der Einzahl aus, wäre nicht die Mehrzahl genauso möglich gewesen, vielleicht noch besser geeignet, die Zuordnung eines Artikels zu einem Geschlecht zu definieren? Wenn man eine ganze Gruppe von Männern bezeichnen will, dann müßte der dafür nötige Artikel doch unbedingt „männlich“ sein. In der Grundform in Mehrzahl (nominativ plural) sagen wir bekanntlich „die Männer“ – also könnte auch der Artikel „die“ der masculine Artikel sein, wenn wir unsere Definition statt von der Einzahl von der Mehrzahl genommen hätten. Ich will mit diesem Beispiel nur zeigen, daß es eine willkürliche Festsetzung war, die „der“ als masculin und „die“ als feminin definierte.
    Was die angeblich masculine Endung „-er“ (in „Lehrer“ oder in „keiner“) betrifft, so geht sie auf die lateinische Endung „-ari-“ (z. B. in „Instrumentarium“) zurück und ist selbst keine auf ein Geschlecht festgelegte Endung, ist also „geschlechtsunspezifisch“.
    Es gibt genug Beispiele dafür, daß auch der feminine Artikel für alle biologischen Geschlechter stehen kann, sowohl in der Einzahl, als auch in der Mehrzahl. Das Beispiel „die Katze“, „die Katzen“ hatte ich bereits gebracht; „die Person“ kann männlich oder weiblich sein, „die Personen“ auch. „Die Lehrkraft“ ist ein feminines Wort und steht doch für alle biologischen Geschlechter. Viele weitere Beispiele sind möglich, z. B. „die Mitglieder“ (Einzahl sächlich: „das Mitglied“). Es ist also nicht immer so, daß der masculine Artikel „der“ für beide biologischen Geschlechter steht; manchmal steht auch der feminine Arikel für die biologischen Geschlechter, und manchmal wie erwähnt sogar der sächliche Artikel.
    Was von den Gender-Befürwortern immer wieder geflissentlich übersehen und übergangen wird, sind die Beugungsformen in die vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ und Accusativ). Aus „die Katze“ wird dann im Dativ „der Katze“ wenn man sagt: „Ich gebe Futter ,der Katze‘.“ Ist eine Katze nun auf einmal männlich, zum Kater geworden, da sie plötzlich den männlichen Artikel bekommt? Eher nicht. Oder „die Dame“: „Bietet ,der Dame‘ doch bitte einen Stuhl an“ – da ist nun der masculine Artikel für ein weibliches Wesen verwendet, genauso bei „die Frau“ wechselt der Artikel im Dativ zu „der Frau“ („der Frau geht es gut“).
    Diese Beispiele zeigen, daß die grammatikalischen „Geschlechter“ nichts mit den biologischen zu tun haben. Artikel wechseln in den grammatikalischen Fällen hin und her. Es gibt daher keinen Grund, Wörter mit einen grammatikalisch masculinen Artikel zu ersetzen oder zu verweiblichen; ja, es ist reine Definitionsfrage, den Artikel „der“ überhaupt als masculin zu sehen. Vielleich wäre eine Einteilung der grammatikalischen Artikel statt in masculin, feminin und neutral in Artikel A, B und C besser.
    Man hätte das „generische masculin“ mit dem Artikel „der“ besser in ein „generisches plenus“ (eine „alles umfassende Form“) umnennen sollen, dann wäre auch dem letzten Genderbefürwoter klar, daß diese Form alle biologischen Geschlechter umfaßt, und nur dort, wo der Artikel „der“ allein männliche Wesen bezeichnet, sollte man dann vom „masculinen Artikel“ reden. Also:
    Der Mann (masculin, m);
    Die Frau (feminin, f);
    Das Haus (neutrum, n);
    Der Bäcker (generisches plenus, mit masculinem Artikel);
    Die Katze (generisches plenus, mit feminien Artikel);
    Das Kind (generisches plenus, mit neutrum-Artilel);
    In der deutschen Sprache steht in der Regel die grammatikalisch masculine Form für beide biologischen Geschlechter. Das war schon immer so und ist unsere Sprachtradition. Wäre es anders, wären Frauen nicht unter der masculinen Bezeichnung „Mensch“ mitgemeint, und es müßte ein „Menschin“ verwendet werden. In der DDR war es noch ganz normal, vom „Minister für Volksbildung Margot Honecker“ oder dem „Minister für Justiz Hilde Benjamin“ zu reden. Ja, eigene weibliche Berufsbezeichnungen waren geradezu verpönt, da sie das Geschlecht unnötig in den Vordergrund stellten und damit einen Unterschied betonten, den man in der DDR nicht wollte. Es gab keinen „ArbeiterInnen und BäuerInnen-Staat“.
    Heutige Politiker und Medien, die die Zuhörer mit „Liebe Bürger und Bürgerinnen“ bezeichnen, offenbaren also nur ihre Ahnungslosigkeit von unserer Sprache. Das Wort „Bürger“ umfaßt ja bereits männliche und weibliche Bürger; eines „-innen“ bedarf es nicht, zumal der Begriff ja sogar den weiblichen Artikel trägt: „die Bürger“ (nur in der Einzahl in der Grundform nicht: „der Bürger“). Auch ist die „-Innen“-Form aus einer ursprünglichen Verkleinerungsform entstanden, also nicht gerade ideal zur Bezeichnung selbständiger Frauen. Und bei vielen Begriffen wird durch die angehängte „*innen“-Form die männliche und neutrale Grundform verstümmelt: „Polizist*innen“ nimmt dem „Polizisten“ die „-en“-Endung, genauso bei „Ärzt*innen“ oder „Jüd*innen“, wo auch noch der Umlaut falsch steht.
    Die Gesellschaft für deutsche Sprache widerspricht allerdings seltsamerweise der Tatsache, daß das grammatikalische Geschlecht nicht mit dem biologischen identisch sei und bringt ein nicht überzeugendes Beispiel:
    »So gibt es zum Beispiel durchaus Fälle, in denen das natürliche Geschlecht sprachlich ausschließlich durch das Genus festgestellt werden kann (der Berechtigte vs. die Berechtigte).«
    Es mag ja zutreffen, daß in wenigen Einzelfällen (z. B. auch: Der Richtige, die Richtige) ein mögliches Geschlecht nur durch den Artikel erkennbar wird, aber das ist wohl eher der Gewohnheit der Sprachnutzung zu verdanken; das Beispiel der GfdS überzeugt nicht, da es sich ja bereits um ein durch Gendersprache verändertes Verständnis handelt. Früher sagte man nämlich für beide Geschlechter „der Berechtigte“: „Lieschen Müller ist einer der Berechtigten“, „Lieschen Müller ist der Berechtigte“, „Max Mustermann ist einer der Berechtigten“. Die Unterscheidung war früher gar nicht üblich. Man kann einen durch Genderei veränderten Sprachgebrauch nicht dazu hernehmen, um darauf aufbauend nun weitere Gendereien zu begründen.
    In der englischen Sprache gibt es keinen Genderwahn, obwohl auch dort hauptsächlich die männliche Form für beide Geschlechter verwendet wird. So ist der Artikel „the“ nur unser norddeutsches „de“ als Verkürzung von „der“ (und nicht „die“).
    Es gibt im Englischen selten auch weibliche Formen, etwa „God“ (Gott) und „Goddess“ (Göttin), „actor“ und „actress“ (Schauspieler und Schauspielerin). Aber allgemein steht dort immer die männliche (eigentlich: allgemeine) Form wie z. B. „teacher“. Feminin wäre „teachess“ – das gibt es aber bisher nicht.
    Im Englischen will man die Gleichberechtigung dadurch fördern, daß man unterschiedliche Bezeichnungen für die Geschlechter gerade vermeidet. Alle, die in England als Schauspieler tätig sind, werden als „actor“ angesprochen; die weibliche Form „actress“ gilt als verpönt. Weibliche Schauspieler wollen genauso behandelt und bezeichnet werden, wie ihre männlichen Kollegen. Würde man die weibliche Bezeichnung wählen, fühlten sie sich auf ihr Geschlecht reduziert oder als Teilmenge (weibliche Schauspieler in der Gruppe aller Schauspieler) stigmatisiert. So beschloß der „Guardian“ – die englische Zeitung der feministischen Linken – nur noch das Wort „Actor“ zuzulassen und „Actress“ zu streichen. „Actress“ komme genau wie „authoress“, „comedienne“, „manageress“, „lady doc-tor“, und umgekehrt „male nurse“ aus einer Zeit, in der Berufe größtenteils von Männern ausgeübt wurden. Diese gegenderten Berufsbezeichnungen sollten heute, wo die Berufe allen Geschlechtern offenstehen, nicht mehr verwendet werden. Die Briten wollen Gleichbehandlung der Geschlechter dadurch erreichen, daß sie in der Sprache diese Geschlechter auch gleich bezeichnen, ganz anders, als die Gender-Befürworter es bei uns machen wiollen, wo gerade die Unterschiede betont werden.
    Derzeit bezeichnet das generische Masculin alle biologischen Geschlechter. Durch die häufige Verwendung gegenderter weiblicher Formen aber verliert das generische Masculin seinen neutralen Aspekt und wird allein auf das biologisch männliche Geschlecht reduziert und fixiert. Damit aber wird den Frauen die Möglichkeit genommen, sich geschlechtsneutral bezeichnen zu lassen, denn nun sind sie aus der Allgemeinform (generisches Masculin) ausgeschlossen, genauso wie weitere Geschlechter. Die Gendersprache bereichert also Frauen nicht, sondern nimmt ihnen etwas weg, nämlich die (grammatikalisch mascukline) Allgemeinform. Sie werden als „Frauen“ stigmatisiert und ihr Geschlecht wird unnötigerweise immer überbetont, als ginge es darum, Teilnehmerinnen für eine Partnervermittlungsagentur zu suchen. Die Schriftstellerin Nele Pollatschek schrieb (im Berliner „Tagesspiegel“ vom 30. 8. 2020):
    »Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch. Ich sage leider, denn Menschen, die Gendern sind grundsympathisch. Wer gendert, tut das in der Regel, um auf sprachliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.«
    Statt der ungeliebten Doppelanreden („Bürger und Bürgerinnen“) werden Wortformen vermeintlich neutraler Art verwendet. Man spricht nun von: „Studierenden“ statt von „Studenten und Studentinnen“, weil man „Student“ als allein männlich wähnt, und übersieht, daß „Student“ ein Stand ist, „Studieren“ aber eine Tätigkeit. Man kann Student sein, ohne zu studieren, z. B. in den Semesterferien oder wenn man sein Studium zeitweilig unterbricht. Wir finden weiter „Demonstrierende“ statt „Demonstranten“, „Lehrende“ und „Lehrkräfte“ statt „Lehrer“, „Autofahrende“ statt „Autofahrer“ oder „Radfahrende“ statt „Radfahrer“; sogar „Zu Fuß Gehende“ statt „Fußgänger“ verdanken ihre Existenz dem Gendern. Was, wenn über bei Unfällen gestorbene Radfahrer berichtet werden soll, sind es dann „tote Radfahrende“? Fahren da Verstorbene auf Fahrrädern herum? Und die „Fußgänger-Ampel“ wird zur „Zu Fuß gehende Ampel“? Wohin geht diese Ampel nur? Bei dem „Wählende“ statt „Wähler“ wird wieder übersehen, daß wir Bürger einer Demokratie immer „Wähler“ sind, aber nur alle 4 Jahre auch „Wählende“, denn die Tätigkeit des Wählens geschieht hier nur alle 4 Jahre. Somit sind solche Versuche immer auch inhaltlich falsch. Präsident Trump warf seinen Gegnern vor, daß diese auch Stimmen längst verstorbener Menschen verwendet hatten. Sind das dann „tote Wählende“?
    Es gibt in unserer Sprache also keine biologisch „männlichen“ oder „weiblichen“ Wörter, sondern nur laufend wechselnde Artikel (der, die, das) für alle biologischen Geschlechter und geschlechtslose Dinge. Unsere Sprache ist also durchaus neutral, weder „geschlechtergerecht“ noch „geschlechterungerecht“ und deswegen gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, sie gendermäßig umzugestalten.

  • Mein deutsch is slecht, ich bin kein deutcher so das darf.
    ABER was ich sagen will ist das die deutche spraachweize so totaal vol ist von sexismus, das diesem frage (die frage) selbst kein antwoord mehr braught.
    Eigentlich muss/soll es in turkish uberzets worden , da in turkish de sprache NUR ‚das‘ kent !!!
    und when ein frau und ein man einander kussen sagen die leute
    “ IT kisses IT “
    so, KEINE sexismus in turkische spraachweise ….

    So, nochmaal etwas andres:

    emanciperen/geleichwardig sein macht ein mensch SELBST !
    ein ander KAN ES NICHT FUR DICH !!

    so stopt mit klagen
    SEIT KEIN NEO_SEXSIST
    DU BIST GELEICH
    and lebt selber AUCH geleichwertig
    so das kein klagen kan GEGEN dich !!!!

  • durch das binnen-i ist noch keine frau emanzipierter geworden. außerdem muss ich das, was ich schreibe, auch ohne sinnentstellung aussprechen können. deshalb ein nein von meiner seite zum binnen-i. aber viel schlímmer finde ich die partizipform „studierende“ – schauderhaft..!

  • […] 5. “Warum ich kein Binnen-I benutze” (30jahre.taz.de, Sebastian Heiser) “Ich arbeite als Redakteur im Berlin-Ressort, wo ich zusammen mit einem Kollegen über die Landespolitik schreibe. Und ich gehöre zu den Redakteuren, die das Binnen-I nie verwenden. Der Grund: Ich glaube, dass mehr Leser darüber stolpern, wenn es im Text so ein Binnen-I gibt, als wenn es fehlt.” […]

  • zu „Ich benutze immer das Binnen-I, soweit es mir zugestanden wird. Das Argument mit der Lesbarkeit ist doch bei genauererem Hinsehen keins, denn dabei geht es um nichts weiter als Gewöhnung. Ich fühle mich oft schon irritiert, wenn das I (oder andere, ähnliche Schreibformen) fehlt. Denn Sprache konstruiert Realität, darum geht es bei dem Binnen-I, deswegen stolpert auch so mancheR und deswegen ist das Stolpern eher ein Argument dafür als dagegen.“

    nun, aber für die gegenmeinungen kann es gründe geben. was genau ist „feministische orthographie“ oder „emanzipatorische schreibweise?“

    ich gehöre zu der sorte leute, die über verbale emanzipation und rein sprachlichen feminismus nicht viel erübrigen können, und ich habe in meinen augen zu viele fälle an manifestierter menschlicher politischer haltung a la „emanzipatorisch“, „feministisch“, „antisexsistisch“ und ähnlichem gesehen, bei denen, wenn man genau hinschaut, viel mehr als der buchstabe dann doch nicht da ist.

    außerdem: wer will es der nächsten generation verbieten, einst „hart“ erkämpfte änderungen der orthographie nochmal auf den prüfstand zu stellen.

    meine absage an das binnen-i ist nicht eins, das sich mit dem argument der lesbarkeit zudecken wollen würde oder dies je getan hätte.

    ein „student“ ist für mich beispielsweise ein „student“, und zwar ein student“ m/w. auch „studi“ geht. wenn ich aber „StudentInnen“ schreiben soll, dreht sich mir der magen um.

    wie gesagt: der gehalt hinter dem buchstaben interessiert mich. gehälterunterschiede im wissenschaftlichen sektor (über jene im journalistischen bereich s.o. hinaus), chancengleichheit weiblicher studenten über die ersten semester hinaus.

    ich bin nicht nur nicht überzeugt davon, daß nicht das binnen-i zustände zu ändern imstande ist – ich bin „militant“ für meine ansicht zu streiten, daß genau das binnen-i dies nicht zu schaffen vermag.

    40% meiner argumentation bezehe ich jedoch aus der tatsache, daß sprache sich mit lebensgewohnheiten der die sprache nutzenden ändert. wir leben nciht mehr in den 60ern/70er jahren. es gibt keine sperrbezirke mehr, wir müssen nicht mehr für jedes land zumindest dieses kontinents extra bittgesuche oder visaanträge stellen, um uns ansehen zu können, wie andere leute so leben, was ihnen wichtig ist.

    „students“.

    „studenci“.

    und punkt.

    studenten. ob nun mit oder ohne rock,

    das ist und bleibt meine devise.

  • Ich benutze immer das Binnen-I, soweit es mir zugestanden wird. Das Argument mit der Lesbarkeit ist doch bei genauererem Hinsehen keins, denn dabei geht es um nichts weiter als Gewöhnung. Ich fühle mich oft schon irritiert, wenn das I (oder andere, ähnliche Schreibformen) fehlt. Denn Sprache konstruiert Realität, darum geht es bei dem Binnen-I, deswegen stolpert auch so mancheR und deswegen ist das Stolpern eher ein Argument dafür als dagegen.

  • beispielsweise würde ich die frage „rückverl-I-nkung oder nicht“ – auch ohne binnen-i schreiben.

    by the way, liebe taz.

    einen link zu einer seite, die immerhin an prädestinierter stelle zur taz.de hinüberlinkt, würde ich nicht ohne weisteres streichen.

    ähäm. so ein link kann andernorts sonst auch schnell weg sein (klingeling die leserklickzahlen und klingelingeling die werbeweinnahmen…)

    also zum beispiel einen solchen link hier:

    http://wikinews030.wordpress.com/2009/03/08/demonstration-gegen-thor-steinar-shop-in-friedrichshain-7marz-2009/

  • ich finde auch die zeilengelder, die frauen gezahlt werden katastrophaler als die orthographische emanzipations-gretchenfrage.

    ich schreibe keine binnen-i´s. weder kleine noch riesige. phallussymbole.

  • also mich stört das binnen-i meist ungemein. das ist quasi der punkt, der mich beim taz-lesen am häufigsten stört.

    wirklich schlimm ist es allerdings bei der studentenzeitung bei uns an der uni. da wird dann selbst an stellen, wo es eigentlich (zumindest zu über 99%) wirklich nur um männer geht, ein binnen-i eingeführt. dabei weiß doch eigentlich jeder denkende mensch, dass, wenn man „politiker“ schreibt, auch politikerinnen mit eingeschlossen sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert