von 30.08.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von taz-Korrektor Matthias Fink

Die zunehmende Personalisierung von Nachrichten mag publizistisch ebenso bedenklich sein wie der Trend zu immer schneller fabrizierten Meldungen – sie sorgt aber dafür, dass uns Korrektoren die Arbeit so schnell nicht ausgeht: viele Namen, viel Zeitdruck, viele Fehler. Selbst der Anspruch, eine Person ausgiebig zu porträtieren oder ein als bedeutend erachtetes Buch zu rezensieren, geht längst nicht immer einher mit dem Bemühen, den einen zentralen Namen richtig zu schreiben.

Besonders vertrackt wird es, wenn der Name auf s endet und im Genitiv steht. Hat der Autor, um dem Vorwurf des „Deppen-Apostrophs“ zu entgehen, den Apostroph weggelassen? Noch komischer: Ist eine Endung mit oder ohne s zulässig, etwa „des Index“ oder „Indexes“, wählen viele den Mittelweg: des Index‘. Der häufigste Fehler ist aber sicher das Auseinanderschreiben von allem und jedem. Selbst wer weiß, dass die reine Getrenntschreibung nicht das Wahre ist, setzt oft nur einen Bindestrich, wobei „Heinrich Heine-Straße“ mit „Heinrich-Heine Straße“ konkurriert. Wie um den Mangel auszugleichen, koppeln manche dann Wortfolgen: das Weiter-so.

Wie die Bindestriche scheinen sich die Genitive gegen ihre Verdrängung zu wehren. Wird in der „Ursache für das Unglück“ einer gemieden, schleicht sich woanders entgegen „des“ Sprachgebrauchs wieder einer ein.

Pingpong-Spiel auch bei der Groß- und Kleinschreibung. 1999 beschlossen die Presse-Agenturen, „du“, dessen gelegentliche Großschreibung abgeschafft werden sollte, trotzig stets großzuschreiben. Die Folgen kannst „Du“ bis heute sehen. Oder siezt man sich? Der tazshop wirbt für Scheren: „Da Sie sehr scharf sind …

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https://blogs.taz.de/hausblog/die-haeufigsten-fehler-der-taz-autoren/

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kommentare

  • Durchhalten, Herr Fink!
    An einige Kommentatoren gerichtet: Es geht bei der Kritik an Worten und Formulierungen nicht darum, süffisant auf Kosten anderer zu grinsen. Falls Herr Sick das tut… sei’s drum. Es geht vielmehr darum, die Denkwerkzeuge scharf geschliffen und gut geölt zu halten, sowie darum sicherzustellen, dass das Erkannte und Gemeinte genau so vom Gegenüber aufgefasst werden kann. Korrekte Sprache ist zwar nur ein Denkwerkzeug neben anderen, aber gewiss kein unwichtiges.

  • Was mir immer wieder auffällt ist, dass die taz Autoren Millionen und Millairden verwechseln. Was dann wirklich gemeint ist, muss der leser dann dem Kontext entnehmen. Eine Milliarde ist bspw. im Amerikansichen a billion.

  • @Matthias Mersch: Tatsächlich kann sich die taz nur für die Druckausgabe eine Korrekturabteilung leisten (und nicht einmal da klappt es immer, dass jeder einzelne Text gegegelesen werden kann), weil taz.de noch nicht genug Erlöse abwirft, um damit Korrektoren finanzieren zu können. Die Korrektoren haben allerdings keinesfalls Hausverbot in den Räumen der Online-Redaktion.

  • Ist das die taz-Ente der Woche? Es gibt wirklich noch Korrektoren bei der taz? Wenn ja, scheinen die aber bei der Online-Redaktion strengstes Hausverbot zu haben, oder?

  • Ich bin versucht zu schreiben: „Na und? Who fucking cares?“ Die Autoren schreiben wie sie lustig sind und der Korrektor biegt’s wieder gerade. That’s life. Nervig sind allein Bastian Sick und seine Epigonen (wie M. Fink), die diese Lappalien zum Untergang der doitschen Sprache hochjazzen. Get a life, man!

  • Es ist immer gleich: Wer Rechtschreibung nicht beherrscht, ereifert sich darüber, dass jemand Fehler bemerkt, und zieht diesen Finder ins Lächerliche.

    Tatsache ist, dass kaum ein Text ohne Fehler auskommt. Traurig, aber wahr.

    Bindestriche, das/dass, Zusammen-/Getrenntschreibung, Groß-/Kleinschreibung, Satzstellung u.v.m. – wer das nicht mehr kann, verweist gern auf Eile (bei Blogs und Foren z.B.) oder Unwichtigkeit.

    Weiter so, Ihr Deutsch-Luschen! Hoffentlich erzieht Ihr keine Kinder! Aber bei den Lehrern heute, die sich längst von Rechtschreibung verabschiedet haben, kommen selbst oder gerade Deutschdoofe zum Abi …

    Und immer schön weiter „weil“-Sätze mit Hauptsatzstellung verwenden – besser kann man Euch nicht erkennen. Letztlich ist eh alles egal.

    Ich schreibe übrigens gern Anreden groß – ich finde, das hat der Angesprochene verdient, auch wenn ich über ihn schimpfe.

    Und weg … ich komme übrigens nicht zurück auf diese Seite und werde daher keine Kommentare lesen. Sorry.

  • Ich finde das sehr angenehm und höchst lobenswert, dass es noch Menschen gibt, die auf eine korrekte Rechtschreibung achten! In den letzten Jahren nehme ich eine starke Tendenz nach unten wahr – wenn jetzt niemand meckert, wo sind wir dann in 20 Jahren?

  • Keine Sorge,
    mir verursachen die zahlreichen Klugscheisser weitaus mehr Bauchgrimmen, die anstatt Beiträge zur Sache zu schreiben, sich nur über Rechtschreibfehler ereifern.
    Mit gelegentlichen Fehlern kann ich leben, schließlich mache ich selbst auch welche.
    Und wer in diesem Text Fehler gefunden hat, darf sie behalten.

  • Bei der taz gibt’s tatsächlich noch Korrektoren?!
    In unseren Zeitungsverlagen scheint diese Berufs-
    gruppe bereits vielfach ausgestorben zu sein.

    Gruß aus der Steiermark!

  • Ja, nett. Aber ist dem Autor hier etwa wirklich die Ironie entgangen, dass er konsequent die Anführungsstriche für die englische Sprache verwendet?

  • Mmmh, werden jetzt in der taz schon hausinterne Nachrichten veröffentlicht? Lesen wir demnächst hier auch: „Wer nochmal die Klobrille oben lässt, darf am Wochenende sämtliche Redaktions-Toiletten putzen!“ oder ähnliche Sachen?

    SCNR

  • Ach, ich wette die häufigste Korrektur ist letztendlich die Ellipse, oder? Das tut mir in den Augen weh, wie in den meisten Zeitungsonline-Portalen (oder bei den öffentlich rechtlichen Sendern in den Untertiteln, die zu 80% falsch gesetzt werden.)

    Aber traumhaft zu lesen, dass die taz Lektoren beschäftigt. Behandelt sie gut, sie sind rare Ware im deutschen Publikationswesen!

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