In Kooperation mit der taz und anderen deutschen und internationalen Medien eröffnet heute das neue Whistleblowing-Portal Openleaks. Auf dem internationalen Chaos Communication Camp gab Openleaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg den Start des Testbetriebs bekannt. In den nächsten vier Tagen sollen die Teilnehmer des Hackertreffens das System auf Herz und Nieren prüfen. Anschließend geht Openleaks in den Dauerbetrieb.
Mit Openleaks steht ein neues Instrument zur Übertragung von Informationen und Dokumenten zur Verfügung. Die taz geht in Zusammenarbeit mit Openleaks und anderen Medien einen neuen, sicheren Weg, solche Daten online zu übermitteln. Um die Anonymität von Hinweisgebern zu schützen, wurde das System mit dem Ziel entwickelt, die Herkunft der übermittelten Daten nicht zurückverfolgen zu können.
Domscheit-Berg, ehemals Wikileaks-Sprecher, hatte bereits Anfang des Jahres die Pläne für das neue Whistleblowing-Portal vorgestellt. Der Unterschied zu Wikileaks ist, dass das Openleaks die Daten nicht selbst veröffentlicht. Wikileaks war überfordert damit, die Masse der eingehenden Informationen sichten und für die Veröffentlichung aufbereiten zu können. So hat Wikileaks im November 2010 damit begonnen, die 251.287 vorliegenden Depeschen aus den US-Botschaften Schritt für Schritt zu veröffentlichen. Bisher sind 19.706 Depeschen veröffentlicht. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht, wird die letzte Depesche im Oktober 2019 veröffentlicht. Zudem hat Wikileaks die Entgegennahme von neuen Dokumenten über die Webseite derzeit eingestellt – als offizieller Grund werden „Verbesserungen bei der Sicherheit und Benutzbarkeit“ dieser Funktion genannt.
Openleaks wird dagegen die Dokumente nicht selbst sichten und veröffentlichen, sondern reicht sie direkt an Medien oder Nichtregierungsorganisationen weiter. Die Informanten können dabei selbst bestimmen, welche Empfänger die Dokumente erhalten. Openleaks bietet nur die technische Infrastruktur, die den Absender verschleiert. Auch der Zeitpunkt der Einsendung und des Webseitenbesuchs wird verschleiert.
Die vom Tippgeber online ausgewählten Medien oder Organisationen prüfen dann die Angaben und entscheiden über die Veröffentlichung. Neben der taz beteiligt sich in Deutschland derzeit auch die Wochenzeitung Der Freitag und die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch an der Kooperation mit Openleaks. Im Ausland beteiligen sich die portugiesische Wochenzeitung Expresso und die dänische Tageszeitung Dagbladet Information.
Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur der taz: „Der Journalismus ist angewiesen auf mehr oder weniger anonyme Tippgeber. Das Abzweigen von Dokumenten wird aber durch immer neue Überwachungstechniken in Unternehmen oder Behörden zunehmend erschwert. Mit Openleaks haben wir nun eine Möglichkeit, dem etwas entgegen zu setzen.“
Der Zugang zu Openleaks auf taz.de wird am Mittwochnachmittag freigeschaltet und ist dann unter https://leaks.taz.de zu erreichen.
Zum Start von Openleaks siehe auch
Interview mit Daniel Domscheidt-Berg auf freitag.de: „Wir fordern kein Vertrauen“
Kommentar von Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur der taz: Der konstruktive Verrat
[…] Gerade noch ruderte Innenminister Friedrich mit seiner Forderung nach Vermummungsverbot im Internet zurück. Heute schon startet das Projekt OpenLeaks vom ehemaligen Wikileaks-Mitarbeiter Daniel Domscheidt-Berg, welches auf eben dieser Anonymität basiert. OpenLeaks soll es Menschen ermöglichen Informationen ohne Angst vor Verfolgung und Aufdeckung an Journalisten oder andere Quellen weiter zu geben. Mehrere Medien begleiten das Projekt, darunter die taz und der Freitag. Die Taz schreibt dazu: […]