von 05.04.2013

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

Mehr über diesen Blog

Die Speyerer Bistumszeitung Der Pilger geht gegen den taz-Artikels über Jorge Mario Bergoglio vor. taz-Redakteur Deniz Yücel hatte Bergoglio in seinem Kommentar als als „reaktionären alten Sack“ beschrieben. Der Text mit der Überschrift „Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab“ erschien am 15. März anlässlich Bergoglios Ernennung zum „Papst“, der höchsten Funktion innerhalb der organisierten Katholikenschaft. Nach Ansicht der Beschwerdeführer haben wir mit dem Kommentar die Christenheit verächtlich gemacht. Auch mit unserer Bezeichnung der katholischen Lehre als „esoterischer Klimbim“ sind die Gläubigen dieser Lehre nicht einverstanden. Die Pilger werfen uns zudem „faschistoide Wortwahl“ vor, weil Yücel die katholische Soziallehre als „Schwäche für die Schwachen“ bezeichnet hat.

„Ein solches ungeheuerliches Pamphlet darf man nicht durchgehen lassen“, heißt es in einer Stellungnahme des Chefredakteurs des Pilger-Magazins, Norbert Rönn. Mit Journalismus habe der Artikel nicht das Geringste mehr zu tun. Die öffentliche Herabsetzung und Beleidigung des Papstes und der Christen grenze an Volksverhetzung, so Rönn.

Die Anhänger des katholischen Glaubens halten die Strafe, die die verantwortlichen taz-Redakteure für ihren Frevel beim jüngsten Gericht zu erwarten haben, jedoch offenbar für nicht ausreichend. Sie haben sich daher mit ihrer Beschwerde an den Presserat gewandt. Von dort droht der taz nun im schlimmsten Fall eine öffentliche Rüge.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausblog/papst-berichterstattung-pilger-legen-beschwerde-ein/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Ist das die Freiheit für die die TAZ angetreten ist? Ich kann mich nur entsetzlich schämen für diese Art von Journalismus, die ich feige und faschistisch finde.Der TAZ scheint es ja nun darauf anzukommen den fundamentalistischen Modetrend in unserer Gesellschaft zu bedienen, damit man sich da Zustimmung und Abonnenten fischt. Nur Draufhauen, Lächerlichmachen und Entwerten – aber bloss keine sachliche Berichterstattung mehr! Ich sage nur: Wehret den Anfängen – solche Schmähschriften hatten wir doch in Großdeutschland schon wahrlich genug.
    Armes Deutschland in Zukunft für mich jedenfalls ohne TAZ!

  • rzhh: Ihre Vermutung, dass Deniz Yücel nicht in Bergoglios Heimat über dessen Vergangenheit recherchiert hat, ist richtig. Eine solche eigene Vor-Ort-Recherche halte ich aber auch nicht für notwendig zum Verfassen eines Kommentars.

    Muss man selbst in Nordkorea sein, um die Atomdrohungen des dortigen Diktators beurteilen zu können? Muss man selbst in Syrien sein, um kritisch kommentieren zu können, wie Assad mit seiner Bevölkerung umgeht? Ich glaube nicht. Es reicht, wenn man sich bei seinem Kommentar auf verlässliche Informationen von vor Ort verlassen kann.

    Diese Informationen lieferte in der taz zum Beispiel Horacio Verbitsky, der sich durch seine Recherchen zur Militärdiktatur einen Namen gemacht hat. Im taz-Interview sagte er: „Er war der Obere der Compañía de Jesús in Argentinien, also der Jesuiten. Er war der letzten Perón-Regierung intensiv verbunden. Und er war Mitglied in einer Organisation namens Guardia de Hierro, einer Gruppierung innerhalb des Peronismus, die eine sehr mystische Entwicklung nahm, die Perón mit Jesus Christus gleichsetzte. Als der Militärputsch erfolgte, wurde diese Organisation von Admiral Massera kooptiert. Der benutzte die Organisation bei den Konflikten innerhalb der Militärjunta gegen General Videla. An diesem ganzen Prozess war Bergoglio beteiligt. Die Compañía de Jesús war in jenen Jahren so etwas wie die Avantgarde des sozialen Aktivismus und des „Tercermundismo“, also der Emanzipation der Dritten Welt, sehr aktiv in den Armenvierteln. Bergoglio setzte eine inhaltliche Neuorientierung durch: Er machte den sozialen Aktivitäten ein Ende und orientierte auf spirituelle Arbeit. Und er ließ jene Pater im Stich, die er noch selbst in die Armenviertel geschickt hatte.“

    Wäre es wirklich besser gewesen, wenn Deniz Yücel selbst sich für Recherchen nach Südamerika begeben hätte? Wie lange hätte er wohl gebraucht, die Sprache zu lernen und an die relevanten Informationen zu kommen? Ich halte es für viel sinnvoller, auf Experten vor Ort zu vertrauen. Horacio Verbitsky zum Beispiel schrieb schon 2005 das Buch „El Silencio – von Paul VI. zu Bergoglio: Die geheimen Beziehungen der Kirche zur Esma“.

  • tazmüller schrieb:
    > „Von dort droht der taz nun im schlimmsten
    > Fall eine öffentliche Rüge.” Und dafür rühmen
    > Sie sich auch noch, obwohl Beleidigung in
    > unserem Land strafbewehrt ist?

    Wir rühmen uns nicht mit Rügen des Presserates. Ich schrieb den Satz, um unsere Leser darauf hinzuweisen, welche Konsequenzen es haben kann, wenn sich jemand beim Presserat beschwert. Es könnte ja sein, dass das vielen Lesern nicht bewusst ist. Wenn ich über Gerichtsverfahren berichte, schreibe ich auch dazu, welche Strafe das Gesetz vorsieht, falls der Täter für die ihm zur Last gelegte Tat verurteilt werden sollte.

    Es stimmt, dass Beleidigung in diesem Land strafbewehrt ist. Die Pilger haben sich allerdings dafür entschieden, keine Strafanzeige zu stellen, sondern sich beim Presserat zu beschweren. Der Presserat ist ein Selbstkontrollorgan der Presse, er ist also nicht staatlich und kann niemanden wegen Beleidigung zu einer Strafe verurteilen.

  • Muhahaha, ich hab mich köstlich amüsiert. Danke! :-D

    Was heißt denn da Polemik? Er bringt doch Argumente und die Wortwahl ist nicht einmal ansatzweise so derb wie neben der Wortwahl die Ansichten und Machenschaften der Kirche in auch nur einem einzigen Monat, geschweige denn der letzten 2000 Jahre!

    Auch das immer wiederkehrende Argument „er heißt Yücel, also hat er was mit (dem kleinen Bruchteil der) Steinewerfern zu tun (die es bei der Kirche in gleicher Weise gibt und gab, nur daß man sie bis vor gar nicht so langer Zeit halt auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, weil dem Nachbarn was nicht gepasst hat und er halt mal was von Zauberei erfunden hat)“, ist doch sowas von an den Haaren herbeigezogen, im Gegensatz zu seinen absolut bewiesenen Argumenten, die der Herr Papst ja sogar eben selbst propagiert.

    Des weiteren – da bin ich mir aber grad nicht 100% sicher – hat Herr Yücel sehr wohl auch schon gegen Probleme der hier als faule Ausrede herangezogenen und angeprangerten Völker und deren – meiner Ansicht nach genauso überflüssigen und schädlichen – Religion(en) geschrieben.

    Also ich fands (wie bisher immer von ihm) klasse! :-D

    Falls ihr Geld braucht, dann trete ich gern endlich aus der Kirche aus und überweis euch das, was mich ansonsten dieser Märchenverein jeden Monat kostet.

  • Offenbar hat kaum eine/er der Kommentatoren/innen den fraglichen Artikel überhaupt gelesen. Der ist zwar polemisch, aber keineswegs denunzierend. Obwohl ich überzeugter Katholik bin, kann ich ganz gut mit diesem Text leben. Vieles, z.B. die abstrusen Erwartungen an den neuen Papst, die durch die Presse gingen, finde ich sehr fein beobachtet und witzig entlarvt. Lob für den Autor!

  • Bitte schreiben Sie mal einen Artikel wie der Schmutzfink aus Islam usw. sich aufregen würde, wenn Islam, Allah, Mohammed u.Co. so behandelt würden.

  • @ tazmüller:
    Du hast vollkommen Recht.
    Der Yücel, auf den Du per Link verweist, ist allerdings ein anderer Yücel.
    Die plärrende taz-Krawallschachtel ist wesentlich älter, Jahrgang 1973. Ich möchte jetzt keine Links angeben und im Grunde halte ich es für das Beste, diese Person nicht ernst zu nehmen oder am besten gleich zu ignorieren.

    Ob die taz nun eine öffentlich Rüge des Presserats bekommt oder nicht ist denen vermutlich egal, vielleicht würden sie sich darüber sogar freuen.
    So etwas generiert öffentliche Aufmerksamkeit, was wollen sie mehr?
    Ich muss mich fragen, ob ich mich wirklich weiterhin mit einem Medium beschäftigen möchte, das sich offenbar solch fragwürdiger Art von „Journalismus“ verschrieben hat. Vermutlich nicht. Ich möchte nicht zur Finanzierung von so etwas beitragen.

  • Ich lese immer wieder mal die onlne-taz (meist in der mobilen Fassung). Daher habe ich den Artikel im Original nicht gesehen, aber was hier daraus zitiert wird überschreitet eindeutig die Grenze des guten Geschmacks. Pressefreiheit ist ein hohes Gut, guter (journalistischer) Stil und kultivierte Umgansformen aber ebenso! Dieses Niveau der Polemik hätte ich jetzt eher in der Bild vermutet und mein Ansehen der Taz befindet sich gerade im freien Fall. Als Protestant sehe ich den Papst und die institutionelle katholische Kirche zwar äußerst kritisch, aber zu so einer Entgleisung kann ich nur sagen: „Dieser Artikel ist mir was wert“ und zwar mindestens ein halbes Jahr „jetzt nicht“…

  • Der Hitlerjunge stammt vom britischen Boulevard, wo er anläßlich der Ernennung Kardinal Ratzingers zum Papst in Marsch gesetzt wurde.Also originell ist Herr Yürzel dem Anschein nach überhaupt nicht. Zwar habe ich keine Gewissheit ob Herr Yürzel bei der britischen Haudrauf-Presse abgekupfert hat, aber mit aboluter Sicherheit weiß ich, dass Herr Yürcel
    über den gegenwärtigen Oberhirten der katholischen Christenheit,
    nicht in dessen Heimat ob aeiner Vergangenheit recherchiert hat. Dazu fehlt ihm als TAZ-Schreiber einfach das nötige Kleingeld. Völlig unverständlich ist mir, dass dieser geistlose Artikel von der moderaten Frau Pohl ins Blatt gehoben wurde.

  • Ich finde den Artikel typisch für die taz. Auf der katholischen Kirche kann ohne Konsequenzen befürchten zu müssen herumhacken und Beledigungen aussprechen. Ich würde gerne mal erleben, was passiert, wenn Herr Yücel einen solchen Beitrg über den Islam schreiben würde. Das traut sich der Yücel garantiert nicht, weil er ganz genau weiß, was auf ihn zukommt.
    .

  • Ich bin sicher kein Freund des Katholizismus und lese auch gerne gelegentlich (nicht immer aber ab und an) die ‚taz‘.
    Trotzdem bin ich der Meinung, dass Sie sich mit diesen Äußerungen ziemlich ins Abseits manövriert haben. Persönliche Beleidigungen sind mit Sicherheit nicht von der Pressefreiheit abgedeckt.

    Diese Vulgärausbrüche zeugen nicht gerade von menschlicher Achtung Dritten gegenüber – und das von einem Redakteur, dessen Name vermuten lässt, dass er einer Kultur nahe steht, die in Glaubensfragen nicht unbedingt zimperlich manövriert – die schon anfängt ‚Zeter und Mordio‘ (im wahrsten Sinne der Wörter) zu schreien, wenn nur ein Zeichenstift ihrem Glauben in die Quere kommt.
    Selbst wenn diese Nähevermutung nicht zutrifft, muss so etwas bedacht werden, wenn ein solcher Artikel veröffentlicht wird – vor allem, wenn sich Ihr Redakteur selbst so Leid tut, wie man diesem Artikel entnehmen kann >>> http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-falsche-tuerke

    Vielleicht sollte die Chefredaktion mal ihrer Aufgabe nachkommen und die schlimmsten Entgleisung vorregulieren – und wenn denn trotzdem das Kind im Brunnen liegt, mal ein Wort der Entschuldigung finden statt eines Versuchs der Rechtfertigung für etwas, das in einem Presseorgan – welcher politischen Ausrichtung auch immer – einfach nicht zu rechtfertigen ist, solange die eigene Glaubwürdigkeit gewahrt werden soll!

    PS: Zitat: „… Sie haben sich daher mit ihrer Beschwerde an den Presserat gewandt. Von dort droht der taz nun im schlimmsten Fall eine öffentliche Rüge.“
    Und dafür rühmen Sie sich auch noch, obwohl Beleidigung in unserem Land strafbewehrt ist? Das ist auch mit linker Gesinnung nicht mehr zu rechtfertigen?

  • Schon klar. Alles, auch die schlimmste Hetze, ist durch die Meinungsfreiheit abgedeckt. Solange man nicht selbst von solchen Schmutzfinken aufs Korn genommen wird. Habt Spaß!

  • Lächerlicher Artikel! Meinungsfreiheit kennt beim Beleidigen der Katholischen Kirche keine Grenzen. Bei anderen Themen wie Islam (ja richtig Yülcan) hört Meinungsfreiheit schon bei berechtigter Kritik an!

    Aber wer diese Aufmerksamkeit braucht, bitte. Einige von euch brauchen dicke BMWs und andere solche populistisch schlechten Artikel. Arm sind diese Leute alle gleich.

  • Hallo, ach so schlauer Christoph.

    Dann definiere doch mal bitte ganz trennscharf die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Volksverhetzung.

    Was ist mit Aussagen wie „Alle Männer, die Christoph heißen und im taz-Blog herumkritzeln, sind Schwachköpfe, dürfen sich deshalb nicht fortpflanzen und müssen kastriert werden.“ oder „Männer dürfen Frauen jederzeit vergewaltigen, sind eh alles blöde Schlampen und haben es nicht besser verdient.“?
    Und wie sieht’s aus mit „Der Holocaust hat nie stattgefunden, alles Propagandalüge.“?

    Meinungsfreiheit? Volksverhetzung?
    Aber Du wirst uns sicher gleich aufklären…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert