Vor etlichen Wochen kam Chefredakteurin Ines Pohl von einer Tagung im Göttinger Waldschlösschen zurück und regte in der Strategierunde der taz an: Wir sollten eine homotaz machen. Klar, sie wusste, dass diese Zeitung vier monothematische Ausgaben zu queeren Weltsichten, Perspektiven und Aussichten bereits veröffentlicht hat. Die erste im Jahre 1994 – zuletzt aber 1997 durch die KollegInnen Ulrike Fokken und Jan Feddersen.
Die Anregung von Kollegin Pohl nahm dankbarerweise der Kollege Deniz Yücel auf – der Anfang Mai mit den Planungen für die Ausgaben zum Berliner CSD begann. Er war wie prädestiniert für diesen Aufgabe, nicht unähnlich der eines Dompteurs. Würde man wieder eine Ausgabe wollen, die noch und nöchter und aufs Neue und Alte die alten Histörchen um Recht und Rechthabereien wälzt? Würde es wieder pure Selbstbespiegelung sein – angereichert und dominiert von Haltungen, die darauf beharren, dass in den vermeintlich politisch seligen Siebzigern alles so rosa radikal war?
Nein, Yücel und die schwulen wie lesbischen KollegInnen aller Ressorts und Abteilungen entschieden sich, typisch, auf das Heiterste für die beste Variante: Nix Homobauchnabelmäßiges allein. Wusste doch jedeR: Die taz-Leserschaft ist libertär gesinnt – aber in der Mehrheit dann doch heterosexuell. Das hieß als Arbeitsvoraussetzung, dass die homotaz, die am heutigen Donnerstag erscheint, über die Horizonte der sexuellen Orientierungen hinaus gucken muss. Was also könnte der rote Faden sein, der in dieser Welt der Aufstände und Proteste reißfest ist?
Eben – Freundschaft. Die Beziehungen, die weder eheliche noch anonyme sind, die aus Überzeugung gewirkt sind, aus Lust und Leidenschaft, aus Nähe und angemessener Distanz, das sind solche der Freundschaftlichkeit. So plante das Team – allerdings für die meisten Wochen, die folgen sollten, ohne Deniz Yücel, denn denn musste nach Istanbul, in das Land seiner Vorfahren, um die Freiheitsbewegung am Gezi-Platz für die taz journalistisch zu beobachten. Gut so für die homotaz – denn die Mitglieder des engeren Teams, Enrico Ippolito, Paul Wrusch, Waltraud Schwab, Martin Reichert, Jan Feddersen und Ines Pohl wussten doch, dass Deniz Yücel, Freund aller Dissidenten, Kritiker aller Wohlfeilheit, vom Bosporus auch queere Geschichten mitbringen würde.
Ja, so geschah’s. Am Ende des gestrigen Tages, als die Ausgabe fertig produziert war, ließ sich das bilanzieren: Mit angemessener, nachgerade queer grundierter Hysterie hat das Team mit liebevoll-respektierlicher Unterstützung der gesamten taz eine Ausgabe zusammengezimmert, die womöglich vielen, sehr vielen Menschen, LeserInnen der taz, Freude bereiten wird – es sind rührende Geschichten, anmutige Histörchen, Berichte, Analysen und Exkursionen in die Welt der befreiten Queerzonen.
Im fünften Stock der taz roch es schließlich um 17 Uhr nach Schweiß und Freudentränen, außerdem nach sehr viel Eau d’Issey von Issey Miyake. Auf den Schreibtischen fanden sich weiters Krümel über Krümel vom Schokoladenbröselkuchen aus dem taz.café. Und sehr viel Kaffee wurde getrunken, aber das, wie man erwarten musste, in bester Laune.
Das Team der homotaz, zu dem am letzten Tag wie eine menschliche Fügung der Grazie und Robustheit Deniz Yücel hinzustieß, wollte vor allem dies: Der heterosexuellen LeserInnenschaft ein Geschenk machen. Ein Angebot formulieren auf das Andere, auf die Anderen. Dass das Geschenk uns selbst freut, versteht sich von allein.
Wie ließe sich sagen: Nach der Homotaz 2013 ist vor der Homotaz 2014.
Die Homotaz gibt es heute an jedem gutsortierten Kiosk oder digital in unserem eKiosk.
Ich habe im letzten Eintrag das Wort „auseinanderdividieren“ falsch verwendet. Denn das heißt ja „trennen“. Was ich sagen wollte, war „auseinander halten“.
Ich rede jetzt noch mal einfach ins Blaue hinein: M.E. müssten Staatsgäste der BRD, so wie Merkel in Russland oder China das tut, deutlich machen, dass Deutschland Menschenrechte u.a. achten muss und zwar bei Behinderten und Prostituierten (dazu: Spiegel, „Bordell Deutschland“).
Dann ist es so, dass das „Zusammenschmeißen“ auch bei Behinderten praktiziert wird (eine taz am WoE schrieb in „taz nord“ über ein Haus in Kiel, wo auch solche Wohngruppe drin war); diese dürfen nicht bürgerlich leben sondern nur in Wohngruppen z.B. im Rahmen eines Heims. Das Ganze spielt sich schon nicht mal mehr in einer rechtlichen „Grauzone“ ab, sondern das ist Verfassungsbruch und Bruch auch weiterer Normen.
Dann störe ich mich nach wie vor am Schwarztragen ohne erkennbaren Grund bei Teilnehmern des öffentlichen Lebens; dazu zählen auch Nachrichtensprecher, womöglich spielt ein Sich-Verwahren gegen das Gerücht, schwul zu sein, eine Rolle.
(Absatz mit personenbezogenen Daten gelöscht – Sebastian Heiser)
Gruß