Die Bremer Polizei ist schlecht auf die taz zu sprechen und schaltet den Presserat ein. Warum?
„Welche Kugeln hier bestellt werden? Acht Cookie, Acht Banane.“ – umgangssprachlich kann man daraus das Akronym „A.C.A.B.“ ableiten, was für den, längst von der Popkultur assimilierten, Slogan „All cops are bastards“ steht. Mit dieser Zeile, „Welche Kugeln …“ untertitelten wir im Frühjahr ein Foto in einem sog. „Layer“. Das Foto zeigte Polizisten beim Bestellen in einer Eisdiele.
Die Layer sind größere Text/Bild-Felder, die sich beim erstmaligen Öffnen einer Seite auf taz.de über den eigentlich angeklickten Text schieben. Wie setzten diese Layer ein, um die LeserInnen von taz.de für einen kurzen Moment an unsere freiwillige Pay-Wahl „taz.zahl.ich“ (tzi) zu erinnern.
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Um die Aufmerksamkeit der NutzerInnen für diese Layer zu erhöhen, bestücken wir diese häufig mit zugespitzten Inhalten. Wobei man den Begriff „Inhalt“ relativ sehen muss, handelt es sich dabei nämlich nicht um konkrete Arbeitsergebnisse der taz-Redaktion (auch nicht die der taz.nord), sondern nur um eine Kombination aus Bildern und Überschriften – erstellt von den MitarbeiterInnen unseres „taz.zahl.ich“-Projekts.
Empfindsame Polizei
Die eigentlichen journalistischen Texte der taz-Redaktion lassen sich erreichen, in dem man den Layer einfach wegklickt. So konnte man es auch vor einiger Zeit mit jenem Einschub tun, der Polizisten beim Bestellen in einer Eisdiele zeigte, Bildunterschrift: „Welche Kugeln hier bestellt werden? Acht Cookie, Acht Banane.“ Wer wollte, verstand die zugespitzte Anspielung sofort: „A.C.A.B.“
Das traf auch auf die Polizei Bremen zu, die jedoch jenseits dessen offenbar nichts mehr verstehen wollte, schon gar nicht, dass es sich eben nicht um einen redaktionellen Beitrag der taz handelte, sondern nur um ein Motiv aus unserer tzi-Kampagne. In Bremen sah man sich dazu angehalten, eine Beschwerde beim Presserat einzureichen.
Davon erfuhren wir in der taz durch eine Anfrage der Kollegen des BILDblog, welche am Donnerstag über die Angelegenheit berichteten und uns zuvor um eine Stellungnahme baten. Jan Feddersen, Redakteur für besondere Aufgaben und Ansprechpartner für Presseanfragen in der taz, gab dem BILDblog unseren Standpunkt zu Protokoll: „Wir warten die weiteren Entwicklungen in interessierter Gelassenheit ab.“
Unsere KollegInnen der taz.nord in Bremen sind übrigens mit der dortigen Polizei nicht ganz und gar unzufrieden. Sie wundern sich über die Empfindsamkeit dortselbst, die immerhin, auch nach unserer Kenntnislage, zur Beschwerde beim Presserat geführt hat. Da wünschen wir uns ein bisschen mehr Coolness und eine dickere Haut. Es muss doch nicht alles gleich vor den Medienkadi.
Die wohl anarchistischste Kolumne der taz, unser VERBOTEN auf der Seite 1, ließ es sich derweil nicht nehmen, der Polizei Bremen am Donnerstag einen ganz eigenen Gruß zukommen zu lassen.
Und zumindest taz-LeserInnen im Norden und Westen konnten diesen Gruß einwandfrei lesen (im ePaper, in Berlin und im Osten gab es, warum auch immer, nur sechs Cookies und Bananen)…
Pingback: Ebenfalls über die Angelegenheit berichten MEEDIA und DWDL.
Nachtrag, 31.07.2015, 10:25 Uhr: Bitte beachten Sie die Suchmeldung von VERBOTEN in den taz-Ausgaben für Berlin und Ostdeutschland vom 31.07.2015:
Die Bremer Polizei müsste dann aber auch so konseqent sein und gegen ihre eigenen Kollegen in Mettmann vorgehen. Die haben nämlich eine Pressemeldung mit diesem schönen Foto rausgeschickt:
http://www.blogrebellen.de/wp-content/uploads/2014/11/verkehrskontrolle3.jpg