Ein Leser von taz.de ärgert sich:
Ihr schreibt doch selbst (dankenswerterweise) jeden Tag über die allgegenwärtige Überwachung und ich wähnte mich auf der taz.de etwas sicherer und jetzt liefert ihr meine IP-Adresse an Google auf dem Silbertablett! Das ist wie die 7-jährige Tochter meiner Kollegin die sich entschlossen hat, kein Fleisch mehr zu essen – aber Bifi ist ja kein Fleisch. Die Seiten-Elemente der ganzen großen Internetfirmen und ihrer Werbetöchter usw. müssen von taz.de verbannt werden.
Ich antworte:
Auch wir beziehen unsere Einnahmen am liebsten aus Quellen, die den höchsten Ansprüchen genügen. Am liebsten würden wir uns ausschließlich über freiwillige Zahlungen von Lesern finanzieren, denen unser Journalismus so viel wert ist, dass sie uns dafür einmalig oder regelmäßig Geld überweisen. Auf diesem Wege kommen monatlich rund 10.000 Euro zusammen (über die Online-Werbebanner verdienen wir monatlich rund 25.000 Euro). Die freiwillig bezahlten Gelder reichen leider nicht aus, um davon mehr als drei oder vier Leute zu beschäftigen. Und auch im Print-Journalismus reichen uns die Abo-Einnahmen nicht. Deshalb schalten wir sowohl im Print wie auch Online noch Werbung. Der Nachteil ist, dass wir so auch mit Firmen zusammenarbeiten, die Atomkraftwerke betreiben, Kriegsmunition herstellen oder den Datenschutz missachten. Wir würden darauf lieber verzichten. Wir versuchen auch, das freiwillige Bezahlen als Alternative zu etablieren und bewerben das seit einigen Monaten mit sehr stark auf taz.de. So lange das freiwillige Bezahlen allerdings noch kein tragfähiges Standbein ist, sind wir auf diese Werbeeinnahmen angewiesen.
Der Leser antwortet:
Auch ich lese ja taz.de ohne dafür zu bezahlen, was ich glaube ich mal ändern muss. Es gibt ja Artikel, die die Vorzüge und Gründe für die Paywahl beschreiben und das ist ja auch eine tolle Sache, aber ich glaube ich hätte mich schon früher dafür entschieden, wenn ich griffigere Informationen dazu gehabt hätte. Die monatsbezogene Kostenrechnung in Ihrer Email ist gut. Die Hinweise auf das freiwillige Zahlen machen ein bisschen schlechtes Gewissen, was auch okay ist, aber ich habe nicht die richtigen Informationen, was gebraucht wird.
Was wäre ein fairer Preis für das Lesen eines Artikels, wenn z. B. 30 Prozent der Nutzer zahlen. (Man kann vielleicht nicht von Einmal-Lesern verlangen, dass sie sich mit der Sache identifizieren und zahlen.)
Ok, wenn das die Definition von „fair“ ist, dann kann man das ausrechnen. Problematisch ist nur, die Kosten „für das Lesen eines Artikels“ auszurechnen, weil die Kosten für einen Artikel gleich hoch sind, egal wie häufig er gelesen wird. Viel besser kann man die Kosten für die Redaktion insgesamt ausrechnen und diese Kosten kann man dann gleichmäßig auf die Leser verteilen. Dabei hat jeder Leser dann sozusagen ein Flatrate-Abo, mit dem er unbegrenzt häufig taz-Artikel lesen darf.
Die taz hatte im Jahr 2012 Kosten in Höhe von 26.778.788 Euro. Davon würde man erstens abziehen die Kosten für Druck und Vertrieb der Papier-Ausgaben – dafür sollen die Online-Leser natürlich nicht mitzahlen (9.783.536 Euro). Außerdem sollte man noch abziehen die Kosten für den Einkauf der Produkte für taz-Shop und taz-Café, auch das hat mit Journalismus wenig zu tun (763.423 Euro). Bleiben 16.231.829 Euro übrig: Das sind hauptsächlich die Kosten für unsere Mitarbeiter (11.385.489 Euro), aber auch für Mieten und Computer, Steuerberater und Rechtsanwalt, Fahrzeugleasing und Bahnfahrtkosten, Telefon und Porto. Laut AGOF Internet Facts 2013-02 wird taz.de in einem Monat von 1,24 Millionen Menschen genutzt (jeder Nutzer zählt genau einmal, egal ob er in dem Monat nur einmal einen Artikel auf taz.de gelesen hat oder ob er täglich mehrmals kommt).
16.231.829 Euro Kosten pro Jahr geteilt durch 12 Monate geteilt durch 1.240.000 Millionen User geteilt durch 30 Prozent = 3,64 Euro pro Monat. Falls Sie sich nicht jeden Monat neu mit der Überweisung beschäftigen möchten, nehmen wir auch eine Einzugsermächtigung.
[…] genug gezahlt wird oder was der richtige Betrag wäre. Sebastian Heiser hat eine Rechnung dazu aufgestellt, was der richtige Betrag wäre, wenn 30 Prozent der NutzerInnen zahlen […]