vonHelmut Höge 20.11.2006

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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In der taz gab es gerade eine kleine Debatte über den Begriff des “Kollegen”. Anlaß war die Einladung zu einer ersten hausinternen blogger-party und zwei bonmots von netzeitungs-herausgeber michael meyer – nach einer wenig heftigen Heftkritik von ihm: 1. laßt bloß diese Aktualisierung von Nachrichten im Internet – das interessiert doch kein Schwein, unsere einzig interessante Netzeitungs-Idee, die auch gut angenommen wird, ist die “readers edition”. 2. stellt bloß keine Journalisten mehr ein, sondern lieber Onliner und Irre.

Unter den taz-Journalisten/Redakteuren kam es dann zu einer partiellen Distanzierung von den Blog-Autoredakteuren, die u.a. in dem Vorschlag gipfelte, dass auf der Hauptseite ein warnender Hinweis stehen sollte – in der Art: dass die taz sich nicht mit den Inhalten der Blogs identifiziert, sondern den AutorInnen lediglich eine Plattform zur Verfügung stellt.

Außerdem wurde quasi juristisch argumentiert: dass die blogger keine Kollegen im arbeits- und betriebsverfassungsrechtlichen Sinne seien, also auch z.B. nicht den Betriebsrat mitwählen dürften; im taz-café, wo sie Essen und Trinken dürften, seien sie jedoch als Kollegen immer willkommen. Eher abwieglerisch hörte sich dagegen der Debatten-Vorschlag an: dass doch jeder tazler für sich entscheiden könne, wen sie/er als “KollegIn” ansieht oder nicht.

Dazu müßte man jedoch erst einmal wissen, was das Wort überhaupt bedeutet.  “Ein Kollege (lat. collega = Amtsgenosse) ist im heutigen Sprachgebrauch ein Amts- oder Berufsgenosse” – meint Wikipedia. Das Wort bezog sich ursprünglich vor allem auf die Universität – d.h. auf den gemeinschaftlichen Aufbau einer Körperschaft. Mithin sind es die Angehörigen einer selbstorganisierten bzw. selbstbestimmten Gemeinschaft (Kollegium). Genau das hat auch die taz am Anfang gemacht- sich selbst organisiert – wobei man damals jedoch eher untereinander von “Genossen” sprach, weil es ein kommunistisches “Projekt” war und eigentlich immer noch ist. Wobei man nun jedoch erst einmal das Wort “eigentlich” klären müßte. Das führt aber zu weit ab.

Heute kann jedenfalls im strengen Sinne von einem gemeinschaftlichen Auf- und Ausbau eines Zeitungsprojekts nicht mehr die Rede sein. Wobei witzigerweise die Redakteure am frühesten den Gemeinschaftssinn über Bord geworfen haben – zugunsten eines ungehemmteren Individualkarrierismus’. Manchmal wußte man schon beim ersten Artikel eines neuen Redakteurs, zu welchem bürgerlichen Medium der- oder diejenige sich hinschreiben wollte. Nicht ohne Grund nannte Rudolf Augstein die taz einmal das “kostenlose Ausbildungsorgan der bürgerlichen Presse”. Die Journalistin Gudrun Sonnenberg veröffentlichte 2005 ein Buch mit dem Titel “Kollege Ich. Die Kunst allein zu arbeiten”. Es wäre also  quasi eine Lüge, wenn die Kopfarbeiter sich untereinander mit Kollege anreden würden, auch an der Uni oder an den Schulen geschieht dies nicht mehr, höchstens noch bei den Medizinern da und dort. Ansonsten kann man heute schon fast sicher sein, wenn in einer intellektuellen bzw. wissenschaftlichen Debatte jemand mit “Herr Kollege” oder “Frau Kollegin” anhebt, dass er dann den Dolch im Gewande trägt (Näheres dazu findet man im Jahresbericht 2005 der Akademie Schloß Solitude). Gang und gäbe ist es dagegen noch unter Hausmeistern und Aushilfshausmeistern, sich freundlich als Kollege zu bezeichnen, zumal unter gewerkschaftlich organisierten. Und die Handarbeiter nehmen die Gewerkschaft in der Regel ernster als die Kopfarbeiter – zu ernst.

Nun aber zu den bloggern. Ich beginne mit einem Umweg – mit dem Videogerät, denn von dort aus nahmen die ersten Medien-Laien die Erstürmung der Profifestungen in Angriff – die Technik machte es möglich:  wie immer. Übrigens haben sich auch die Setzer einst gewehrt – und gemault, als die Tippsen/Tippser ihnen mit der neuen Technik den Schneid abkauften. Zwar ließen die Setzer sich dann, nach ihrer Abwicklung, flugs umschulen – auf Computer, kamen mit ihren dicken Wurstfingern jedoch nie an die “Leistungen” der Tippsen/Tippser heran, die damit quasi automatisch zu den besseren Setzern wurden. So ist es immer. Wie ebenso der nicht-ausrottbare Hang zur Vererbung von Pfründen: Fast jeder “Vollblutjournalist” oder TV-Promi schiebt inzwischen seine Sprößlinge in den Anstalten nach. Zurück zum Video.

Wir erinnern uns – der Offene Kanal, der ein Ventil für die vielen Videoamateure sein sollte – als völkisches Zugeständnis für die Zulassung der ganzen Kapitalmedien zum großen Fernsehmachen. Und da rückten dann in diesen Offenen Mitmach-Kanälen (OK) – als der quasi authentischste Teil des Volkes – die ganzen Männer mit ihren Urlaubsvideos an. Was sah man?  Da müssen die Ehefrauen noch einmal an die Hotelrezeption dackeln, weil der Mann das filmen will, oder sie müssen mit ihren Kindern noch einmal einen schönen Waldweg entlanggehen und dabei wie beim ersten Mal Entzücken heucheln und irgendwo hinzeigen. Der Mann spricht dann später dazu seinen Kommentar, der sich meist so anhört, wie es in Reiseprospekten und in den professionellen, d.h. besonders korrupten  Reisemagazinen geschrieben steht: “Die Aussicht ließ nichts zu wünschen übrig, und das Zimmer hatte allen Komfort, das Frühstück war reichhaltig usw.”

Im Offenen Kanal werden zweimal in der Woche Urlaubsvideos gezeigt. Die Palette reicht von “hoch künstlerisch bis tief banal”, meint einer der OK-Verantwortlichen, dem ansonsten eher die “Ausländer” am Herzen liegen, die sich weniger gestalterische Gedanken machen und freier seien. Die Exilalbaner würden sehr viel Wert auf technische Perfektion legen, bei den moslemischen Nutzern sei der Inhalt das wichtigste. Sehr schön sei es auch, daß im Offenen Kanal zum Beispiel Serben und Kroaten und Bosnier alle “friedlich nebeneinander” arbeiten würden.

Ein weiterer Abnehmer von Home-Videos ist u.a. die TV-Redaktion von “Pleiten, Pech und Pannen”. Frau Pasetti erzählte mir dort, daß die Sichtung mitunter schon “ein Horror” sei. 3.000 Videos müßten sie sich anschauen pro Sendung, nur 5 bis 10 Prozent davon würden sie verwenden. Mit Abstand am häufigsten seien Kinder auf dem Topf, Kinder, die in der Nase bohren, und Tiere. Schadenfreude sei zwar schon oft dabei, aber, wenn es darum gehe, daß sich jemand verletzt, dann würden sie das Video nicht nehmen. Urlaubsgeschichten funktionieren dagegen relativ gut: Stürze vom Kamel etwa, Elefanten, die Touristen bespritzen und ähnliches. Wenn solche Sachen jedoch “offensichtlich gestellt” seien, würden sie sie nicht aufkaufen.

Gerade wegen ihrer Kenntnis der Amateur-Videoscene ist Frau Pasetti eine schroffe Anhängerin der “Professionalität”. Dabei werden die Grenzen jedoch immer verschwommener. Zum einen zwangsläufig mit der Technikentwicklung und zum anderen, weil die Amateure, darunter zunehmend Journalisten, die sich was nebenbei verdienen wollen, immer besser werden. Die “Profis” verkaufen sich dabei als Laien, während umgekehrt die Amateure nach “Presseausweisen” verlangen, um mehr Event- und Aktions-“Zugänge” zu haben.

Neun Clubs gibt es in Berlin, deren Mitglieder sich regelmäßig ihre unfertigen Video- Arbeiten zeigen und Gestaltung sowie Schnitte diskutieren. Der erste selbstorganisierte  Videoclip-Wettbewerb fand im Museum für Verkehr und Technik statt. Filmische Auseinandersetzungen mit dem “Foucaultschen Pendel” wurden dort prämiert. Die Amateure filmen aber auch Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen, Familien- und Betriebsfeiern, um das Budget für ihr Hobby aufzubessern. Zu den Urlaubsvideos meint einer der “Aktiven”, Jürgen Wonde: “Ich nehme im Urlaub gar keine Kamera mit, und wenn, dann wird aber mit Drehbuch im Kopf gedreht.”

In Senftenberg wird solchen Kurzfilmen regelmäßig der “5-Minuten-Cup” verliehen. In Berlin fand vor einiger Zeit ein “Deutsches Amateurfilm-Festival” statt, das jetzt bereits überholt – allzu bescheiden – klingt. Inzwischen existiert neben der Berlinale ein “Videofilm-Festival” sowie eine “Video-Schiene” im Forum- Programm. Immer mehr Jugendliche greifen zur Kamera, “mit teilweise phantastischen Arbeiten”. Sie werden auch gefördert, in Berlin zum Beispiel von Medienpädagogen in Jugendeinrichtungen mit entsprechendem “Equipment”. Schon kann man fast sagen: Es gibt nur noch Video und die Unterscheidung zwischen Amateur- und Profi-Filmern ist nur noch deutsch.

Deswegen annoncieren auch immer mehr TV-Sender – z.B. in der Zeitschrift “Film und Video”, daß sie Amateurmaterial ankaufen. In der Budapester Straße logiert das Deutsche Video Institut e. V. (DVI), das zwischen Herstellern, Händlern und Endverbrauchern vermittelt. Von den 28,2 Millionen Westhaushalten hatten 1992 58 Prozent einen Videorecorder und 15 Prozent eine Videokamera (Camcorder), von den 6,5 Millionen Osthaushalten besaßen 37 Prozent einen Recorder und 4 Prozent einen Camcorder. Bis Ende 1994 hatte der Osten gleichgezogen und wird seitdem in der DVI-Statistik auch nicht mehr getrennt aufgeführt. Dennoch gibt es dort noch immer einige Besonderheiten:

In vielen ostdeutschen Betrieben, zum Beispiel in Bischofferode und in Eisenhüttenstadt, wurden extra Camcorder zum Filmen der Arbeitskämpfe angeschafft. Auch die Porno-Videoscene fühlt sich durch den Osten bereichert, meint ein Mitarbeiter von “Video Privat”, einem Versandhandel, will aber nicht ins  Details gehen. Nicht einmal, ob es dabei gewisse Überschneidungen mit Urlaubsvideos gibt, die nämlich auch immer “heimlicher” werden. Unlängst bekam ich von einem ehemaligen Ost-Betriebsrat 120 Dias von nackten Frauen geschenkt, die er sich jahrelang aus den zwei DDR-Fotozeitschriften abphotographiert hatte. Dazu erklärte er mir: “Ich brauch sie nicht mehr. Meine Freundin und ich haben uns jetzt eine Videokamera angeschafft”.  Die beiden sind nicht die einzigen. Die  BILD-Zeitung veröffentlichte kürzlich bereits neben ihrer ständigen Seite über Tabletänzerinnen, Telefonsex-Talkerinnen  und Pornoqueens aus dem Osten  Ratschläge, was zu tun sei, wenn man nicht mehr ohne eine laufende Videokamera vögeln könne.

Ein ähnliches Problem tauchte auch schon nach der Erfindung des Telefons in Privatwohnungen auf: Das besonders geübte Telefonierer durch bloßes Sprechen, ohne sich und den anderen zu berühren, dabei zum Orgasmus kamen: “Mit Worten ficken” konnten, wie Slavoj Zizek sagt, der das und nicht eine “totale perverse Orgie” für den “wahren Exzeß” hält. Dieser ist mittlerweile jedoch durchaus keine Seltenheit mehr.  Bei den  privaten Videoaufzeichnungen ist es   dagegen nicht selten, dass sie als   “Clips”  hernach ins Netz gestellt werden, wo man sie gegen Bezahlung runterladen kann. Manches Pärchen  hat es auf diese Weise schon zu einem “anständigen Nebenverdienst” gebracht.

Aber auch sonst tut sich einiges im Osten – videomäßig. So hat z.B. die Region Südbrandenburg inzwischen die meisten TV-Sender. Hier eine kleine Recherche dazu – mit professionellem szenischen Einstieg:

“Dies ist wahrscheinlich der kleinste Sender der Welt”, vermutet mein Kollege, als wir in Spremberg eine alte Hofremise betreten. Hier hat sich “Kanal 12” eingemietet, der örtliche Lokalsender. Das Studio ist im Flur zum Büro untergebracht, und mehr Räume gibt es nicht. Aber es erweist sich als kompletter Fernsehsender. 28 Minisender haben hier in der von Arbeitslosigkeit und Abwanderung geprägten Region inzwischen eine Lizenz zum Senden – mal für ein Plattenbauviertel, mal für eine Kleinstadt oder eine Reihe von Dörfern. Mal erreichen sie nur 180 potentielle Zuschauerhaushalte, mal über 50.000.

Die Region Südbrandenburg gehört – mit 14 Kanälen – statistisch zu den am besten “versorgten” Gebieten Europas. Obwohl die Sender höchstens eine Stunde täglich “Bewegtbilder” produzieren (sonst gibt es meistens Texttafeln mit lokalen Informationen), werden die Programme sehr gut angenommen: “Wir haben eine Zuschauerquote von über 90 Prozent!” behauptet “Kanal12”-Gründer Michael Walter. Und der Geschäftsführer von “RTS Senftenberg”, Andreas Groebe, meint: “Die zu einem Westkonzern gehörende Lausitzer Rundschau  [die übrigens in ihrer Not einen tazler zum stellvertretenden  Chefredakteur machte] hatte Abo-Einbrüche ohne Ende durch uns.” Weil sie Leser- und mehr noch Werbeverluste fürchteten, hatten die Zeitungsverleger im Westen in der Anfangszeit des Kabelfernsehens das Entstehen lokaler Kleinsender verhindert.

Im Osten aber waren vor oder während der Wendezeit riesige Kabelanlagen entstanden, die oft ein größeres Plattenbauviertel versorgen, manchmal sogar ganze Ortschaften, und nicht dem Monopolisten Telekom gehören, sondern privaten oder städtischen Betreibern. Über sie begannen oft kurz nach der Wende einzelne TV-Begeisterte zu senden, ohne sich groß um komplizierte Mediengesetze zu kümmern. Seit 1993 wurden die Sender dann von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg lizensiert.

So wie viele der Kleinsender begann auch das Cottbusser Lausitz-TV (LTV), das heute in einer schick renovierten Stadtvilla residiert und einen “Assistenten der Geschäftsführung” hat. Reinhard Vogt, ein ehemaliger Seemann, führt uns durch die Etage. Die Moderatorin, im Hauptberuf Kindergärtnerin, schminkt sich gerade im Tonraum. Später ist sie auch noch als “Model” in einem Werbeclip für einen örtlichen Mittelständler zu sehen.

Wenn in Senftenberg der Abteilungsleiter eines Musikladens zusammen mit Sendergeschäftsführer Andreas Groebe die lokalen “CD-Charts” moderiert, sitzen sie lässig auf einem Barhocker auf einen hohen Tisch gestützt und lächelt breit in die Kamera. Wie überall imitiert man auch hier die globale TV-Ästhetik von CNN etwa oder MTV – nur eben mit minimalistischen Mitteln. Auch was das Equipment betrifft, sieht es eher spartanisch aus: Große Dekorationen gibt es nicht, nur ein blaues Tuch vor der Wand, daß man für die Einspiegelung von Hintergründen braucht: Die Blue Box im Wohnzimmer. “Man muß technisch enthaltsam sein, damit einem nicht die Puste ausgeht”, erklärt Andreas Groebe.

Dennoch braucht es mindestens 200.000 Mark Anfangskapital, um einen Sender aufzumachen. Gesellschafter sind meist die Kabelnetzbetreiber. In Spremberg gehört dem Senderbesitzer das örtliche Fernsehgeschäft. Was ihn nicht daran hindert, gelegentlich auch noch zu moderieren. Sein Sender hat nur drei Mitarbeiter, er erreicht 30.000 Haushalte. Der Mangel, auch an ordentlicher Entlohnung, wird durch Enthusiasmus ausgeglichen. Die lokalen Fernsehsender sind zur Basisdemokratie verdammt. Andreas Groebe, dessen Sender in einem schmucklosen Plattenbau am Stadtrand eingemietet ist, sagt es so: “Mit zu viel Gemeinden drumherum verzettelt man sich nur und vernachlässigt einzelne; schon jetzt gibt es das Problem Weltzow – 25 Kilometer entfernt und schlecht zu versorgen.”  Dies erinnert fast schon an das Credo von Deleuze/Guattari: “Ein Klein-Werden Schaffen!”

Ausgerechnet im Braunkohlerevier Südbrandenburgs kommt man der alten Vision aus der Anfangszeit der Verkabelung nahe, derzufolge Sender und Empfänger die Rollen tauschen sollten. So arbeiten die Spremberger zum Beispiel schon mit den fünf Macintosh-Computer-Besitzern der Stadt eng zusammen, einer komponiert nebenbei noch die Musik für das TV-“Magazin”, und die drei Spremberger Videokamera-Besitzer kenne man sowieso. Das Arbeitsamt annonciert seine Stellen im lokalen Videotext und die Wohnungsbaugesellschaft ihre Wohnungen. Seitdem die Stadtverordneten-Versammlungen live übertragen werden, “hat auch das Interesse an Politik in der Stadt stark zugenommen”, sagt Michael Walter, “außerdem gibt es seit den Übertragungen keine schlafenden Hinterbänkler mehr”.

Manfred Groebe meint: “Man muß sich die Mitarbeit der Bevölkerung erarbeiten – über Akzeptanz”. Das gilt erst recht für die Mitarbeit des  in Südbrandenburg noch wenig entwickelten Mittelstands – die Werbekunden: das Autohaus, das Blumengeschäft, die Disco, Tischlereien, Tattoo-Studios und Bäcker. In Spremberg kostet die Bewegtbild-Werbung pro Sendesekunde 5 Mark. Es gibt zwar noch einige Großbetriebe in der Region, aber diese bevorzugen ebenso wie die (West-)Supermärkte “professionell” gemachte Programme. Die Zuschauer empfinden jedoch gerade das Unprofessionelle oft als “charmant” – beispielsweise den Film “Null Problemo”, den ein Spremberger Jugendclub für Behinderte über sich selbst gedreht hat. Der wird inzwischen auch als Kassette verkauft. Merke: “Nur Minderheiten sind produktiv – nie die Mehrheit!” (Deleuze/Guattari) Man könnte auch von einem Willen zur Differenz sprechen.

Die Arbeitslosigkeit in der Region Südbrandenburg führt dazu, daß der “Werbekuchen” eher mager ausfällt – zumal die Sender keine Daten über Zuschauerzahlen vorweisen können. Die Sender setzen ihre Hoffnung nun auf Dauerwerbung bei der die Produkte telefonisch bestellt werden können. Erst wenn die Anzahl der Anrufer ausreichend  ist, gibt es Geld, und dann “bekommen wir Markenartikel- Werbung”, glaubt Michael Walter. Damit auch die regionalen Werbekunden gesicherte Zuschauerzahlen in die Hand bekommen, will die Medienanstalt eine  “Mediadaten-Analyse” durchführen. Einmal im Jahr treffen sich die Kleinsender zu einem bundesweiten Treffen von Ballungsraumsendern, bei dem u.a. über gemeinsame Werbevermarktung gesprochen wird.

In Spremberg hat eine Floristin namens Eva gerade ihren Laden widereröffnet, das Polaroid für den “Werbespot” bringt sie persönlich beim Sender vorbei. Auch die Zuschauer sind derart “direktkontaktfreudig”: “Wenn wir uns sonntags mal mit dem Eingeben der Fußballergebnisse aus der Kreisliga verspäten, kriegen wir sofort erboste Anrufe!” Alle Sender halten engen Kontakt zu den Sportvereinen. Die Senftenberger begleiteten einen Tauchkurs mit der Kamera im städtischen Badesee sogar unter Wasser. Außerdem gibt es dort eine regelmäßige Gymnastiksendung und das Brett-“Spiel des Monats”. Bei Spremberg-TV gibt es den “Blumenstrauß der Woche”: “Wenn Frau Müller z.B. der kranken Frau Meier immer beim Einkaufen hilft – dann wird über sie berichtet, bei ihr zu Hause.” Und immer öfter bringen Hobbyfotografen alte und neue Stadtansichten vorbei: “Auch die senden wir!”

In Spremberg träumt man gar davon, überall Videokameras auf den öffentlichen Plätzen zu installieren, deren Bilder bei Bedarf zugeschaltet werden. So kann man als Zuschauer immer mal wieder schnell kucken, was gerade auf dem Marktplatz los ist. Obwohl man die Sendungsmacher politisch von links bis rechts verorten könnte, sprühen doch alle gleichermaßen vor Sendeideen.

Dennoch erschöpfen sie sich nicht in bloßer “Bürgernähe”: Ein Reporter von “LTV”, kommt mit einem Streikbericht zurück. Sein Beitrag befaßte sich mit dem Cottbusser Kfz-Reparaturbetrieb “Intrans”, wo der westdeutsche Besitzer aus der Tarifbindung rauswollte und Streikbrecher eingesetzt hatte – eine “heiße Geschichte, schon seit zwei Monaten!”. Der Cottbusser Sender ist mit 11 Mitarbeitern und zwei Lehrlingen der größte, er versorgt 58.050 Haushalte – mit “täglich aktuellen 30 Minuten”.

Gelegentlich übernehmen auch die Großen (Kapital- und Staatssender), z.B. ORB und RTL,  schon mal einen LTV-Beitrag: Von einer Gasexplosion oder von den in der Spree badenden Cottbusser Elefanten etwa. Zwar bieten auch immer mehr Bürger solches Videomaterial der LTV-Redaktion an, “aber es ist meistens noch nicht sendefähig”, sagt Reinhard Vogt “Katastrophen ausgenommen, die nehmen wir sofort!”  Das machen inzwischen auch die Zeitungen – angefangen mit BILD – so.

Bei den Videobeiträgen von Laien kann der Osten auf eine lange Tradition zurückblicken, die wiederum aus der frühsowjetischen Institution der Fabrik- und Dorf-Korrespondenten heraus entstand: Die Film- und Schreib-Zirkel. Beispiel Zschornewitz:

Das Kraftwerk Zschornewitz nahe des Braunkohletagebaus Golpa-Nord bei Bitterfeld war lange Zeit das größte Kraftwerk der Welt: Grökaw. Die Kraftwerker wohnten in einer Hufeisensiedlung direkt drumherum. 80 Jahre nach seinem Bau – 1993 – wurde das Werk in ihrer Mitte weggesprengt: es war zu unrentabel und unökologisch geworden: “marode”, wie man im Spiegel sagt. Die arbeitslos gewordenen Kraftwerker filmten die letzten Minuten ihres Werkes mit Videokameras. Zu DDR-Zeiten hatten etliche von ihnen in einem 8mm- und Super-8-Filmzirkel gearbeitet. Auch damals hatten sie schon bestimmte Aspekte ihres Arbeitslebens gefilmt, vorwiegend jedoch Aspekte ihrer Freizeit.

Als nun vor ein paar Jahren zwei glatzköpfige junge West-Filmemacher aus Babelsberg – Stefan Kolbe und Chris Wright – bei ihnen anrückten, drückten die Ex-Kraftwerker  den beiden, bevor sie sich filmen ließen, erst mal ihr ganzes selbstgefilmtes und geschnittenes Material in die Hände (über einhundert Stunden), dazu noch eine Menge Texte des im VEB Zschornewitz ebenfalls sehr aktiv gewesenen Zirkels schreibender Arbeiter. Die beiden Filmemacher waren darüber so gerührt und nach Sichtung begeistert, dass sie ihr eigenes Filmen völlig vergaßen und stattdessen ihre Abschlussarbeit aus den überlassenen Materialien zusammenstellten. Das Ganze nannten sie dann – nach einem Vorschlag ihres Filmberaters Martin Otting – “Technik des Glücks”. Die Arbeiter waren zufrieden mit dem Ergebnis und wir, die wir den Film dann im Babylon-Kino sahen, begeistert. Das komplette Material wurde später  übrigens mit Geldern des Landes Sachsen-Anhalt auf DVD gebrannt. Sein Titel “Technik des Glücks” geht auf Franz Jung zurück: Es ist seine Aufstands-Anleitung in vier Übungen, die – ausgehend von der Erkenntnis der eigenen Lage – erst einmal der Bekämpfung der Lebensangst dient. Dort im Film ging es jedoch nicht um die Organisierung des Widerstands – erst gegen die Treuhand, die in diesem Fall alle Arbeitsplätze auf einmal buchstäblich in die Luft jagte, sondern um “Den Blick des kleinen Mannes auf sein Glück”, wobei mit “Technik” hier dessen Schmalfilm- und Videoausrüstung gemeint ist.

Bei der BILD-Zeitung ist es schon seit langem Brauch, dass die Redaktion z.B. jemandem im Knast eine Kamera gibt, damit er dort heimlich einen einsitzenden Promi photographiert. Nun ist die Springerredaktion noch einen Schritt weiter gegangen und hat den “Leserreporter” kreiert, d.h. sie hat alle ihre Leser aufgefordert, Promis und ähnliches Gesindel, möglichst in verfänglichen Situationen, zu photographieren. Die Einsender bekommen dafür Honorar (100 bis 150 Euro pro Bild). Das sei glattweg eine “Schande”, meinte dazu der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft. Er und andere Kritiker würden jedoch “heucheln”, antwortete ihm der FAZ-Autor Hanfeld nun in einem zweiseitigen Text über diese neueste Entwicklung auf dem langen Marsch zur Gleichmacherei von Blatt-Leser und Blatt-Macher.

Hanfeld verweist dabei auf die Internet-Foren “MySpace” und “YouTube”, wo sich schon seit Beginn die Medien eifrig bedienten. Und in gewisser Weise würden auch die Folterbilder von Abu Ghraib und die Bundeswehrfotos aus Afghanistan noch in den Zusammenhang dieser neuen “Leserreporter” gehören. Little Brother is watching you: Was den staatlichen Videoüberwachern recht ist, ist den Bürgern billig: sie schießen zurück (“Die Deutschen müssen wieder das Töten lernen” – so der Spiegel heute). Schon mehren sich die Fälle, da Hausbesitzer ihre Überwachungskameras in Nistkästen und Rasensprenganlagen auf die Schlaf und Wohnzimmer ihrer Nachbarn richten – statt auf ihre Zäune und Rasenflächen. Die BILD-Idee, über die sich die festangestellte Journaille aufregt, gibt es jedoch schon länger – bei CNN: dort nennt man das “City Reporter”, und bei N24, wo man von “Augenzeugen” spricht.  Die viertgrößte “Zeitung” Südkoreas wird sogar fast ausschließlich von “Bürgerreportern” gemacht,  dort wählen allerdings noch Redakteure statt Logarithmen (über Votes) die Artikel aus. In Deutschland kauft neuerdings auch dpa über eine Tochterfirma “Schnappschüsse” von  Fotohandys auf. BILD-Chef Diekmann meint: “Sie könnten uns überflüssig machen, wenn wir nicht mit ihnen umzugehen wissen”.

Bevor er die Handy-Fotografen für seine finsteren – antiaufklärerischen – Zwecke einspannte, hatte er bereits die deutschen Dichter angeworben, die seitdem das tägliche Nackfoto in der BILD mit einem Gedicht gewissermaßen veredeln – nachdem das berühmte Tittenlexikon sich überlebt hatte (“Simone liebt Segelschiffe, sie weiß alles darüber, z.B. dass das berühmte Segelschiff der Bundesmarine Pamir vier Masten hatte, aber keinen Rum an Bord”).

Vor dem täglichen Nacktgedicht hatten die BILD-Leser schon lange regelmäßig ihre Witze gegen Honorar an das Blatt geschickt. Das war jedoch wirklich eine “Schande”, denn der Witz verlangt als kollektive Hervorbringung auch eine  anonyme Zirkulation. Sobald jemand ihm zwecks Veröffentlichung eine Autorenschaft verpaßt – verkommt er. Erinnert sei an die Idee des Toilettenpapierherstellers Herrn Wolfram, der Ende der Sechzigerjahre seine Rollen mit Witze bedruckte. Anfangs waren viele Leute begeistert: Sie saßen auf dem Klo und lasen einen Witz nach dem anderen. Bald wiederholten sich die Witze jedoch oder man fand sie auf Dauer einfach nicht mehr komisch. Beides lief auf das gleiche hinaus: Der Witzklopapier-Hersteller Wolfram blieb irgendwann auf seinen Rollen sitzen.

Mitte der Achtzigerjahre kam der Journalist Jens Birrwitz aus Gelnhausen auf die grandiose Idee, deutschsprachigen  Zeitungs-, Radio- und TV-Show-Redaktionen ein Witz-Abo anzudrehen: Er bot ihnen alle 14 Tage zehn Din-A4-Seiten mit etwa 100 Witzen an. Auch diese  Geschäftemacherei mit dem Witz ließ sich anfangs gut an. Mehrfach versuchte ich den “Witzerfinder” Herrn Birrwitz zu interviewen – er lehnte jedesmal ab. Erst als sein Geschäft den Bach runter ging und seine Frau sich von ihm trennte, hatte ich Glück: Sie traf sich mit mir in einem Café, wo sie mir erzählte, ihr mehrere Sprachen sprechender Ex-Mann habe viele Zeitungen des In- und Auslands abonniert, um sie nach Witzen durchzuforsten.

Diese wandelte   er dann ab – z.B. indem er aus einem Schotten oder Albaner einen Ostfriesen und aus einem lahmen Pferd einen Opel Kadett machte – und verkaufte sie. Sein Witzumsatz sei dann aber rapide zurück gegangen – vor allem dadurch, dass er die immer selben Witze noch mal und noch mal abwandelte – um sie jedesmal als neue zu verkaufen. Denn in den anderen Zeitungen, aus denen er klaute, saßen Leute, die das selbe taten wie er – so daß im Endeffekt ein geschlossener Witz-Kreislauf entstand – dessen Lebensdauer begrenzt war.

Schon etwas anspruchsvoller geriet dann das universitäre “Urban-Tales”-Buchprojekt des Volkskundlers Rolf Wilhelm Brednich, indem er etliche Anekdoten durch verschiedene Länder bzw. Städte verfolgte – und zeigte, wie sie sich dabei veränderten, wobei der Autor auf immer mehr Anekdotensammler im In- und Ausland zurückgreifen konnte. Auch die Urban Tales sind anonyme Hervorbringungen bzw Realereignisse, der Autor/Obersammler und seine Korrespondenten/Untersammler zeichneten jedoch namentlich, wenn auch nicht mehr die Tales selbst.

Ihr erstes Buch hieß: “Die Spinne in der Yuccapalme”, es folgten “Die Maus im Jumbo-Jet”, “Das Huhn mit dem Gipsbein”, “Die Ratte am Strohhalm” und zuletzt “Pinguin in Rückenlage”. Auch diese “Urban-Tales”-Sammlung verlor schnell ihre Attraktivität. Sie ging im übrigen auf den Witzforscher Gershom Legman zurück, der an der Universität von Texas lehrte, eine Zeitschrift für Schimpfwortforschung “Maledicta” herausgab und dessen riesige  Sammlung “Der obszöne Witz” auf Deutsch im Piper-Verlag erschien: ein ebenso dicker wie öder Wälzer, denn der Autor verfolgte darin etwa 100 schweinische Witz-Topoi wie “Esel”, “Schwiegermutter”, “Schlüpfer” etc. durch alle Länder, wobei sich jedesmal kleinere oder größere Varianten ergaben, was aber überhaupt nicht witzig war.

Neuerdings versucht der Berliner Ernest Buck mit Witzen reich zu werden: Zu diesem Zweck gründete er “Die satirische Taschentuchzeitung” – das sind einseitig mit Witzen bedruckte Papiertaschentücher namens “sniff”. Eine Packung mit zwölf  mal identischen Witzen kostet 95 Cent. Jeden Freitag wirft Buck eine neue Packung auf den Markt.  Die letzte mir vorliegende enthielt zwei Witzgeschichten: einmal einen “Rücktrittsforderungskatalog” des Bundeskanzlers Schröder und zum anderen ein “Vorabdruck” der Biographie des “Kanzlerhalbbruders Lothar Vosseler” – beide sind nicht sonderlich komisch und dazu ist das bedruckte Papier nicht gut zum Naseputzen geeignet. Es ist sowieso eine ähnliche Schnapsidee wie schon das Toilettenpapier mit Witzen.

Beiden Geschäftsideen  liegt laut Michael Rutschky etwas sehr Spießiges zugrunde:  nämlich die Verquickung von Unterhaltung oder Schönheit mit Nützlichkeit. Man findet solche mißratenen Objekte massenhaft in Geschenkeläden und Souvenirshops: bemalte Muscheln mit einem Thermometer drin oder Kaffeetassen mit Titten dran z.B..

Eine etwas anders gelagerte  Sauerei sind dagegen die honorierten Witze etwa im Playboy und in der BILD-Zeitung: Da hört jemand irgendwo einen Witz, schreibt ihn zu Hause auf und kassiert dann von diesen Zeitungen 10 oder 25 Euro, wenn sie ihn abdrucken. In der österreichischen Kronenzeitung fand Jörg Schröder einmal statt solcher Leser-Witze kleine witzige Geschichten. Sie waren so banal, dass er sich einige Dutzend davon kopierte, die er dann unter dem Titel “Neue österreichische Erzähler” als Buch herausgab. Einige Literaturkritiker, von der Süddeutschen Zeitung z.B., rezensierten das Werk dann tatsächlich – ernsthaft, aber einfühlsam: Die neuen österreichischen Erzähler hätten noch einen weiten Weg vor sich – oder so. Für Schröder war das das Witzigste an dem ganzen “Projekt”. Er hat dann auch mal das (Gorlebener) Tagebuch des Schriftstellers Hans Christoph Buch veröffentlicht – nur um den Autor endgültig zu blamieren. Witzigerweise passierte jedoch genau das Gegenteil. Auch bei den Berliner  Lesebühnen kommt der Witz quasi von außen: Anfangs wurden dort vor allem experimentelle Kurzgeschichten vorgetragen, nun mehr und mehr satirische Texte, wobei es primär um die Anzahl der “Lacher pro Minute” geht. Die zahlenden Gäste (Touristen) wollen sich partout amüsieren – und lachen bereits, wenn sie nur das Wort “Möse”, “Gomera” oder “Handy” hören. Sehr komisch! Die Textvorleser kommen ihnen dabei auch noch entgegen, indem sie leichtherzig die “Wahrheit” für eine Pointe schmeißen. Aber ich will mich hier nicht über meine Kollegen von den Lesebühnen mokieren.  Und stattdessen mich lieber der Hoffnung hingeben, dass aus dem Bishergesagten klar geworden ist, wer oder was ein Kollege ist: Es ist etwas Fließendes!

Die taz-Leser und -macher teilen sich, das kann man schon jetzt sehen: Die einen – älteren – wollen sich nicht recht mit den Bildschirmtexten anfreunden und die anderen – jüngeren- wollen nichts Gedruckts mehr lesen. Weil die jüngeren jedoch von der Werbewirtschaft umworben werden, wird es vielleicht in fünf bis zehn Jahren nur noch eine samstags-taz mit langen Aufsätzen, Analysen und Polemiken geben, alles andere findet online statt – wobei das “Aktuelle” auch dort wohl verschwinden wird, wenn wir Netzeitungs-Meyer folgen, denn das bringen die anderen Medien (über U-Bahn-Fernsehen, Handys, Heimfernseher und den ganzen Radiostationen) sowieso – ununterbrochen. Im übrigen gehen so genannte Medienexperten davon aus, dass es bald sowieso nur noch zwei Zeitungen geben wird, bei deren Lektüre man sich die Hände schmutzig macht: die Süddeutsche und die FAZ.

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2006/11/20/die-lieben-kollegen/

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