vonHelmut Höge 06.02.2007

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Am 13. März versucht sich erst mal das Landgericht Darmstadt in der “Wahrheitsfindung”: Es geht dabei um zwei Siemens-Exmanager aus der Kraftwerksparte, denen vorgeworfen wird, zwei italienische Ex-Manager des Energiekonzerns Enel geschmiert zu haben – und die Frage dabei lautet: War es “System” oder nur “Eigeninitiative”?

Recherchen einer Kölner Kollegin legen nahe, dass sich das Kartell in Pully – IEA – 1999 auflöste, gleichzeitig stellt sich eine Pariser Kollegin die Frage, ob die von Siemens in Luxemburg gegründete Bank der Banken “Clearstream” eine Art Nachfolgeorganisation war (und ist). Sie wird darüber selber in den nächsten Wochen was auf Deutsch veröffentlichen, während der Kölner Kollegin noch bis zum Herbst Zeit für ihre Recherchen gelassen wurde.

Mir schickte jetzt erst einmal Markus Krajewski seinen Beitrag aus der Aufsatzsammlung “Das Glühbirnenbuch”. Er heißt Im Schlagschatten des Kartells – Anmerkungen zu Byron der Birne:


1.Byrons Geburt, zurückzediert

Alten Gerüchten zufolge hat Thomas Ruggles Pynchon Jr. 1959 während seines Studiums an der Cornell University einen Kurs in Creative Writing belegt, und zwar bei niemand anderem als Vladimir Vladimirovich Nabokov. Doch Nabokov, der Meister der verblichenen Erinnerungen, habe sich nicht an einen Studenten namens Pynchon erinnern können.1 Neusten Gerüchten zufolge habe sich auch Thomas Pynchon nicht eines Studiums bei Vladimir Nabokov entsinnen können.2 Allein Nabokovs Frau Vera, die stets die Seminararbeiten ihres Gatten korrigierte, habe – hartnäckigen Gerüchten zufolge – von der seltsamen Handschrift eines gewissen Thomas Pynchon gewußt, “his ‘unusal’ handwriting: half printing, half script.”3 Inwieweit die geschwundene Erinnerung an einen persönlichen Kontakt zwischen beiden Autoren, die vielleicht am nachhaltigsten nicht nur die amerikanische Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt haben, einem literarischen Vatermord oder aber einer verweigerten Schülerschaft anzulasten ist, möge dahingestellt sein. Die Spuren etwa von Nabokovs berühmter Don Quixote-Vorlesung oder anderen Texten ihres Autors jedenfalls können einer philologischen Suche bei Thomas Pynchon nicht verborgen bleiben.4 Während es für den Einfluß beispielsweise von Lolita auf das Romanwerk Pynchons noch genauerer Untersuchungen bedarf, so lassen sich unterdessen Filiationen oder sogar ganze Genealogien kleiner, nichtsdestoweniger folgenreicher Einfälle vergleichsweise einfach aufspüren. Eine dieser kleinen ideellen Fortpflanzungen soll nun im folgenden ein wenig weiterverfolgt, ihr Ursprung aus einem lyrischen Exkurs, einem Gedicht als Kommentar zu einem Gedicht bei Nabokov, kurz als Geburtsmoment von Byron beleuchtet werden, um schließlich Pynchons technikhistorische Exegese und kritisch-paranoische Ausbuchstabierung dieser Idee mit Hilfe seiner Geschichte von Byron, der Birne5 innerhalb der großen Historie mächtiger und ökonomischer Verschwörungen in den Enden der Parabel ihrerseits zu kommentieren.

In dem nicht wenig rätselhaften und konspirativen Kommentar zu dem 999 Zeilen umfassenden Langgedicht Fahles Feuer des fiktiven Dichters John Shade zitiert dessen (letzten Endes) ebenso fiktiver Herausgeber Charles Kinbote einige frühe Verse von John Shade mit dem Titel Das Wesen der Elektrizität. Shades Gedicht beginnt mit der Vermutung, daß unsterbliche Seelen sich möglicherweise in den Leuchtfäden der Glühlampen erhalten und weiter tradieren:

Die Toten, die sanften Toten – wer weiß? –

Beharrn vielleicht in Wolfram-Filamenten,

Und auf dem Tisch an meinem Bette brennt

Die verblichene Braut eines andern.

Mag sein, daß Shakespeare eine ganze Stadt

Mit ungezählten Lichtern überschwemmt,

Und Shelleys weißglühende Seele zieht

Die bleichen Falter sternenloser Nächte an.6

Mag sein, daß Nabokov in seinem Creative Writing-Kurs – wie andere Schreibpropädeutiken seiner Zeit7 – empfohlen hat, zur Inspiration auf fremde Texte zurückzugreifen. Und so dürfte es vielleicht etwas weniger überraschen, zwischen die Parabelbögen von Gravity’s Rainbow recht plötzlich die Geschichte einer unsterblichen Glühbirne eingeschaltet zu sehen. Die im Gedicht herbeigeführte Konstellation vom Glühdraht (filament) als Ruheort der Seelen weiß Pynchon jedoch mit einem Hinweis zu erhärten, um Nabokovs zaghafte Vermutung gleich an historische Realitäten anzuschließen. „Das Muster nimmt Gestalt an in seiner Seele (was auch das alte Wort war für den Kohlefaden in den frühen Birnen…)“8 Damit eröffnet sich eine erhellende doppelte Lesart der „Seele“, indem Pynchon sie einerseits in konsequenter Fortführung von Nabokov inklusive dessen eschatologischer Anspielungen an die Erzählung vom ewigen Kreislauf, „ans karmische Rad“9 koppelt. Andererseits bindet Pynchon diese Idee wieder an ihre medientechnische Historizität zurück, indem er John Shades transzendentale Erleuchtung im Wesen der Elektrizität in eine gänzlich unmetaphysische Phänomenologie, also die technikgeschichtliche Wirklichkeit der frühen Glühlampenproduktion übersetzt. Doch wie kann man den Ausgangspunkt, diese lyrische Spekulation bei Nabokov, in handfeste faction (als Fusion von facts und fiction) überführen? Wie läßt sich die Geschichte eines technischen Objekts erzählen, das zur beseelten Materie, also längst selbst zum Subjekt geworden ist? „Was für ’n Leben, diese Birne – wenn sie nur sprechen könnte und davon erzählen…Tja, wenn’s sonst nichts ist: sie spricht.“10 Zwei Autoren, ein Gedanke: Bereits im Fahlen Feuer berichtet Kinbote einige Zeilen vor dem Wesen der Elektrizität in anderem Zusammenhang von einem „sprechende[n] Licht“,11 womit Byron vermutlich bei seiner Geburt durch Pynchon gleich auch noch (von Nabokov) die Gabe der Rede in die Wiege des Babybirnenhimmels (vgl. ) gelegt bekommen hat.

Kennern von Byrons Geschichte ist bereits vertraut, daß „die Geburt Byrons im letzten Augenblick an Osram in Berlin zurückzediert wurde. Zurückzediert, genau.“12 Ebenso bekannt ist – nicht zuletzt dank der neueren Glühbirnenforschung, die zusätzlich zu Pynchons Quelle für seine wirtschaftshistorischen Unterfütterungen von Phöbus’ Machenschaften inzwischen auch Teile der Geschäftskorrespondenz des Glühbirnenkartells auswerten konnte13 –, aufgrund welcher Übertretungen der streng limitierten Produktionsanteile14 Byron, statt von Tungsram in Budapest produziert zu werden, eben in einem der drei Berliner Osram-Werke das Licht der Welt erblickte. Welche Marktmechanismen bei dieser Neuzuweisung zum Tragen kommen, welche Machtstrukturen innerhalb von Phöbus solchen Effekten zu Grunde liegen, soll weiter unten noch etwas näher beleuchtet werden. Zuvor sei jedoch – ganz im Sinne Byrons – ein kleiner Umweg genommen, der die Frage verfolgt, was überhaupt ein Kartell ist. Die Antwort ist kurz, eine Absprache. Die Geschichte dahinter reicht indes weit zurück und überdies weit hinein in die (un)ehrenhafte Geschichte der Duelle.

2.Am Mono-Pol

Während das Duell zwischen Ehrenmännern als kleinstmöglicher Krieg zu beschreiben wäre, indem es auf einen kurzen, alles entscheidenden Moment abzielt und die Front eine einzige ist zwischen zwei durch genaue Schrittanzahl voneinander getrennten Personen, so verfließt der umfassendere Krieg zwischen Großinstitutionen, zwischen Staaten zum Beispiel, in seiner Kontur, bildet zahlreiche Fronten aus und überdauert mithin den offiziellen Friedensschluß, wird zum Kontinuum in Friedenszeiten mit eigener Gesetzmäßigkeit.15 Die ökonomische Form dieser strategischen Duelle zwischen den Großinstitutionen in Form von Unternehmen oder Konzernen heißt Kartell, und ihre Entwicklung als taktierende Macht auf dem exemplarischen Terrain der deutschen Elektroindustrie soll nun etwas näher untersucht werden.

Was ist ein Kartell?

Kartelle bedeuten Krieg unter Kontrahenten, und ihre Schlachtordnung läßt sich gleichwohl im Kontext eines Duells etymologisch zurückverfolgen. Als ältester Ursprung gilt das griechische Wort chartos, das ein aus der Papyrusstaude gefertigtes Blatt Papier bezeichnet. Diese kleinformatigen charta dienten, im Gegensatz zur umfangreicheren Papyrusrolle als Träger literarischer Buchstabenfolgen und amtlicher Mitteilungen, mitunter dazu, Absprachen unter Vertragspartnern in der Dauer der Schrift festzuhalten. Über das lat. charta und die italienische Variante cartello als diminutive Form von carta und cartella gelangt das Wort ins Französische mit zwei Genera. Das Femininum cartelle bedeutet „Einlegebrettchen“ oder „liniiertes Pergamentblatt für den Komponisten“, währenddessen das Maskulinum erstens einen „Vertrag zwischen kriegführenden Mächten wegen Auslieferung der Gefangenen, auch wegen Fortsetzung des Handels“ bezeichnet, zweitens aber eine „(schriftliche) Herausforderung (zum Duell)“.16 Die ökonomische Bedeutung wird im Französischen aus dem Deutschen (re)importiert, wogegen das Deutsche den Begriff seinerseits vom Französischen herleitet.17 Horrendum bellum grammaticale. Grimms Wörterbuch kennt drei Unterscheidungen:

  1. im turnierwesen die festsetzung der kampfregeln zwischen den gegnern, schriftliche übereinkunft deswegen; […]

  2. […] im duellwesen, ausforderung zum zweikampf, wegen der darin enthaltenen kampfbedingungen […]

  3. im kriegswesen, verträge zwischen den kriegführenden theilen, allerhand gegenseitige beziehungen betreffend; auch im frieden ähnliche verträge zwischen staaten18

Der ökonomische Begriff des Kartells findet dagegen erst im Zuge der Industrialisierung sowie des Wirtschaftsliberalismus und seiner Übernahmetaktik ab den 1870er Jahren weitere Verwendung. Als eine der ersten Branchen handeln österreichisch-ungarische Eisenbahngesellschaften, später auch deutsche und schweizerische, einheitliche Tarife unter der Bezeichnung „Car­tell-Ta­ri­fe“ miteinander aus. Das offizielle Ziel ihrer Regelung lautet, die Be­för­de­rungs­ent­gel­te von Personen und Frachtgütern auf Teilstrecken innerhalb des Landes einander anzugleichen, um größere Übersichtlichkeit und günstigere Abstimmung der Bahnen zu gewinnen. Eventuellen Vorbehalten in der Öffentlichkeit gegen die drohende Gefahr eines entstehenden Monopols begegnen die Eisenbahngesellschaften, indem sie eben den alten Begriff des Kartells einführen. Die Bezeichnung „Cartell-Vertrag“ bewahrt den edel konnotierten Kontext des Turniers bzw. ehrenhaften Duells, um gleichzeitig die praktische Aufhebung der Konkurrenzsituation auf nationaler Ebene zu tarnen.19

Gleichwohl gibt es Kartelle im Sinne von Monopolen, also der Konzentration von Verfügungsgewalt über eine bestimmte Ware, die sich in der Hand weniger befindet, von vielen jedoch gewünscht oder benötigt wird, bereits seitdem Menschen handeln. Jedoch erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst sowohl die Anzahl der Absprachen innerhalb einzelner Branchen als auch der Einfluß ihrer Wirkungsmacht, was wiederum entschiedenere Reaktionen des Staates auf die drohende Gefahr von Monopolisierungen und ebenso die Etablierung einer Kartelltheorie nach sich zieht.20

Ähnlich divergent wie ihre Erscheinungen zeigen sich die theoretischen Definitionen des Kartellbegriffs. Eine für das 19. Jahrhundert weithin akzeptierte, weil umfassende Festsetzung liefert Robert Liefmann: Kartelle sind „Ver­bän­de zwischen selbständig bleibenden Unternehmern derselben Art zum Zwecke monopolistischer Beherrschung des Marktes“.21 Eine eher vage Definition, die gleichwohl eine nachhaltige Rezeption innerhalb der Kartellforschung erfährt und die Disziplin selbst über lange Zeit bestimmt. Abzusetzen von dem weitgefaßten Liefmannschen Begriff sind noch Trusts, die sich durch vollkommen aufzugebende Unabhängigkeit der Partner, demzufolge straffere Verwaltung und Produktion sowie gemeinsame Finanzen auszeichnen. Beispiele sind die Aluminium Company of America oder aber die Pynchon-Lesern nicht ganz unvertraute I. G. Farben, die jeweils aus einzelnen Großfirmen nebst Zulieferer-Produktion fusionieren. Den fließenden Übergang zwischen Kartell und Trust bildet das Syndikat, nach Meyers Großem Konversationslexikon von 1908 die „vollendete Form“ des Kartells. Im Gegensatz zur niedrigeren Organisationsform des letzteren verfügt ein Syndikat zusätzlich über zentrale Absatz- und Einkaufszweige, sowie über eine eigene Rechtspersönlichkeit.

Alle drei Formen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit besitzen trotz offizieller, d.h. im Vertragstext verlautbarter Zielsetzung einen einzigen Zweck: das Verharren an einem Punkt. Dieser Punkt wurde zuerst von dem französischen Mathematiker und „Vater der mathematischen Wirtschaftstheorie“22 Antoine Augustin Cournot (1801–1877) in den Untersuchungen über die mathematischen Grundlagen der Theorie des Reichtums von 1838 beschrieben und bezeichnet den Ort des maximalen Gewinns in Abhängigkeit von der nachgefragten (= abgesetzten) Menge eines Produkts und seinem Preis.23

Statt die in der Literatur übliche Antwort zu geben, etwa daß die zahlreich angeführten, aber doch nur geringfügig verschiedenen Definitionen die „Vieldeutigkeit und Entwicklung des ökonomischen Kartellbegriffs beleuchten“ mögen,24 erfährt die Frage, was ein Kartell ist, eine ab- und ausweichende Antwort: Ein Kartell ist ein Stück Papier, das eine Kampfordnung festlegt. Es wird von unabhängigen, im Moment der Paraphierung verbündeten Partnern unterzeichnet, um zu einem Punkt zu gelangen. Dieser Punkt heißt Cournotscher und markiert das Gewinnmaximum.

Kartelle, Staaten und konspirative Geister

Zwei herrschaftliche Wagen, die quer durch den Platz in die abfallende Gasse fuhren, hielten einige Herren dieser Gesellschaft zurück, doch hinter dem zweiten Wagen – schon hinter dem ersten hatten sie es ängstlich versucht – vereinigten sich diese Herren wieder zu einem Haufen mit den andern, mit denen sie dann in einer langen Reihe das Trottoir betraten und sich in die Türe eines Kaffeehauses drängten, überstürzt von den Lichtern der Glühbirnen, die über dem Eingang hingen.“

(Franz Kafka, Prosa aus dem Nachlaß)

Die Perspektive des Kartells weiß den Staat als Widersacher, der in Form von Gesetzen die Marktmacht der Vereinigung zu beschneiden sucht. Allein, in den wenigsten Konstellationen greift diese institutionalisierte Kontrolle, zu viele Schlupflöcher halten die Regelungen bereit. Manche Kartellgeschädigte wissen sich nicht anders zu helfen, als ihre Niederlage in Form von Publikationen bekannt zu machen, um so die ihnen widerfahrenen Mißhandlungen aufzudecken. Von einer solchen Fallgeschichte soll in diesem Abschnitt die Rede sein.

Bereits die Frühgeschichte der Kartellierung belegt, daß sich – nachdem die Einflüsse einer getroffenen Abmachung spürbar werden – Widerstand regt seitens der benachteiligten Firmen, die wiederum den Staat gegen die Absprachen zu Handeln auffordern. Spätestens wenn Kartelle auch den ökonomischen Spielraum des Staates beeinträchtigen, wird die Regierung Gegenmaßnahmen einleiten, um mit Gesetzen und mithin spontanen Dekreten der wachsenden Macht der zumeist geheimen Bündnisse durch hohe Strafandrohungen entgegenzusteuern. So erläßt etwa der Reichstag von Trier und Köln 1512 als einer der ersten in deutschen Landen ein strenges Gesetz gegen Kartelle; diesem Beispiel folgen zahlreiche andere deutsche Städte. Doch erweisen sich die Regelungen als wenig wirksam, wie die kurzen Abstände belegen, in denen Revisionen in Kraft treten mit jeweils verdoppelter Freiheits- und Geldstrafe.25

Nicht zuletzt wegen unwirksamer Antikartellgesetze und einhergehend mit liberalistischen Wirtschaftsformen, die den uneingeschränkten Wettbewerb als segensreich feiern, verkümmert im Deutschland des 19. Jahrhunderts die staatliche Kontrolle von Monopolen innerhalb des als frei aufgefaßten Marktes. Erst ernste Wirtschaftskrisen in den sog. Gründerjahren schaffen im größeren Maße den Wunsch nach staatlich regulierten Märkten. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die schon 1890 scharfe Antikartellgesetze einrichten, welche als Konsequenz verstärkt zur Vertrustung, also zur Fusionierung vormals unabhängiger Firmen beitragen, verabschiedet die Reichsregierung keine expliziten Gesetze gegen die fortschreitende Kartellierung. Es dauert bis zum 2. November 1923, daß der Reichstag schließlich die sog. Mißbrauchsordnung erläßt, die ihrerseits ebensowenig zu einer Minderung der Kartellbildung beiträgt. Schätzungen zufolge, die eine Kopplung mit den wirtschaftlichen Zyklen von Aufschwung und Regression veranschlagen, steigt die Anzahl der Kartelle in Deutschland dennoch streng monoton von 4 im Jahre 1865 auf über 2000 um 1930.26

Die verschärfte Deutsche Kartellverordnung von 1925 vermag die Kartellierung nicht mehr abzubremsen als die früheren Versuche zu Beginn der 20er Jahre. Später wird die Kartellgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland gemäß des uneingeschränkten Kartellverbots durch die Alliierten nach 1945 sämtliche wirtschaftlichen Zusammenschlüsse mit dem Ziel der Marktbeherrschung verbieten. Allerdings existieren heute ebenso zahlreiche Möglichkeiten, dieses Gesetz zu umgehen. Beispielsweise wählen internationale Kartelle spätestens seit 1924 einen Staat als Hauptsitz ihrer Gesellschaft, dessen Wirtschaftsordnung nur wenige Schranken auferlegt, sich zu Kartellen zusammenzuschließen. Liechtenstein, zum Beispiel. Oder die Schweiz, wovon noch die Rede sein wird.

Des weiteren kämpft die staatliche Gesetzgebung gegen Kartelle, die sich als solche nicht zu erkennen geben, und dies – Tarnung ist eine übliche Taktik der Gesellschaften – zumeist vergeblich. Die Kartelltheorie kennt diese Phänomene unter den Begriffen „Gentlemen-agreements“, „Gary-dinners“ oder „stillschweigende Verabredungen“,27 die sich durch mündliche Absprachen, meist ohne bestimmte zeitliche Beschränkung, unter verschwiegenen Unternehmern aus der gleichen Branche auszeichnen. Obschon sie nach §1 der Kartellverordnung von 1925 wegen ihrer nicht existierenden schriftlichen Fixierung nichtig sind, zeigen die auch als Frühstücks-Kartelle28 bezeichneten Zusammenschlüsse ihre Wirkung.

Am 12. Januar 1901 gründet sich in Berlin die Vereinigung deutscher Elektrizitätsfirmen, kurz VDE,29 der neben den Branchenriesen wie Siemens & Halske und AEG auch zahlreiche mittelständische Unternehmen angehören. Die Satzung des VDE sieht vor, „gemeinsame Interessen zu wahren“ und die Preise für alle Mitglieder angemessen zu halten bzw. zu steigern. „Die Sitzungen dieser Vereinigung wurden in Berlin abgehalten. Es war üblich geworden, daß die auswärtigen Mitglieder ihre Reisekosten und die Berliner Mitglieder gemeinsam die Kosten des Frühstücks in gastlicher Weise trugen. Die VDE. war im Kreise der Teilnehmer auch Frühstücksvereinigung genannt worden, und das Zusammensein kann ein vertrauliches genannt werden“.30 Was zunächst wie ein regelrechtes Syndikat mit gemeinsamen Finanzen inklusive gleicher Rechte und Pflichten seiner exklusiven Angehörigen aussieht, erweist sich schnell als weniger gleichberechtigt, zumindest gegenüber dem paranoischen Geist, der sich um die Aufhebung der Konkurrenz innerhalb des Kartells bemüht. „Anstatt aber, daß meine Bestrebungen zur Hebung der Schäden im Konkurrenzkampf Gehör fanden oder zum Ziel führten, mußte ich zu meinem Bedauern merken, daß mehrere Großfirmen der VDE. sich noch enger zu einem Geheimkartell zusammengeschlossen hatten, zu einem besondern Schutzverbande gegen die mittlern Firmen, besonders gegen die meine.”31 Mit dieser Erkenntnis tritt dem Kartell im Kartell32 ein neuer Gegner entgegen: der sich zugehörig geglaubte, doch tatsächlich immer noch im Konkurrenzverhältnis stehende Kölner Unternehmer Ernst Heinrich Geist, der – aufgrund mangelnder Möglichkeiten, rechtlich einzugreifen – einen Feldzug beginnt gegen das ihn vermeintlich bekämpfende Geheimkartell. Geist eröffnet den Kampf, schaltet ab 1906 Zeitungsanzeigen, worin er auf die konspirativen Absprachen hinweist, die öffentlichen Ausschreibungen nicht mehr dem günstigsten Submittenden zukommen zu lassen, sondern demjenigen, der nach Regeln des geheimen Teils der VDE den Zuschlag erhalten soll. „Die Abmachungen der Geheimkartellfirmen untereinander, Statuten, Art des Vorgehens und Vorschriften waren unbekannt. Es schwebte ein Dunkel über dem Geheimkartell, und alle Welt wartete begierig darauf, daß Zufälle Licht verbreiten würden.“33 Statt dessen jedoch – was wäre anderes zu erwarten – hüllt sich das geheime Kartell in Schweigen, und Geist scheidet aus der VDE aus.

Insbesondere die Elektroindustrie verzeichnet ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zunächst in Amerika unter der Führung von General Electric, ab 1900 dann auch in Europa starke Betriebskonzentrationen und von ökonomischen Krisen erzwungene Fusionen kleinerer Firmen mit den Mächtigen der Branche. Geist beklagt daher: „In die Konkurrenzkämpfe der Elektroindustrie aber ist seit 10 Jahren wilde Vergewaltigung hineingetragen. Mehrere Firmen suchten Zusammengehen in geheimen Bündnissen anderen den Boden zu entziehen und anders als durch besondere Leistungen den Vorrang zu gewinnen. Als bei den Kämpfen die anfangs unbekannten geheimen Gewalten in Wirkung traten und der ehrliche Wetteifer gänzlich unbeachtet und erfolglos blieb und als nicht mehr die Leistung den Ausschlag gab, mußte der Wetteifer erstarren und manchmal trat Ratlosigkeit ein bei den Bekämpften.“34

Das allgemein sehr erfolgreiche Geschäftsjahr 1907/08 bringt Geist als einem der wenigen in der Branche große Verluste ein. Fusionsangebote, die er an die AEG und die Siemens-Schuckert-Werke heranträgt, lehnen die Großfirmen ab. Gerüchte um die Liquidation der Geistschen Werke gelangen in Umlauf, begleitet von Äuße­run­gen, die den mittelständischen Unternehmer hart treffen. „Firmen wie die Geist-Gesellschaft haben keine Existenzberechtigung“,35 zitiert der Kölner Unternehmer keinen geringeren als Herrn Geheimrat Emil Rathenau, Vorstandsvorsitzender der AEG und Überbringer des Edison-Lichts nach Deutschland. Folgerichtig meldet die E.H. Geist, Elektrizitäts-Ak­tien­ge­sell­schaft, Köln-Zollstock, am 19. Dezember 1910 das Liquidationsverfahren an, und der ausscheidende Geschäftsführer sucht nach einem letzten gescheiterten Rettungsge-/besuch bei der AEG schlußendlich „das Zutrauen zu diesem Buch der Schmerzen, die mich alt gemacht, und des Zornes, der mich verjüngt […] Wenn es etwas dazu beitragen würde, daß die Mißbräuche in der Elektrotechnik schwinden und eine neue Ära des Vertrauens und der Erfolge einkehrt, würde ich mich freuen.“36

3.Trust me:
Von elektrischen Leuchtkörpern und ihrer Ökonomie

Die Geschichte von elektrischen Beleuchtungskörpern ist die Geschichte ihrer Industrien. Die Genealogie der Glühlampe schreibt sich weniger als eine technisch umzusetzende Idee denn als Abfolge von technologischen Händeln und unternehmerisch angeleiteten Marketingstrategien. Ziel ist es nicht mehr, Profite aus einer Einzelerfindung zu schlagen, sondern mit umfassenden Entwicklungen dank Spezialisierung und logistischer Organisation Marktanteile zu erkämpfen und zu behaupten. Daher soll im folgenden an die wütenden Konkurrenzkämpfe in der Elektroindustrie um 1900 angeschlossen werden, unter besonderer Berücksichtigung der Glühlampenfabrikation.

Lichtkrieg, wirtschaftlich

Die erste Elektrizitätsausstellung 1881, die – wie drei Jahre zuvor die Weltausstellung – die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, Paris, beehrt, besitzt eine Hauptattraktion: Ein Palast mit 1000 elektrischen Leuchtkörpern aus den Laboratorien von Menlo Park, wo Thomas A. Edison drei Jahre zuvor die Arbeit am Dispositiv Glühlampe aufnahm. Die in Paris präsentierten Glühlampen lösen nicht nur Edisons große Versprechungen von 1879 ein und führen Lampen mit einer Brenndauer von durchschnittlich 1586 Stunden pro Lampe vor. Im Lichtschein des Palastes erkennt auch ein kurz zuvor finanziell gescheiterter Berliner Maschinenbauingenieur das vielversprechende Potential dieses neuen Produktpakets aus Amerika: Emil Rathenau bemüht sich fortan trotz mannigfacher Widerstände, die Edison-Lampe in Deutschland einzuführen. Zur gleichen Zeit notiert in Genua ein Philosoph, dessen Augenlicht bereits einer zunehmenden Erblindung weicht,37 und dessen Ziel daher darin besteht, der Ära des künstlichen elektrischen Lichts die eigene Strahlkraft entgegenzusetzen: „[I]ch hätte in Paris bei der Elektrizitäts-Ausstellung sein sollen, theils um das Neuste zu lernen, theils als Gegenstand der Ausstellung: denn als Witterer von elektrischen Veränderungen nehme ich es mit den Affen auf und bin wahrscheinlich eine ‚Spezialität’.“38

1883 gründet Emil Rathenau nach zähen Verhandlungen mit dem fran­zö­si­schen Ableger von Edisons Electrical Light Company die Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität in Berlin, unterstützt von einem Bankenkonsortium, dessen finanzielle Hilfe allein dem damaligen Markt­füh­rer der deutschen Elektroindustrie Siemens & Halske zu verdanken ist. Zu­nächst bestehen enge Kontakte zwischen Rathenau und Werner von Siemens, die gemäß ihren unterschiedlichen Interessen den Markt arbeitsteilig aufbauen bzw. segmentieren. Die Deutsche Edison-Gesellschaft mit ihrem exklusiven Recht auf den Bau von Glühlampen nach den Edison-Patenten erhält zusätzlich das alleinige Recht, elektrische Blockstationen, die später zur zentralen Stromversorgung dienen, zu errichten. Im Gegenzug verpflichtet sie sich, die zur Fabrikation des Edison-Lichts erforderlichen Maschinen ausschließlich von Siemens zu beziehen. Anfang 1884 nimmt dann in der Schlegelstraße 26, Berlin N, Deutschlands erste Glühlampenfabrik zur Produktion der Edison-Glühlampe ihren Betrieb auf.

Bereits 1882 hat Siemens & Halske damit begonnen, elektrische Glüh­lam­pen nach den Patenten der Gebrüder Swan herzustellen. Die Abmachung mit der Deutschen Edison-Gesellschaft verhindert jedoch, diesen Produktionszweig stark auszubauen. 1887, mit dem Ende der vertraglichen Bindung, einigen sich beide Firmen über die künftige Preisentwicklung von Glühleuchten und begründen somit das erste Kartell der noch jungen elektrotechnischen Industrie. Diese Absprache markiert, gleich einer Zwillingsgeburt, die enge Verknüpfung von Glühlampenökonomie und ihrer Kartellierung, wie die späteren Absprachen von 1903, 1921 und schließlich 1924 zeigen werden. Und so verwundert es nicht, daß zu Beginn dieser Wirtschaftsverbrechen ein biographisches Detail die Logik der Kartellentwicklung vorzeichnet: Werner von Siemens verbüßt 1840 in der Zitadelle von Magdeburg – in seiner Zelle mit Galvanisierungsexperimenten beschäftigt – eine Festungshaft, die ihm wegen nichts anderem als Sekundieren beim Duell auferlegt wurde:39 Der spätere Exponent der deutschen Elektroindustrie, einmal – und nur einmal – bestraft als Kartellträger.

Als Unternehmer konzentriert Werner von Siemens in Zeiten der frühen Konkurrenz mit der Deutschen Edison-Gesellschaft die Geschicke seiner Firma beinahe ausschließlich auf die Fabrikation, während Rathenau mit seinem Geschäft den Fokus eher auf eine moderne kaufmännische Organisation lenkt. Nachdem mit Hilfe von Maschinen des bisherigen Quasimonopolisten der nationalen Elektroindustrie in der Schlegelstraße Deutschlands erste Glühbirnenfabrik ihre Produktion stetig steigert, drängen zahlreiche Komplikationen nicht nur mit Siemens & Halske, sondern vor allem mit der französischen Muttergesellschaft aufgrund von Patentlizenzen Rathenau zu größerer Selbständigkeit. Des weiteren beschränken die Banken mit ihrem Stimmgewicht im Aufsichtsrat die Autarkie des jungen Unternehmens. Demzufolge wird 1887 das aus Gewinnen erwirtschaftete Stammkapital der Deutschen Edison-Gesellschaft von 5 auf 12 Millionen Mark erhöht. Gleichzeitig benennt sie sich um in Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft, nicht ohne die Struktur der bereits zuvor auf Expansion drängenden Firma intern in Finanzierungs- und Betriebsgesellschaften aufzugliedern, die jeweils größere Unabhängigkeit voneinander gewinnen.40

Carl Auer von Welsbach, der – ein Schüler von Robert Bunsen – drei Jahre zuvor noch das Gasglühlicht mit seinem Glühstrumpf optimiert hat, ersetzt 1898 den glühenden Kohlefaden durch einen Osmiumdraht, der sich als langlebiger und lichtergiebiger erweist. Auch die beiden Großfirmen experimentieren daraufhin mit Metallfäden, die zunächst aus den sog. seltenen Erden gewonnen werden. Später verwendet die AEG Wolfram, Siemens entwickelt dagegen die Tantal-Lampe.

Zu Beginn dieser neuen Epoche des elektrischen Lichts, die durch Metallfäden bestimmt ist, stürzt die deutsche Elektroindustrie auch und insbesondere bei der Fabrikation von Kohlefadenlampen in eine tiefe Krise: Die großen Gewinne ermutigen zahlreiche kleine Firmen, ebenfalls in die Glühlichtproduktion zu investieren, was zu einer allmählichen Sättigung des Marktes führt. Der folgerichtige Zusammenbruch filtert 1902 die kleinen und mittelständischen Unternehmen per Bankrott heraus, und übrig bleiben allein die zwei bekannten Großbetriebe. Zuvor bemühen sich die kleineren Firmen noch, ein Syndikat zu gründen, was jedoch scheitert. Als Folge der Krise fusionieren einige der Unternehmen unter starkem Druck mit der AEG bzw. mit Siemens & Halske.41 Aus der Katharsis der Krise heraus formiert Auer von Welsbach nach seinen erfolgreichen Experimenten mit metallischen Leuchtfäden die Deutsche Gasglühlichtgesellschaft, welche später Auergesellschaft heißt.

Erst der Krieg 1914 beendet die Zeit der Kohlefadenlampe endgültig. Die zur technischen Reife gelangte Metallfadenlampe setzt sich durch, und mit ihr haben sich nunmehr drei Größen in der deutschen Glühlampenindustrie gefestigt, die im Zuge des Ersten Weltkriegs – kraft der Maßnahmen seines wirtschaftlichen Organisators, des späteren AEG-Präsidenten Walther Rathenau – ihre Ökonomien auf einen nationalen Charakter zurückführen. Die Konkurrenten von einst, AEG, Siemens und Auergesellschaft, nähern sich an, um gegen Ende des Krieges (im Welt- wie Konkurrenz-Sinn) 1918 den Elektrotechnischen Zentralverband zu gründen, aus dem dann 1919 durch Fusion der Glühlampenzweige von AEG, Siemens und Auer die Firma Osram mit ihrem ebenso fusionierten Namen aus Osmium und Wolfram hervorgeht.

Kartellierungstendenzen der dt. Glühlampenindustrie
und ihre Voraussetzungen

Wenngleich die deutsche Elektroindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zahlreiche Einzelzweige ausdifferenziert ist und ebendiese Diversifikation der Branchen die Kartellierung der gesamten Elektroindustrie verhindert, bleibt die Frage, warum sich die Glühlampe als Produkt eignet, ein Kartell bzw. mit Osram gar einen Trust auszubilden. Eine entscheidende Schaltstelle erscheint in der wirtschaftlichen Krise von 1902, deren Filterfunktion schließlich nur drei Großgesellschaften entläßt, nicht ohne rege Bestrebungen, die Schwäche der Gegner zur eigenen Stärkung zu nutzen, was heißt, die Macht in Kartellverträgen und Fusionen zu sichern.42 Lediglich Firmen, die über große Kapitalbeträge verfügen, befinden sich – von Patentrechten ganz abgesehen – fortan in der Lage, Beleuchtungskörper wirtschaftlich, d.h. massenhaft, zu produzieren, denn die Gewinnspanne pro verkaufter Birne fällt entsprechend gering aus. Doch bei einer derart überschaubaren Konkurrenzlage bieten sich Absprachen, den Markt einzuschränken und untereinander aufzuteilen, nachgerade an. Gelingt es, ein regelrechtes Kartell zu etablieren, verschlechtern sich die Einstiegschancen für neue bzw. quereinsteigende Produzenten erheblich, da sich das aufzubringende Kapital mit dem der etablierten zu messen haben wird. Die kapitalgebenden Bankiers werden das Risiko meiden und eher in die bestehenden Gesellschaften investieren. Der Markt wird somit zum geschlossenen System. Des weiteren erfordert die technische Herstellung des Produktes (als Massenware) zunehmende Konsolidierung. Zu viele Innovationen am Gegenstand der Händel erzwingen eine stetige Umstellung der Fertigungsweise, was mitunter erhebliche Kosten hervorruft.43

Kartelle setzen also eine Betriebskonzentration der Branche voraus, die Anschlußfähigkeit nicht nur im nationalen Rahmen, sondern nach dem Superpositionsprinzip auch international entwickeln kann. Bestehen in mehreren Staaten ähnliche Ausgangslagen, d.h. Quasimonopole der Produzenten in Form von nationalen Kartellen, einem Trust oder einem einzigen Großbetrieb, ist die Voraussetzung für ein internationales Kartell gegeben – so wie es die Lage der Welt um 1920 bietet.

Die General Electric Company, die seit 1892 der Überbegriff für ein ganzes Firmenimperium ist, das Edison aus seiner Entwicklungsbürokratie formiert, kennt in der Glühlampenproduktion innerhalb des US-Marktes nur einen nennenswerten Gegner, die Westinghouse Electric Manufacturing Company, mit der sie nach einem langen Krieg um Kohlefäden 1896 in ein Patentaustauschabkommen einwilligt.44 Damit ist der US-Markt aufgeteilt unter zwei Firmen, deren Macht jeweils auf Patenten gründet, welche fortan in einem sog. patent pool beiden Partnern zur Verfügung stehen und diese der Konkurrenz des Weltmarkts gegenüber stärken. Zugleich ist der US-Markt durch hohe Importzölle (45%) gegenüber ausländischen Glühlampenherstellern praktisch abgeschottet, währenddessen Europa über keine nennenswerten Einfuhrschranken verfügt.

1902 finden Verhandlungen zwischen den drei deutschen Großfirmen und europäischen „Partnern“ statt, um ein Glühbirnen-Syndikat auf den Weg zu bringen: Es soll den zentralen Verkauf, Preise und Produktionsweisen regeln und schließlich die Gewinne nach vorher vereinbarten Relationen aus­schüt­ten.45 Trotz erheblicher Schwierigkeiten mit Österreich formiert sich 1903 das Syndikat unter dem Titel Verkaufsstelle Vereinigter Glühlampenfabriken. Die Zuständigkeit erstreckt sich jedoch nur auf die Kohlefadenlampe, und der Zusammenschluß verliert durch das Aufkommen der Metalldrahtlampe an Bedeutung – ohne jemals große Wirksamkeit erlangt zu haben. Unter den Vorzeichen des Ersten Weltkriegs löst sich das Syndikat schließlich 1913 auf.

AEG, Siemens und die Auergesellschaft bilden daraufhin den Drahtkonzern (Filament Trust), um ihre jeweiligen Patentrechte gemäß dem amerikanischen Vorbild des patent pooling zusammenbringen zu können. Der Erste Weltkrieg schädigt die deutsche Lampenindustrie jedoch empfindlich. Die zuvor noch prosperierenden Ausfuhrgeschäfte verkümmern, und Deutschland verliert seine Spitzenposition im Export von elektrischen Leucht­kör­pern.46 Ausländische Filialen und Produktionsstätten der deutschen Firmen, die bis zum Kriegsbeginn ständig ausgebaut werden konnten, müssen nach dem Krieg gemäß dem Versailler Vertrag enteignet werden. Die Osram-Gesellschaft entsteht nicht zuletzt, um die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Rahmen wiederherzustellen und um sich gegen die dem Verlierer verordneten niedrigen Importzölle von 5–8% zur Wehr zu setzen.

Holland indes profitiert von den deutschen Kriegswirren: Philips als marktbeherrschende Großfirma verselbständigt seine Produktion und beendet die vormalige Abhängigkeit von deutschen Zulieferungen. Mit Erfolg: 1924 sind die Niederlande, verkörpert allein durch Philips, der weltweit größte Exporteur von Glüh­lam­pen.47 Ebenso bilden sich in England und Frankreich mit der Tungsten Lamp Association und der Compagnie des Lampes nationenweite Kartelle aus, die derweil auch an einer internationalen Zusammenarbeit Interesse bekunden.48

Anschlußfähigkeit der anderen mächtigen Firmen bleibt nicht nur die wichtigste Voraussetzung für eine Kartellierung, die sich zunächst auf einzelne Staaten beschränkt, sondern treibt dank der analogen Situation in allen glühlampenproduzierenden Ländern die Globalisierung voran, um den Weg zu bereiten für das erste Weltkartell der Wirtschaftsgeschichte.

Phöbus S. A., Genève

Gekennzeichnet durch Firmen, Fabrikationsweisen und Fusionen gewinnt die Beleuchtungskörperindustrie dem Kapitalismus eine Wirtschaftsform ab, die das 20. Jahrhundert prägen wird: Mit dem internationalen Glühlampenkartell von 1924 schließen sich erstmalig in der Weltwirtschaftsgeschichte die führenden Elektrotechnikfirmen der ebenso führenden Industrienationen zu einem eng verflochtenen und zugleich weltumspannenden Kartell mit einer bis zur Undurchdringlichkeit komplexen Organisationsstruktur zusammen.

Bereits 1921 gründet Osram die Internationale Glühlampen Preisvereinigung als Vermittlungsstelle im zwischennationalen Geschäft, um die länderspezifischen Preispolitiken aufeinander abzustimmen und nicht zuletzt mit dem Ziel, sich dem amerikanischen Markt anzunähern.49 Gleichzeitig beobachtet General Electric potentielle Konkurrenten für den inneramerikanischen Markt mit Argwohn, insbesondere in Gestalt von Philips, deren Exportbilanz im Laufe der 20er Jahre die Spitzenposition erreicht. Um bessere Kontrolle und Einflußnahme in Übersee zu gewährleisten, gründet General Electric die Tochterfirma International General Electric Company als Auslandsableger mit Sitz in Paris.50 International fällt die Aufgabe zu, mit den maßgeblichen europäischen Glühlampenherstellern in Verhandlung zu treten und Absprachen über eine mögliche Zusammenarbeit in Form von Patentaustausch und Preisabstimmung zu treffen.

Auf erneute Initiative von Osram finden ab 1922 – begünstigt durch bereits bestehende Patentnutzungsverträge – Verhandlungen sowohl mit International als auch mit anderen führenden Herstellern statt, um den sog. Glühlampen-Weltvertrag abzuschließen, der die Interessen aller Unterzeichner aufeinander abstimmt und den verzehrenden Wettbewerb untereinander unterbindet. Es gilt, den Kuchen Weltmarkt aufzuteilen, jeder Gesellschaft einen Anteil an wettbewerbsfreiem Gebiet zuzusprechen – praktischerweise den heimatlichen Markt – und eine Kontrollinstanz zu errichten, die über Einhaltung oder Mißbrauch des Abkommens wacht.

Am 24.12.1924 wird die S. A. Phoebus, Compagnie industrielle pour le développement de l’éclairage unter dem ebenso poetischen wie bezeichnenden Beinamen Apollons51 als Aktiengesellschaft (S.A.) mit Sitz in Genève, Rôtisserie 2, nach zahlreichen diplomatischen Manövern gegründet. Die einflußreichsten Mitglieder (vgl. Abbildung 3) sind die führenden Firmen aus Deutschland (Osram), den USA (International), Holland (Philips), Frankreich (Compagnie des Lampes), England (Associated Electrical Industries), Ungarn (Tungsram), daneben noch Firmen aus Skandinavien, Italien, Japan und Brasilien u.v.a.m.52

Der Gründungsvertrag ist betitelt mit Entwicklungs- und Fortschrittsvertrag auf dem Gebiete der internationalen Glühlampenindustrie. „Der Zweck und die Absicht dieser Vereinbarung ist, die Zusammenarbeit aller Vertragsparteien sicherzustellen, zur Vorsorge für eine vorteilhaftere Ausnutzung ihrer Fabrikationsmöglichkeiten bei der Herstellung von Lampen, Sicherung und Aufrechterhaltung einer gleichmäßig hohen Qualität, Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei der Verteilung des Absatzes und Steigerung der Wirksamkeit elektrischer Beleuchtung und Erhöhung des Lichtverbrauches zum Vorteil des Verbrauchers“.53 Das Kartell stellt sich demnach die Aufgabe, durch gemeinschaftliche Propaganda und Aufklärung der Verbraucheranregend auf den Lichtkonsum zu wirken, den Konsumenten zum Kauf vieler neuer Glühbirnen zu bringen, d.h. ihn möglichst viele ver-brauchen zu lassen.

Die Kartell-Rundschau, gegründet 1903 in Wien mit dem Ziel, die „zeitgenössische Cartellbewegung widerzuspiegeln“,54 dokumentiert die Entstehung im April­heft des Jahres 1925: „Erweiterung der internationalen Glüh­lam­pen-Kon­ven­ti­on. Der zu Anfang d. J. erfolgte gemeldete Zusammenschluß der europäischen Glühlampenindustrie (vgl. K.-R. S. 99) ist inzwischen lt. ‚Frkf. Ztg.’ vom 29.3., zu einer lückenlosen Organisation ausgebaut worden, an der die Glüh­lam­pen­her­stel­ler der ganzen Welt beteiligt sind. Der Zweck ist bekanntlich der Austausch sämtlicher Erfahrungen in der Fabrikation, der gegenseitige Erwerb von Patenten, die Regelung und Erleichterung des Wettbewerbes. Zur Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen ist unter Beteiligung der gesamten Weltindustrie die Phöbus A.-G. in Genf gegründet worden, die nicht dem Zweck eigenen Erwerbes dient, sondern nur eine Verwaltungsstelle der zusammengeschlossenen Fabriken sein soll. Die Phöbus vermittelt den Austausch der Fabrikationsmethoden und den Erwerb der Patente. Zur Veräußerung der erworbenen Patente ist jede Mitgliedsfabrik auf Verlangen einer anderen verpflichtet. Vorsitzender des Verwaltungsrates der Phöbus ist Dr. Meinhardt (Osram-Gesellschaft).”55

Die Niederlassung von Phöbus in Genf ist kaum zufällig gewählt, denn die Schweiz kennt bis heute keine explizite Kartellgesetzgebung. William Meinhardt als Vorsitzender des Verwaltungsrates, der neben der zweimal im Jahr tagenden Generalversammlung Phöbus’ Hauptinstanz verkörpert, hebt hervor, die Gesellschaft habe „diesen Weg gewählt, um soviel als möglich von der Verschiedenheit der nationalen Rechte unabhängig zu werden“,56 oder weiter zugespitzt: um jedwede staatliche Beschränkung zu umgehen.

Neben dem übergeordneten Verwaltungsrat besitzt Phöbus vier exekutive Abteilungen: für den Verkauf, die Preispolitik, die Technik und schließlich die Propaganda.

Die Abteilung für Verkauf betreut nicht etwa weltweit die Kunden aller Phöbus angehörigen Firmen, sondern wacht ausschließlich über die Verkaufsbilanzen der Kartellmitglieder. Um einen geordneten Verkauf innerhalb eines wettbewerbsfreien Weltmarktes zu gewährleisten, teilt Phöbus den Markt in drei verschiedene Segmente bzw. Typen ein: zum einen den heimischen Markt, der in den Grenzen des Herkunftslandes einer Mitgliedsfirma den Einfluß anderer Phöben unterbindet. Des weiteren existieren der (europäische)57 gemeinsame Markt mit Kontingenten für die einzelnen Gesellschaften und schließlich der sog. Übersee-Markt. Zum Beispiel verfügt Tungsram über Ungarn als heimischen Markt, der von ihr konkurrenzlos kontrolliert wird. Das Kontingent auf dem europäischen Markt liegt bei ca. 25% und im übrigen Teil der Welt darf Tungsram zu geringeren, gestreuten Anteilen verkaufen. Denn die Anteile innerhalb des gemeinsamen Marktsegments werden nach vormaliger Geschäftsmacht vergeben. Als Grundlage dienen die jeweiligen Handelsbilanzen und Glühbirnenabsatzzahlen innerhalb der Jahresdauer vom 1. Juli 1922 zum 30. Juni 1923.58 Die daraus resultierenden Kontingente dürfen im Laufe eines Geschäftsjahres nicht überschritten werden, anderenfalls greifen Konventionalstrafen, die an die Übervorteilten zu entrichten sind. Ein Fonds, in dem alle Phöben Sicherheiten hinterlassen haben, garantiert die Zahlung der Strafgelder.

Im Glühlampenvertrag wird zwischen den einzelnen Gesellschaften uneingeschränkter Patentaustausch und vorbehaltloser Wissenstransfer festgeschrieben, gefördert und koordiniert von Phöbus’ technischer Abteilung. Gleich uneingeladenen Verwandten besuchen Delegationen der Vertragspartner die Forschungs- und Entwicklungslabors ihrer einstigen Konkurrenten, um sich über neue Fertigungstechniken und (marginale) Innovationen zu informieren und nicht zuletzt die Produktionsverfahren aufeinander abzustimmen. Das Ziel heißt nicht nur Ausgleich von Wettbewerbsvorteilen, sondern vor allem Standardisierung der Produkte.59 So präsentiert die zusammengeschlossene Glühlampenindustrie bereits 1926 der Welt einen einheitlichen, an Edisons Typen orientierten Sockel und die zugehörige Fassung, was die Voraussetzung für ein weltweit greifendes Plug-and-Play darstellt.

Doch nicht nur der Sockel, sondern ebenso einheitliche Richtlinien zur Qualität der Glühlampen markieren ein Politikum des Kartells. Oder im produktionstechnischen Klartext, der den “Vorteil des Verbrauchers” mit einer Zahl belegt: “The average life of lamps for General Lighting Service must not to be guaranteed, published or offered for another value than 1000 hours to burn out on normal laboratory test conditions at rated voltage.”60 Das Standardisierungskomitee befaßt sich vor allem mit den Schwierigkeiten, die die Eingrenzung der Glühlampenlebensdauer mit sich bringt. Bereits 1925 wird eine spezielle Arbeitsgruppe, das 1000 Hour Life Commitee, gegründet, die sowohl die ökonomischen als auch die technischen Möglichkeiten eruiert, das Leben der Lampen auf einen Punkt, d.h. den kalkulierten Brennschluß, zu bringen. Neben dem Erlaß, ab sofort in den firmeneigenen Propagandaabteilungen nicht mehr mit Hinweisen auf lange Lebensdauer zu werben und sie schon gar nicht auf den Glühbirnen zu vermerken, wird eine zweifache Prüfinstanz etabliert, um zu gewährleisten, daß alle dem Kartell zugehörigen Firmen der Direktive nachkommen. Jede Fabrik muß demnach im eigenen Labor die Lebensdauer bestimmen, die Werte nebst zufällig ausgewählten Birnen an Phöbus senden, wo die Lampen erneut auf ihre unerwünschte Langlebigkeit hin untersucht werden.

Die Koordinatoren des weltweiten Glühlampengeschäfts sehen die Problematik der 1000h-Vorgabe aus zwei Perspektiven, kaufmännisch und technisch: “>From a commercial point of view it is of very great importance to surpass the burning-life of 1000 hours as little as possible, as every surpassing of only 10 hours means a loss on the world-contingent of +/– 1% or about 4.000.000 units. Technically it is possible to reach an average life of 1000 hours to a few percentages exact, when manufacturing very carefully.”61 Die sorgfältige Fabrikation der Glühlampen beschäftigt die Ingenieure und Standardisierer jedoch weit weniger als die Frage, welches technische Verfahren angewendet bzw. nach welcher Formel die Lebensdauer der zu prüfenden Zufallsbirnen bestimmt werden soll. Folgerichtig entbrennt ein Phöbus-interner Streit, der eine neue, abgeschirmte Forschungsdiskussion mit geheimen „Ver­öf­fent­li­chun­gen“ entstehen läßt.62 Die Beiträge zirkulieren in einem regen postalischen Wechsel zwischen den einzelnen Labors samt Durchschlägen für die Vorstandsetagen, um die unterschiedlichen Berechnungsverfahren in eine Formel zu bemühen. Zum Beispiel mit der Lebensdauerberechnung nach C (= Commercial figure of merit), mit Lm als mittlerer Lebensdauer der Lampen, L0 als Standardlebensdauer, F

als Zahl der Frühdurchbrenner und U als Gleichförmigkeitsfaktor der Anfangsmessung.63

  Schnelle Einigung erzielt man – im Gegensatz zur lang andauernden Kontroverse um die wahre Bestimmung der Lebensdauer – jedoch nur in einem Punkt: die Lichtleistung fortan, statt der vorher üblichen Angabe in Kerzenstärke, in Watt zu bemessen.

Aus ökonomischer Perspektive wird die 1000h-Problematik gelöst, indem kurzerhand linear gestaffelte Konventionalstrafen eingeführt werden: “(2) Any Party of the agreement, the average life of whose General Lighting Service Lamps of the voltage and wattage ratings indicated in clause (1), exceeds 1750 hours or is less then 800 hours during the twelve months ending 30th June 1929, or exceeds 1500 hours or is less then 800 hours during each subsequent Fiscal Period, shall pay fines as indicated in clause (4). […]

(4) The fine shall be calculated according to the following scale:“64

 

Fines for the 4th Fiscal Period

Diese Vorgaben führen nach zweimaliger Prüfung der Lebensdauer in den Labors der Hersteller und dann bei Phöbus in der „IV. Fiscal period“ zu folgenden Strafen, wobei die Abweichler nur anonym in den Statistiken erscheinen: Bei den luftleeren Lampen müssen fünf Parteien, d.h. Gesellschaften jeweils folgende Beträge entrichten: 16.000, 6000, 118.000, 62.000 und 102.000SFr, also insgesamt 304.000SFr, bei gasgefüllten Lampen beträgt die Gesamtsumme der Strafgelder 205.000SFr. In der „V. Fiscal Period“ verschieben sich die Beträge nicht nur wegen des geänderten Berechnungsverfahrens zu 156.000SFr bei den luftleeren resp. 483.000SFr bei den gasgefüllten Lampen. Die Vakuumbirne erfährt demnach eine sorgfältigere Fabrikation als das technisch noch nicht so gefestigte Herstellungsverfahren von Birnen mit Gasfüllung. Dennoch weisen die Statistiken signifikant höhere Brenndauern bei luftleeren Lampen auf als bei gasgefüllten. Wiederum große Unterschiede bestehen zwischen den Messungen, die Phöbus durchführt, im Vergleich zu den werkseigenen Prüfergebnissen. So verzeichnet der Osram-Konzern im Geschäftsjahr 1927 gemittelt über alle Fabrikationsstätten in Berlin, Augsburg, Drammen, Madrid, Pabjanice, Prag und Winterthur eine gewertete mittlere Brenndauer von 1520h bei luftleeren und von 1460h bei gasgefüllten Lampen. Die Phöbus-Prüfstelle mißt hingegen 1490h bei den luftevakuierten und 1170h bei den gasgefüllten.

Wie kann eine Firma bei beschränktem Kontingent dennoch hohe Profite erzielen? Nicht durch gesteigerten Absatz und höhere Stückzahlen. Denn diese sind durch die zugeschriebenen Marktanteile eingeschränkt. Allein verringerte Produktionskosten treiben die Gewinne nach oben. Aus diesem Grund fixiert Phöbus die jeweiligen Preise pro Glühlampe auf relativ hohem Niveau, um die Gewinnspanne erträglich zu halten, also nach kapitalistischem Prinzip: sie zu erweitern. Obschon keine einheitliche Regulierung der Preise festgesetzt ist, koordiniert die Preisabteilung die Entwicklung durch spezielle länderspezifische Kommissionen, zusammengesetzt aus Vertretern der am Ländermarkt interessierten Produzenten.65

Was ist aus Phöbus geworden? 1928 konstatiert Gottfried Eißfeldt ein erfolgreiches Arbeiten des Kartells, Klagen gebe es keine.66 Die Analyse Cartels in Action von 1946 weiß nichts über eine Auflösung des „Weltvertrags“. In den Akten datiert der letzte Geschäftsbericht vom ökonomischen Jahr 1940/41, und dann verliert sich die Spur vorerst. Offiziell, so heißt es später, habe sich das Kartell 1941 aufgelöst. Gemäß den Worten Friedrich Schillers – „Phöbus, der liebende, ruht67 – lebt der Weltglühlampenvertrag jedoch im Verborgenen und unter anderem Namen selbstverständlich weiter. Bis vor kurzem noch hieß die Kontrollinstanz aller Birnen International Electrical Association; den Firmensitz verschob man kurzerhand über den Genfer See nach Lausanne. Zwar heißt es von dort inzwischen ebenfalls, man sei seit 1989 liquidiert.68 Doch eine Verflüssigung im Sinne eines Abtauchens in den Untergrund bedeutet schließlich nicht, daß altbewährte Absprachen unter ausgedienten Namen unwirksam werden. Denn unzweifelhaft arbeitet etwas im Dunklen weiter gegen die Dauer des Lichts.

4.Verbraucherberatung

Edisons erste Lampe von 1879 soll lediglich 7 Stunden geleuchtet haben. Heinrich Göbel, ein deutschstämmiger Glühlampen-Erfinder lange vor Edisons generalstabsmäßiger Entwicklungsmaschinerie, baut bereits 1854 Lampen, deren Lebensdauern später auf erstaunliche 190–245 Stunden Glühzeit überprüft werden konnten.69 Doch sofern die ersten Experimente mit Glühlampen zumeist nur Licht über geringe Zeiträume liefern, so konsolidiert sich die Brenndauer des Edison-Lampentyps zur Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris bereits mit 1586 Stunden künstlicher Helligkeit.70 Was sind derweil die Größen, die über Leben und Tod einer Glühbirne entscheiden? Von äußerer Gewalteinwirkung einmal abgesehen (vgl. Abbildung 3), stirbt eine Glühbirne üblicherweise den Fadentod, d.h. die Substanz des Glühfadens verdampft während des Betriebs unablässig, je nach Material unterschiedlich schnell, und zwar relativ zur Betriebstemperatur, die wiederum von der Stromstärke bzw. Spannung abhängt. Insbesondere im Moment des Ein- und Ausschaltens oder bei stark schwankender Betriebsspannung treten Stromspitzen auf, die die Substanz des Glühdrahts verdünnen. Weiterhin bestimmt der Wirkungsgrad, also die Lichtausbeute pro Zeit, das Alter der Lampen.

Wie müssen diese Größen beschaffen sein, damit die Seele der Birnen nicht allzu früh zerreißt? Walter Koehler, Osram-Wissenschaftler, NSDAP-Mitglied und späterer Technischer Direktor des Osram-Werkes D in Berlin-Friedrichshain, in dem Byron vermutlich das Licht der Welt erblickt, erklärt dem interessierten Kunden Das Leben der elektrischen Glüh­lam­pe: „Ist eine Beleuchtungsanlage nach Wahl der Leuchten, Verteilung der Brennstellen in einwandfreier Weise ausgeführt, so ist damit die Aufgabe [der größten Wirtschaftlichkeit] noch keineswegs gelöst, sondern es ergibt sich die weitere Forderung, die Betriebskosten möglichst gering zu halten.Die Betriebskosten setzen sich aus den Lampenersatzkosten und den Stromkosten zusammen, es gilt, die Summen beider möglichst gering zu halten. Die Lampenersatzkosten werden dann recht klein sein, wenn die Lampen eine hohe Lebensdauer besitzen. Lampen hoher Lebensdauer können aber nur dadurch hergestellt werden, daß die Betriebstemperatur des Leuchtkörpers niedrig gewählt, die Verdampfung des Leuchtkörpermaterials herabgesetzt wird. Damit ist aber die Lichtausbeute der Lampen ebenfalls kleiner. Die Stromkosten hingegen werden möglichst gering sein, wenn die Lampe eine recht hohe Lichtausbeute besitzt, also recht viel Lumen durch welche die aufzuwendenden Watt erzeugt werden. Eine Lampe hoher Lichtausbeute besitzt aber eine hohe Betriebstemperatur des Leuchtkörpers, der infolgedessen stärker verdampft, die Lebensdauer der Lampen also verkleinert.” Koehler folgert messerscharf: „Aus dieser einfachen Überlegung ergibt sich für die Verbraucher die Forderung, nur Lampen zu verwenden, die eine möglichst große Lichtausbeute bei Einhaltung der wirtschaftlichen Lebensdauer besitzen.“71

Um 1900 wird die begrenzte Lebensdauer noch allmählich augenscheinlich: Das Glas der Lampen gewinnt durch stetige Emission der Kohlefäden von innen einen bräunlichen Belag aus Kohlepartikeln, der immer weniger Licht durchläßt. Mit Anbruch der Metallfadenepoche verschwindet dieser automatische Dimmer jedoch und ebenso die Bereitschaft der Konsumenten, aus eigenem Antrieb elektrisch funktionsfähige Lampen auszutauschen.72 Mit Phöbus verfolgt die Glühlampenindustrie daher zwei unterschiedliche Strategien.

Zum einen startet das Kartell massive Werbekampagnen, um den Lichtkonsum des Verbrauchers zu steigern. Unter der Federführung des Osram-Konzerns eröffnet am 29. Januar 1925 am Warschauer Platz in Berlin-Friedrichshain das fensterlose Osram-Lichthaus einer neugierigen Verbraucherschar seine Türen als „Lehr- und Demonstrationsstätte für richtige Beleuchtung“,73 um von nun an als Stimulanz und Beispiel der zu begründenden Lichtwirtschaft zu dienen. Es führt dem interessierten Konsumenten die notwendige Vielfalt und richtige Aufstellung der künstlichen Lichtquellen im Haushalt, im Arbeitsleben und in der Freizeit vor Augen. Das Motto leuchtet als Gütesiegel der neuen Werbestrategie in seinerzeit beliebter Art über dem Eingangstor: „Licht ist Leben“.74 Des weiteren erscheint in den 30er Jahren das Osram-Lichtheft mit Tips und Anregungen, wo Lampen zu installieren seien, zum „Vorteil des Verbrauchers“.75

Zum anderen erfährt die von Koehler angeführte Größe der wirtschaftlichen Lebensdauer eine Umwertung zu von der Wirtschaft bestimmter Lebensdauer, d.h., die Konstruktion des Glühfadens kalkuliert den Brennschluß der Birne mit ein, nicht ohne erhebliche interne Mühen zur Kontrolle und Reduktion der Brenndauer.

2003 besitzt jede handelsübliche Glühbirne unverändert ihren per­sön­li­chen programmierten Brennschluß mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von nunmehr 750h, also etwa 250 Stunden weniger als noch vor 77 Jahren, als Phöbus dem Verbraucher noch 1000h gönnte. Alternativen werden mit nach oben korrigierten Werten seit einiger Zeit – immer noch streng kartellgetreu – mit der Artikelbezeichnung Energiesparlampen zu einem Vielfachen des Preises der Konsumglühlampen angeboten.76 Vielversprechende technische Lösungen, die die Lebensdauer erhöhen und damit die Wirkungsmacht des Kartells unterlaufen, gelangen erst gar nicht in die Distribution des Fachhandels. So weiß die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Januar 1998 zu berichten:

Ein neues Gerät läßt nach Angaben seines Anbieters herkömmliche Haushaltsglühlampen wesentlich länger leben als bisher üblich. Es handelt sich dabei um einen Adapter, der einfach zwischen Fassung und Lampe geschraubt wird. […] Nach Angaben des Anbieters wird durch das Prinzip der Phasenschnittsteuerung der Glühfaden geringer belastet, und das soll zu einer Erhöhung der Lebensdauer der Glühlampe um das Dreißigfache führen. Geht man von einer heute üblichen Lebensdauer von 750 Betriebsstunden aus, würde sie mit dem Adapter also 22 500 Stunden betragen. Der Helligkeitsverlust durch die geringere Glühfadentemperatur ist, wie es heißt, vom Auge nicht wahrzunehmen. […] Beide Versionen des Adapters werden zum Preis von 14,84 Mark angeboten. Allerdings müssen sich Interessenten direkt an den Lieferanten IPH (Innovative Produkte Haas, 86938 Schondorf, […]) wenden. Der Elektrohandel wird bisher noch nicht flächendeckend beliefert.77

Es muß kaum hinzugefügt werden, daß der Elektrohandel bis heute nicht „flächendeckend beliefert“ wird, sondern der ebenso hilfreiche wie stromsparende Sockel gewissermaßen als Dorn im Auge von Phöbus tunlichst keine Verbreitung finden sollte.

Der Lichtkonsument als Kartellgegner kauft, durch Propaganda verleitet oder von scheinbar dem statistischen Zufall gehorchenden Mechanismen gezwungen, neue Glühlampen, die dennoch die vorzeitige, präzise festgelegte Dunkelheit bringen. Folgerichtig gehört es zur Propagandastrategie des Kartells, die Ausreißer aus der Statistik anzuzeigen, um den Konsumenten nicht zu entmutigen und die Hoffnung zu schüren, beim nächsten Kauf eine langlebige Lampe zu erhalten. Die wirtschaftswunderlichen Osram-Nachrichten von 1957 lancieren mit taktischem Geschick – und zur Desavouierung aller transzendenten Birnen – die Zuschrift eines Berliner Kunden:

Hiermit gebe ich Ihnen von dem Erlöschen einer treuen Hilfskraft Kenntnis. In unermüdlicher Zuverlässigkeit versah sie stets ihren Dienst, ohne mich je zu enttäuschen. Nie versagte sie mir ihre oft so wichtige Hilfe und war zu jeder Stunde einsatzbereit, auch dann, als der Krieg über sie hinwegbrauste. Oft wurde ihre Verwandtschaft und Nachbarschaft hinweggerafft, sie selbst aber blieb unversehrt und tat nachher wieder ihren Dienst wie immer, ohne auch nur ein Anzeichen einer Wertminderung zu zeigen. Sie kannte nichts als treueste Pflichterfüllung.

In dem Raum ihrer Dienstleistung strahlte sie in den jüngeren Jahren ihres Daseins einen feierlichen Glanz aus. Seit dem Eintritt in meine Dienste, dem 15. November 1935, verrichtete sie ihre Obliegenheiten stets zu meiner Zufriedenheit. Bis zuletzt verlieh sie dem Bereich ihrer Tätigkeit einen milden Glanz.

Nun, in einem für ihre Gattung erstaunlich hohen Alter ist ihr Lebenslicht im wahrsten Sinne des Wortes erloschen. Sie hat sich nicht dagegen gewehrt, daß ihre Zeit um war. Bis zum Freitag, dem 23. März 1956, hat sie mich nie enttäuscht. Kein Aufflackern zeigte etwas von einem Todeskampf, keine Auflehnung gegen das Ende war ihr anzuspüren. In der Nacht zum Sonnabend hauchte sie ihr jederzeit nützliches Leben aus. Am frühen Morgen versagte sie mir ihre Kraft. Ganz still war sie verschieden, und mein Lagerraum blieb dunkel.

Die Trauer des ahnungslosen Besitzers und sein Wunsch, der Birne ein Denkmal zu setzen, verleiten ihn zu einem Schritt, der ihn zum unbewußten Schergen der subtilen Phöbus-Strategie macht, um als wahrem Opfer sich selbst, dem Verbraucher, zu schaden:

Ich habe mir gedacht, falls Sie ein Interesse an solcher seltenen Ausnahme haben, will ich sie der Stätte ihrer Geburt gern wieder zuführen. Zu diesem alleinigen Zweck sende ich Ihnen diese Glühbirne zurück. Vielleicht haben Sie eine Art Museum, wo derartigen Raritäten eine Erinnerung bewahrt bleibt. Die jetzigen Konstruktionen sind trotz aller Neuerungen und Verfeinerungen keine Konkurrenz für dieses Prachtstück.78

5.Byron die Birne als Partisan

How many Marxists does it take to screw in a light bulb?

None: The light bulb contains the seeds of its own revolution.

Europa im Morgenrot. Hundert Jahre bevor mit der Elektroindustrie und deren im internationalen Rahmen einsetzender Konzernbildung das Zeitalter der Globalisierung beginnt, hat Johann Gottlieb Fichte im Jahr 1800 mit Der geschlossene Handelsstaat bereits eine kaufmännische Verfahrensweise imaginiert, die nicht mehr auf politische Grenzen, sondern allein auf ökonomische Unterscheidungen setzt. Die Gegner der Konflikte sind damit nicht mehr nationale Staaten, vielmehr werden die unvermeidlichen Auseinandersetzungen, die Kämpfe um Macht und Einfluß zwischen Handelsgesellschaften ausgetragen. Im Zeitalter der Konzerne und ihren Kartellierungen um 1900 ist diese neue Opposition realisiert. Mit dem Wechsel der Institutionen, die über Macht und Herrschaft entscheiden, geht ebenso eine Umwidmung der Feindschaft und demzufolge eine Änderung der angemessenen Kriegsführung einher. Weniger durch patriotische Ehrverletzungen, als an ökonomischen Strategien entzünden sich die Konflikte. Spätestens die russische Revolution zeigt diese neue Form der (mit Carl Schmitt) „absoluten Feindschaft“,79 die nunmehr in Begriffen von „Klasse“ und nicht mehr in Staatszugehörigkeiten unterscheidet. „Im Vergleich zu einem Krieg der absoluten Feindschaft ist der nach anerkannten Regeln verlaufende, gehegte Krieg des klassischen europäischen Völkerrechts nicht viel mehr als ein Duell zwischen satisfaktionsfähigen Kavalieren.“80 Aus dem Duell heraus entwickeln sich – wie oben bereits beschrieben – die Gegnerschaften der Konzerne, die schließlich mit einer Kartellvereinbarung wiederum ihren eigenen supranationalen Frieden stiften. Gleich einem Krokodil besitzt ein funktionierendes Kartell keine natürlichen Feinde, die ihm hinreichend schaden könnten. Und doch existiert ein politisches Konzept, das sich eignet, dem dunklen Herrschaftsbereich eines Kartells erfolgversprechend zu begegnen. Daß es Byron der Birne nämlich gelingt, sich Phöbus immer wieder zu entziehen und infolgedessen das Kartell einmal eine Niederlage zu verbuchen gezwungen ist, wird nicht zuletzt einer anderen Taktik der Kriegsführung zu verdanken sein: dem Partisanentum, wie es Carl Schmitt anhand von vier Charakteristika beschreibt.81

„Allenfalls für einen kurzen Augenblick, gleichsam blitzlichtartig, tritt der Partisan hervor, um sogleich wieder in einem undurchdringlichen Dunkel zu verschwinden – einem Dunkel freilich, das ihm nicht nur Schutz gewährt, sondern gleichzeitig mit der Dauer des Schutzes auch die Identität des Partisanen angreift. Tritt er nicht in Erscheinung, so erhebt sich die Frage, ob es ihn überhaupt noch gibt. Um Partisan zu bleiben, muß der Partisan immer wieder in Erscheinung treten.“82 Im Gegensatz zu einem gehegten Krieg zwischen regulären Armeen, deren Unterhalt und Versorgung so aufwendig ist, daß immer möglichst rasch eine Entscheidungsschlacht gesucht werden muß, dehnt sich der Partisanenkrieg aus in Raum und Zeit. Der Partisan nutzt diese beiden Kategorien als Ressourcen gegenüber einem technisch und logistisch überlegenen Gegner, um diesen vor allem zu demoralisieren, denn die Vernichtung des übermächtigen Gegners kann aufgrund der eigenen Unterlegenheit kaum gelingen.

Byron übt das Untertauchen im Raum, versucht sich immer wieder neu – durch den stetigen Wechsel von Gewinde zu Gewinde – einer Ortung durch Phöbus zu entziehen, um die Kontrolleure unter der Alp von seiner scheinbaren Abwesenheit, seinem vermeintlichen Fadentod an der zuletzt erfaßten Stellung zu überzeugen. Jedes erneute Aufblitzen im weltweiten Stromnetz, jede neuerliche Erscheinung Byrons auf den weltverzeichnenden Kontrollpulten von Phöbus ist ein Attentat gegen deren Hegemonie, ein wohlgerichteter Terrorakt gegen die Übereinstimmung, den Birnen ein Leben von nicht länger als eintausend Stunden zu lassen. Und jede Minute, die Byron länger brennt als erlaubt, ist ein Triumph über Phöbus’ vergebliche Beschränkung der Birnenlebensdauer. Dabei haben sich Byrons jugendliche Revolutionsphantasien längst gewandelt zur Einsicht, daß ein echter Partisan – anders als ein Revolutionär, der noch auf den dauerhaften Wechsel der Verhältniss hofft – sich immer nur für die Restitution der längst vergangenen Errungenschaften einsetzen kann. Bevor Phöbus begonnen hatte, Lebensdauern weltweit zu beschränken, experimentierte man in den Forschungslabors der Glühlampenfabriken noch entsprechend der olympischen Maximen von heller, länger, weißer. Bei gewöhnlichen Birnen waren Brenndauern von 5000 Stunden keine Seltenheit. Aus diesem Grund richtet sich Byrons politisches Konzept gegen die modernen Entwicklungen und künstlichen Verknappungen hin zugunsten einer Restauration, der Wiederherstellung der alten, nurmehr technisch, nicht strategisch limitierten Lebensdauern. Byrons Verhaltensweisen genügen dabei den vier Charakteristika, wie sie Carl Schmitt für seine Theorie des Partisanen festgeschrieben hat. Im folgenden seien die Irregularität und die gesteigerte Mobilität der Kampfführung, die Intensität des politischen Engagements sowie der tellurische Charakter kurz am Beispiel Byrons vorgeführt, um zu zeigen, welche Mittel im Kampf gegen das Kartell sich allein als wirksam erweisen, und daß einzig der Gegenstand der elektroindustriellen Duelle, die Birne, die Aureole des Sieges davonträgt vor den zu Schatten gemachten Chimären der Konkurrenz, des Staates und der Konsumenten.

Irregularität. Der reguläre, moderne Kämpfer zeichnet sich seit Napoleons Armeen durch seine Uniform aus.83 Gemäß den konservativen Partisanentheorien von Ernst Jünger oder Carl Schmitt ist der Partisan eine Einzelperson, hochindividuiert, und schon allein deshalb gegen die neue Ordnung und Macht ausgerichtet.84 Byron kann trotz der prinzipiellen Serialität von Glühbirnenproduktionen dank seiner hohen Lebenserwartung spätestens ab 1930 der Uniformität seiner Artgenossen mit dem durch veränderte Glasblasverfahren und durch neue Techniken der Vakuumerzeugung verschwundenen Zipfel am Scheitelpunkt seines Körpers als Distinktionsmerkmal begegnen. Des weiteren ist es seine technische Devianz, die glückliche Fügung aller Dq, die den Kontrollen durch Phöbus mit zunehmendem Alter größte Schwierigkeiten bereitet: Byrons Unsterblichkeit von Körper und Seele trifft somit – aus Sicht des Kartells – die schlimmste aller Irregularitäten, das ewige Leben.

Die Intensität des politischen Engagements entwickelt Byron bereits in früher Jugend im Babybirnenhimmel. Ihn bewegen die revolutionären Träume des Kommunismus. Es ist kein Zufall, daß Byron sich für die Dauer seiner Jugend die Kategorien des großen Revolutionstheoretikers Lenin zu eigen macht und ihm dabei dessen Konzept von absoluter Feindschaft begegnet, gemäß der Genealogie einer Partisanentheorie eine wichtige Entwicklungsstufe zur vollen Ausbildung eines Partisans. Nebenbei bemerkt sind es die Birnen aus chinesischer und sowjetischer Produktion, die sich der 1000h-Verordnung nie angeschloßen haben.

Die gesteigerte Mobilität der Kampfführung beweist der Verlauf von Byrons ersten Lebensstationen. Dank Phöbus’ weltweit greifenden Standardisierungen und dem sich daraus ergebenden Plug-and-Play paßt sein Gewinde in die Sockel des Babybirnenhimmels, der Opium- und Lesbenhöhle in Berlin-Charlottenburg, des zur Überwachung dienenden Neuköllner Kellerraums, des bekifften Betriebskostenkalkulators auf der Reeperbahn und des Helgoländer Hotels. Gleich gut aufgehoben wandert er durch die Taschen des echten Pfarrers und des falschen Herrn Mausmachers, um schließlich im Sack des Lumpensammlers vom Nürnberger Zeppelinfeld zu verschwinden. Nach einer kurzen Epiphanie in Gustavs bestmöglicher Haschpfeife verliert sich seine Spur vorerst in der Zone.

Ein wesentliches Moment der Störkraft eines Partisanen liegt nicht zuletzt darin, die Ordnung der Besatzungsmacht, der Kontrolleure und Herrscher über die Netzwerke zu mißachten; das erfordert mithin einen Kampf hinter feindlichen Linien, der ohne eine stillschweigende Allianz und den Schutz durch die Bevölkerung nicht auskommen kann. Denn der menschliche Verbraucher ahnt zumindest, daß seine Protektion des elektrischen Verbrauchers ein Beitrag ist zum allgemeinen Verbraucherschutz vor dem Kartell.

Tellurischer Charakter. Auer von Welsbachs erste Versuche, Metall­fä­den in elektrischen Lampen zu erleuchten, fußen auf Leuchtfadenmaterialien, die den sog. seltenen Erden angehören. Später, nach Erfindung der Wolfram- bzw. Tantal-Lampen, stammen die Erze zwar nicht mehr aus der IV. Gruppe des Periodensystems der Elemente, sind aber mitunter dennoch selten: Besteht Byrons Seele etwa aus Tantal, ist die Substanz mit einem Vorkommen von 1,2 ×105% in der Erdkrustschicht eher selten. Wolfram rangiert dagegen mit 5,5×103% etwas höher, an 26. Stelle der Häufigkeitsreihe der in der Erdkruste vorkommenden Elemente. Nicht zuletzt verfügt der Stromkreis, in den die Glühbirne eingeschaltet ist, neben den beiden Phasen auch stets über eine Erdung, die den tellurischen Charakter der Glühbirne unterstreicht. Meer führt nur zum Kurzschluß.

Nacht über Europa, zu der ein kontinentaler Kurzschluß unweigerlich führt. Nur einige Notstromaggregate erzeugen ein Ensemble schwach schimmernder Lichter. Der Schein birgt einen Ausblick und eine Hoffnung: Irgendwo im Schutz der Dunkelheit bereitet sich Byron auf seinen nächsten partisanischen Einsatz vor, gemessen an der Dauer der Ewigkeit eine „Blitzaktion“.85

1 Mathew Winston, Auf der Suche nach Pynchon. In: Heinz Ickstadt (Hg.), Ordnung und Entropie. Zum Romanwerk von Thomas Pynchon, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 306–323, hier S. 314.
2 So bemerkte es sein ehemaliger Verleger, zwischenzeitlicher Kulturstaatsminister der Bundesrepublik und derzeitiger Herausgeber von Die Zeit, Michael Naumann, anläßlich einer Podiumsdiskussion im Frühjahr 2000 im Literarischen Colloquium Berlin.
3 Anmerkung von Alfred Appel Jr. in: ders., An Interview with Vladimir Nabokov. Wisconsin Studies in Contemporary Literature, Bd. 8, 1967, S. 139.
4 Vgl. Carole Holdsworth, Cervantine Echoes in Early Pynchon. In: Cervantes: Bulletin of the Cervantes Society of America, Bd. 8, Nr. 1, 1988, S. 47–53.
5 Vgl. Thomas Pynchon, Die Geschichte von Byron der Birne. In: ders., Die Enden der Parabel. Roman, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 1011–1025.
6 Vladimir Nabokov, Fahles Feuer, Reinbek bei Hamburg 1962/1968, S. 207 f.
7 Vgl. etwa Theodore Goodman, The Techniques of fiction. An analysis of creative writing, New York 1955.
8 Thomas Pynchon, Die Geschichte von Byron der Birne, S. 1024. Nachzulesen sind solche Formulierungen etwa in den einschlägigen Werbeschriften der großen Elektrokonzerne aus jener Zeit bis zum Ersten Weltkrieg, bevor man dazu überging, statt Kohlenfäden Leuchtdraht aus Metall zu verwenden, vgl. etwa Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, AEG 1883–1908, Firmenschrift, Berlin 1908, S. 35.
9 Thomas Pynchon, Die Geschichte von Byron der Birne, S. 1024.
10 Thomas Pynchon, Die Geschichte von Byron der Birne, S. 1011.
11 Vladimir Nabokov, Fahles Feuer, S. 206.
12 Thomas Pynchon, Die Geschichte von Byron der Birne, S. 1012. Im Original heißt es an dieser Stelle reassigned, was man auch mit „rückübertragen“ oder „neu zuweisen“ übersetzen könnte; der Begriff spielt an auf die in bestimmten Abständen neu festgelegten Birnen-Produktionskontingente, die regelmäßig zwischen Osram, Tungsram, Philips, General Electric usw. anläßlich der Treffen der Phöbus-Direktoren ausgehandelt wurde. Und natürlich auch auf die Genealogie der Idee von Nabokov zu Pynchon.
13 Vgl. etwa Peter Berz, Das Glühlicht. Kritik der technischen Ökonomie. In: Helmut Höge et al. (Hg.), Das Glühbirnenbuch, Wien 2001, S. 80f, 93, 114. Bei Pynchons Quelle handelt es sich um George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action. Case Studies in International Business Diplomacy, New York 1947.
14 Vgl. die Akten und Korrespondenzen von Phöbus S. A. im Landesarchiv Berlin, Rep. FB Osram 231/0.93–0.183.
15 Vgl. Michel Foucault, Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte, Berlin 1986.
16 Sachs-Villate, Enzyklopädisches französisch-deutsches und deutsch-fran­zö­si­sches Wör­ter­buch, 4. Bearbeitung, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1917, 1. Teil von Karl Sachs, S. 141.
17 Harald Enke, Kartelltheorie. Begriff, Standort und Entwicklung, Tübingen 1972, S. 14.
18 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 5. Bd. (K.), bearbeitet von Rudolf Hildebrand, Leipzig 1873, Spalte 239.
19 Vgl. hierzu Harald Enke, Kartelltheorie, S. 18ff.
20 Aus der Frühgeschichte der Kartelle sei hier nur die erste internationale Vereinbarung zur Anhebung des Salzpreises von 1301, getroffen zwischen den Florentiner Bankiers Albizzi, Repräsentant der französischen Krone unter Philipp dem Schönen, und Bardi, Bevollmächtigter des Königs von Neapel, Karl II, angeführt. Weiterhin bemerkenswert als Antizipation moderner Kartelle gilt die Verständigung zwischen Papst Paul II. und Ferdinand, König von Neapel, aus dem Jahre 1470, die den zuvor wütenden Krieg um päpstliches vs. italienisches Aluminium beilegte. Vgl. hierzu Nino Herlitzka, Bemerkungen zur historischen Entwicklung von Kartellen. In: Ludwig Kastl, Kartelle in der Wirklichkeit. Festschrift für Max Metzner zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag, Berlin 1963, S. 117–133, hier S. 124 ff.
21 Robert Liefmann, Kartelle, Konzerne und Trusts, 8. Auflage, Stuttgart 1930, S. 11, zit. nach Fritz Werr, Internationale Wirtschaftszusammenschlüsse (Kartell und Konzern) und Staat als Vertragspartner, Berlin 1936, S. 5. Vgl. auch als Synopse Arnold Wolfers, Das Kartellproblem im Lichte der deutschen Kartelliteratur. In: Emil Lederer (Hg.), Das Kartellproblem. Beiträge zur Theorie und Praxis, München und Leipzig 1931, S. 1–152, hier S. 14 ff und Harald Enke, Kartelltheorie, 1972, S. 23–29.
22 W. G. Waffenschmidt, Cournot. In: Augustin Cournot, Untersuchungen über die mathematischen Grundlagen der Theorie des Reichtums, Jena 1924, S. XIV.
23 Augustin Cournot, Untersuchungen über die mathematischen Grundlagen der Theorie des Reichtums, Jena 1924, S. 47 ff.
24 So etwa Harald Enke, Kartelltheorie, S. 24.
25 Vgl. Nino Herlitzka, Bemerkungen zur historischen Entwicklung von Kartellen. In: Ludwig Kastl (Hg.), Kartelle in der Wirklichkeit. Festschrift für Max Metzner zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag, Berlin 1963, S. 117–133, hier S. 127.
26 Vgl. Horst Wagenführ, Konjunktur und Kartelle, Berlin 1932, S. 6.
27 Ebd., S. 7 ff.
28 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 19., völlig neu bearb. Auflage, 11. Band, Mannheim 1990, S. 497.
29 Nicht zu verwechseln mit dem Verband Deutscher Elektrotechniker, ebenfalls VDE, der am 22. Januar 1893 gegründet wird, vgl. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, 50 Jahre AEG, AEG, Abt. Presse, Lehrmittel und Vortragsdienst, Berlin-Grunewald 1956, S. 104.
30 Ernst Heinrich Geist, Der Konkurrenzkampf in der Elektroindustrie und das Geheimkartell, Leipzig 1911, S. 6.
31 Ebd.
32 Oder mit George Spencer Brown: der Wiedereintritt des Kartells in das Kartell als Ausschluß des sich wehrenden Geistes innerhalb einer als inklusiv gedachten Produzentenvereinigung.
33 Ernst Heinrich Geist, Konkurrenzkampf und Geheimkartell, S. 6.
34 Ebd., S. 5.
35 Ebd., S. 49.
36 Ernst Heinrich Geist, Konkurrenzkampf und Geheimkartell, S. 64.
37 Vgl. Friedrich Kittler, Grammophon Film Typewriter, Berlin 1986, S. 296.
38 Friedrich Nietzsche, Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden. Hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, München 1986, Bd. 6, S. 140.
39 Vgl. Felix Pinner, Emil Rathenau und das elektrische Zeitalter, Leipzig 1918, S. 63.
40 Gottfried Eißfeldt, Die Kartellierung der deutschen Elektroindustrie, Berlin 1928, S. 8 und 10.
41 Ebd., S. 18 f.
42 Vgl. etwa Carl Basch, Die Entwicklung der elektrischen Beleuchtung und der Industrie elektrischer Glühlampen in Deutschland, Berlin 1910, S. 68.
43 Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 70.
44 Vgl. Peter Berz, Das Glühlicht, und auch George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action. Case Studies in International Business Diplomacy, New York 1947, S. 306, 309 und 314.
45 Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 62 und Carl Basch, Die Entwicklung der elektrischen Beleuchtung und der Industrie elektrischer Glühlampen in Deutschland, Berlin 1910, S. 68.
46 George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action, S. 317.
47 Ebd., S. 318.
48 Vgl. ebd., S. 319.
49 Ebd., S. 330.
50 Ebd., S. 329.
51 Gleich dem Namen der Titanin und Tochter von Gaia Phoebe wird damit Licht und Helligkeit bezeichnet, besonders eindrucksvoll etwa in der Geschichte von Apollons Sohn Phaëton, der sich des Vaters Himmelswagen ausleiht, vgl. etwa Publius Ovidius Naso, Metamorphosen. Zürich, Düsseldorf 1996, Zweites Buch.
52 Vgl. zuerst die Dokumentation aus erster Hand, vom Vorsitzenden des Phöbus-Aufsichtsrates, William Meinhardt, Entwicklung und Aufbau der Glühlampenindustrie, Berlin 1932, S. 103 und weiterhin auch Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 73, sowie Fritz Werr, Internationale Wirtschaftszusammenschlüsse (Kartell und Konzern) und Staat als Vertragspartner, Berlin 1936, S. 40 und George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action, S. 332.
53 William Meinhardt, Rechtlicher und wirtschaftlicher Aufbau des Glühlampenvertrages. In: Schriften der Kartellstelle des Reichsverbandes, Nr. 1, Berlin 1925, S. 44, meine Hervorhebung.
54 Vgl. Anhang zu Ludwig Kastl, Kartelle in der Wirklichkeit. Festschrift für Max Metzner zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag, Berlin 1963. Bis zu ihrer Einstellung 1944 sammelt die Kartell-Rundschau umfassendes Material, vor allem aber Presseberichte zur Entwicklung von Kartellen.
55 Kartell-Rundschau. Monatsschrift für Kartell- und Konzernwesen, Jg. 23, Heft 4, April 1925, S. 175 f, Hervorhebung im Original.
56 William Meinhardt, Die rechtliche Gestaltung internationaler Kartelle, insbesondere des Glühlampenvertrages. In: Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht 1928, Jena 1928, S. 462 f, zit. nach Fritz Werr, Internationale Wirtschaftszusammenschlüsse (Kartell und Konzern) und Staat als Vertragspartner, Berlin 1936, S. 79.
57 Seit 1933 gilt die Unterscheidung von europäischem und sonstigen Übersee-Markt, um den Einfluß von International in den Überseegebieten zu sichern. Vgl. George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action, S. 336.
58 George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action, S. 333.
59 Vgl. auch den Wortlaut des Vertrags, zitiert bei Fritz Werr, Internationale Wirtschaftszusammenschlüsse (Kartell und Konzern) und Staat als Vertragspartner, S. 29 und weiterhin Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 75.
60 Interne Korrespondenz des Standardizing Committee der Phöbus S. A., Resolution on The Enforcement Of the Standard Life For General Lighting Service Lamps, Brüssel, im April 1929, Landesarchiv Berlin, Rep. FB Osram 231/0.109. Festgelegt wurde die Dauer eines jeden Birnenlebens am 17./18. Februar 1925 auf einer Tagung des General Committees in Paris, Landesarchiv Berlin, Rep. FB Osram 231/0.152.
61 Nach einer Eingabe der Philips Glowlamp Works, Ltd., Eindhoven Holland vom 7.3.1928.
62 Vgl. etwa Dr. Plant, Wirkung von Wechselstrom nicht sinusförmigen Verlaufs auf die Dauer von Glühlampen oder aber Prof. Pirani, Die Wahrscheinlichkeit von Zufallsfehlern in den Lebensdauerbestimmungen.
63 Landesarchiv Berlin, Rep. FB Osram 231/0.263.
64 II. General Board Meeting of the G. P. & B. D. A. of the S. A. Phoebus, Paris March 28/29-1928; Resolution on The Enforcement Of the Standard Life For General Lighting Service Lamps, S. 4f, Landesarchiv Berlin, Rep. FB Osram 231/0.109.
65 Vgl. Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 76 und George W. Stocking und Myron W. Watkins, Cartels in Action, S. 337 und 343 f.
66 Vgl. Gottfried Eißfeldt, Kartellierung der Elektroindustrie, S. 77.
67 Friedrich Schiller, Gedichte. Dramen I. In: ders., Sämtliche Werke, Bd. 1, 8., durchgesehene Auflage, Darmstadt 1987, S. 401.
68 Vgl. den faksimilierten Brief der IEA an Helmut Höge vom 11.11.1991 in: ders. et al. (Hg.), Das Glühbirnenbuch, Wien 2001, S. 257, wo es heißt: „Mr. Helmut Höge Your letter is returned herewith. Please note that the International Electrical Association was wound-up and entered into liquidation on 13th September 1989. Consequently it ceased all operations and ceased to exist as from the 31st December 1989. For the Liquidators“ Keine Unterschrift, kein Absender, der anonym schreibmaschinierte Brief endet abrupt.
69 H. Beckmann, Die erste elektrische Glühlampe. Beitrag zur Geschichte der Elektrotechnik, Elektrotechnische Zeitschrift, Nr. 47/48, 29. November, 1923, S. 1031–1034, hier S. 1033.
70 Matthias Götz, Nichts als Licht, Nichts als ein Bericht. In: Ausstellung und Katalog des Museums für Gestaltung Basel, Licht. 15.12.1990 – 17.2.1991, Basel 1990, S. 97–130, hier S. 122.
71 Walter Koehler, Das Leben der elektrischen Glühlampe. Licht und Lampe. Rundschau für die Beleuchtungsindustrie und Installation, Jg. , Nr. 1, 9. Januar 1930, S. 22–26, hier S. 26.
72 Vgl. Meyers Großes Konversations=Lexikon, Elektrisches Licht, 6. Auflage, Bd. 5, Leipzig und Wien 1907, S. 654.
73 Osram-Gesellschaft, OSRAM-Lichthaus, Berlin 1925, S. 3.
74 Ebd., S. 62 und 81.
75 Vgl. Wie beleuchte ich meine Wohnung. Ein Ratgeber für die Hausfrau, Osram-Lichtheft C 10, oder Gutes Licht für die Gaststätten C 17, usw. mit Osram-Lichtheft Cn.
76 Stichprobe beim Kiezfachhändler: Zwei normale 60W Glühlampen für 0,75 pro Stück entsprechen einer 23W Energiesparlampe zu 17,90.
77 Helmut Wachter, Glühlampen-Adapter. Für dreißig Leben, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.1998, S. N2.
78 Erich Kiewat, Eine langlebige Lampe. In: Osram-Nachrichten, Jg. 34, Nr. 1, Januar 1957, S. 61.
79 Vgl. Carl Schmitt, Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen, Berlin 1992, S. 94.
80 Ebd., S. 56.
81 Vgl. ausführlich Carl Schmitt, Theorie des Partisanen, und Joachim Schickel, Gespräche mit Carl Schmitt, Berlin, 1993, S. 10ff.
82 Herfried Münkler, Vorwort. In: ders. (Hg.), Der Partisan. Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen 1990, S. 10.
83 Vgl. Carl Schmitt, Theorie des Partisanen, S. 21.
84 Ernst Jünger, Der Waldgang, Frankfurt am Main 1952, und Carl Schmitt, Theorie des Partisanen.
85 Hans Grünberger, Die Kippfigur des Partisanen. Zur politischen Anthropologie von Rolf Schroers. In: Herfried Münkler (Hg.), Der Partisan. Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen 1990, S. 42–60, hier S. 55: „Der Partisan verwirklicht sich in den Blitzaktionen gegen die Herrschenden, indem er – immer lauernd und wachsam – die Orte seiner Aktion laufend wechselt.“

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2007/02/06/das-gluehbirnenkartell/

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  • Siemens – die letzten Tagesnachrichten:

    Inzwischen geht auch Norwegen juristisch gegen Siemens wegen Bestechung vor. Und das deutsche Wirtschaftsfeuilleton vermeldet erstaunt: Anscheinend wurde nicht nur in der Siemens-“Kommunikationssparte” mit Bestechungsgeldern gearbeitet, sondern auch noch in anderen Konzernbereichen:
    “Die Schmiergeldaffäre bei Siemens ist offenbar größer als angenommen”.

    Der Tagesspiegel ergänzte: Anscheinend haben sich dabei aber keine Mitarbeiter persönlich bereichert.

    Und die Süddeutsche vermeldet eine Focus-Meldung:

    Nach dem Skandal um schwarze Kassen ist der Technologiekonzern Siemens angeblich auch in eine Affäre um Leiharbeiter verwickelt.

    Die zum deutschen Zoll gehörende Finanzkontrolle Schwarzarbeit mit Sitz in Köln gehe derzeit davon aus, dass auf den Münchner Konzern ein Bußgeld in siebenstelliger Höhe zukomme, berichtete das Nachrichtenmagazin Focus am Samstag vorab unter Berufung auf Ermittlerkreise.
    Nach den dem Magazin vorliegenden Unterlagen schaltete Siemens in den vergangenen Jahren eine angebliche Leiharbeitsfirma namens Overseas Executive Services (OES) mit Sitz auf Gibraltar ein, ohne dass hierfür eine Erlaubnis der Bundesagentur für Arbeit vorgelegen habe.

    Außerdem hat sich ein gesuchter Siemens-Manager, der untergetaucht war, gemeldet:

    Der 43-Jährige, der sich in Argentinien aufhielt, war laut Siemens im November suspendiert worden. Der frühere Prokurist war zuletzt Finanzchef für die Siemens-Landesgesellschaft in Russland. Davor fungierte er in Griechenland als Vize-Direktor neben dem Landes-Chef für die Kommunikationssparte, Prodromos Mavridis. Der Grieche steht im Verdacht, Bestechungsgelder für einen Siemens-Auftrag zu den Olympischen Spielen 2004 vermittelt zu haben.

    Zwei angeklagte Siemens-Manager haben unterdes schwere Vorwüerfe gegen das oberste Management erhoben:

    d.h. gegen Finanzvorstand Joe Kaeser, Vorstandsmitglied Rudi Lamprecht und Lothar Pauly, inzwischen Chef der T-Systems. Vor allem Kaeser soll bereits seit Jahren davon Kenntnis haben, dass der Konzern Bestechungen aus schwarzen Kassen finanziert. Die beiden anderen Manager hätten Anfang 2005 davon Kenntnis erhalten.

    Die Aussagen stammen von Michael Kutschenreuter und Reinhard Siekaczek, die als Siemens-Manager mutmaßlich in den Skandal verwickelt waren. Ihren Angaben zufolge, hätte es auch im Mobilfunkgeschäft Schmiergeldzahlungen gegeben. Bisher ging man lediglich von der Festnetzsparte aus.

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