vonHelmut Höge 08.12.2008

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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„I love desaster and I love what comes after,“  singt Tom Verlaine – leise im Hintergrund. Wir sitzen wie jeden Sonntag im Kreuzberger Kettenrauchercafé „Jenseits“ am Heinrichplatz – und sind guter Dinge. Es ist der 23. November 2008 – und die weltweite Finanzkrise frißt sich immer tiefer in die „Realwirtschaft“. Konkurse und Massenentlassungen werden in den Medien schon nicht mehr erwähnt, wenn es unter 1000 Beschäftigte betrifft. In unserem Stadtteil ist bald jeder zweite „überschuldet“.Aber mit jeder „Hiobsbotschaft“ bessert sich unsere Laune – steigt unsere Lebensfreude. Man möchte den hektisch herumwirbelnden Wirtschafts- und Weltlenkern wie weiland der Marquis de Sade den Franzosen glatt zurufen: Noch eine Anstrengung, Motherfuckers! – Und wir sind das Wertgesetz endgültig los, d.h. die ganze verdammte Warenproduktion. Und damit auch den Idiotismus, den wir bis jetzt (abstrakte) „Arbeit“ nennen – im Unterschied u.a. zur „Freizeit“. Dann auch den ganzen „Darwinismus“: der nur eine verblödende Projektion des kapitalistischen „Wirtschaftslebens“ auf die Natur war. Und damit zugleich die verfluchte Genetik bzw. Gentechnik:  Monsanto, Boehringer etc.. Und den kompletten Öko-Scheiß sowieso, der uns theoretisch unterforderte und praktisch wie Gated Communities segregierte, zudem bei fortdauernder Warenproduktion völlig sinnlos ist – und unmoralisch sowieso. Entweder fressen wir alle den Dreck, den wir herstellen, oder keiner! Auch die ganzen „Mietverhältnisse“ lösen sich in Nichts auf. Ebenso alle „Qualifikationen“. . Und jeder, der sich zum „Manager“ mausert, weil er meint, einer muß den Hut aufhaben – kriegt einen auf die Mütze! Der „Krisenticker“ des „manager-magazins“ meldet „Mi. 9.50 Uhr: Italiens Unternehmer lassen die Köpfe hängen.“Alle Bio- und Soziotope managen  sich fortan selbst…

Herein kommt Rudi, der einzige Festangestellte in unserer Runde – aber nicht mehr lange! Er hört eine Weile zu, dann muffelt er: „Das sind doch alles alberne Utopien, Kinderladenanarchismen. Ich versteh überhaupt nicht, warum ihr so gutgelaunt seid…“ Sybille räuspert sich und sagt: „Ich kann das erklären, muß dazu aber etwas ausholen…“ „Hol aus,“ ermuntere ich sie, „die Zeit arbeitet für uns.“ Den Wirt bitte ich: „Leg doch mal ‚Time Is On My Side‘ auf,“ der reagiert aber nicht.

„Also,“ beginnt Sybille, „wie ihr wißt, bin ich ein Messie, mit zunehmendem Alter beschlich mich das beschissene Gefühl, alles nicht mehr auf die Reihe zu kriegen. Meine Post stapelte sich – ungeöffnet. Bei ihrem bloßen Anblick kriegte ich schon Schweißausbrüche. Meine persönliche Erfahrung und die sogenannte Globalisierung, Lebenswelt und System also, klafften immer mehr auseinander. Gleichzeitig hielt mich die Welt jedoch fest im Würgegriff… Und das ist in den letzten Jahren immer schlimmer geworden… Aber jetzt –  jetzt,“ Sybille macht eine Kunstpause und fixiert dabei Rudi, „jetzt harmoniert mein ganz persönliches Chaos schon fast mit dem allgemeinen – mit dem Weltchaos. Is das nich schön? Is das kein Grund zur Freude – wenn man sich mit dem Weltenlauf endlich mal wieder im Einklang befindet?! Die kurze schöne Zeit vom Sommer 89 bis zu den Märzwahlen 90 hat ein DDR-Dichter mal ‚Sodom und Gomorrha mit menschlichem Antlitz‘ genannt. Was danach kam war alles restaurative Scheiße. Aber jetzt fühl ich mich langsam wieder wohler…“

Rudi wollte darauf etwas erwidern, wurde jedoch von Bert, dem Übersetzer, unterbrochen: „Ja, genau! Früher habe ich immer die Todesanzeigen in der FAZ gelesen – mit großer Freude: Wenn mal wieder ein Riesenarschloch in die Grube gefahren war: ‚Ein Kämpferherz gegen die Mitbestimmung hat aufgehört zu schlagen. In stiller Trauer – die engsten Angehörigen und der Vorstand von Siemens, Deutsche Bank und Erlenmeyerkolben‘ im weitesten Sinne…Ich bin noch nicht fertig.“

Dies zu Rudi hin. „Seit dem 9.11. – was für ein seltsamer Tag, sogar für Amerika! – lese ich die ganzen  bürgerlichen Zeitungen wieder genauso gerne wie früher bloß die Todesanzeigen in der FAZ. Wenn ich morgens schlecht drauf bin, brauch ich jetzt nur zu irgendeinem dumpfen, neoliberalen Kampfblatt zu greifen – und sofort bessert sich meine Laune. Z.B. der dösige Tagesspiegel gestern: Eine ganze Wirtschaftsseite lang kritisierte Köhler, dieser ehemalige US-Bankster und Schwachkopf von Bundespräsident, dort die Weltmanager dafür, dass sie zu gierig waren – zu gierig, und dass es ihnen an ‚Anstand‘ gebrach! Is das nich wunderbar?! Das selbe meinen übrigens auch die NGO-Karrieristen von Attac. In der FAZ erklärte ein Max-Planck-Ökonom namens Hellwig gleichzeitig, dass sie gerade nicht zu gierig waren. Dabei berief er sich auf Adam Smith. Herrlich! Ein paar Seiten weiter kam dann – auch ganz groß, mit Foto – ein Psychoanalytiker namens Haubl zu Wort – und was hatte der uns zu sagen? ‚Bankmanager sind nicht gieriger als andere Menschen!‘ Richtig! It’s the Wertgesetz, Stupid! Der Spiegel, für den spätestens seit 89 alle Probleme der Welt erst mal neuronal verursacht, also Gehirnmacken sind, spricht  in dieser Woche von einem ‚Kapitalverbrechen‘ – und rät damit faktisch zu ‚Kopf ab!‘ Er läßt dann auch seinen 40seitigen Krisenbericht mit einem Foto von einer Demo wütender Geprellter auf der Wallstreet enden – wo jemand ein Schild mit der Aufschrift ‚Jump! You Fuckers‘ hochhielt. Die Manager sollten sich also selbst auf Prager Art entsorgen. Im Text kommen dann etliche ‚Experten‘ zu Wort, die schon lange vor diesem ‚Crash‘ gewarnt haben. Aber man hat ja nicht auf sie gehört. Nun ist es zu spät – und ‚die Party‘ zu Ende: finis – meinen sie, und mit ihnen der Spiegel. Einer der Experten, von J.P. Morgan, hatte sich schon bei der ‚Asien-Krise‘ die bange Frage gestellt: ‚Was, wenn ein ähnlicher Virus die USA erfaßt?!‘ Ein Virus – da haben wir das ganze beschränkte Amidenken in einer Nußschale. Ähnlich das ebenso denkverkümmerte Hamburger Wirtschaftsmagazin ‚Brand Eins‘. Seine jetzige Ausgabe ist dem ‚Glück“ gewidmet: Man muß nur fest dran glauben, dann hat man es auch – das Glück, beim Geschäftemachen ebenso wie beim Durchstehen einer Wirtschaftskrise. Die sind also schon bei der Esoterik angelangt. Wenn das kein gutes Zeichen ist, dieses rasende Gefasel – dann weiß ich alles! In der nächsten Nummer von ‚Brand Eins‘ wird wahrscheinlich per Horoskop ermittelt, welche Branchen doch noch eine Überlebenschance haben, weil ein Aszendent zufällig gerade im richtigen Winkel zu den Sternzeichen ihrer Topmanager steht. Glück gehabt!“

Die HUB-Privatdozentin Ines spann seinen Faden gleich weiter: „Bei Gruner & Jahr nebenan will man dagegen das Glück erzwingen – und hat allen 110 Redakteuren der  Manager- und Unternehmermagazine  „Capital“, „Impulse“ und „Börse Online“ gekündigt. Dies ‚übersteige das  Vorstellungsvermögen,‘ meinte der scheidende ‚Capital‘-Chefredakteur Schweinsberg verbittert. Dabei hatte er zuvor noch jede Massenentlassung weltweit gut und gerne begründet. Der neue Verbundchefredakteur Klusmann beruhigte daraufhin seine Gurkentruppe mit den Worten: ‚Jeder Titel soll sein DNA behalten‘.“

Bert: „Selbst CIA-Verlautbarungen machen inzwischen gute Laune. Die letzte lautete gerade: Amerika wird mit der Krise seine Weltvormachtstellung verlieren.“ Diese Einschätzung des mit 26 Milliarden Dollar jährlich ausgestatteten Geheimdienstes nähert sich bereits der Erkenntnis des Jerusalemer Kriegsforschers Martin van Creveld – aus bitterer Israelerfahrung gewonnen: ‚Entweder man hat Macht oder Recht – beides geht nicht!'“

Ines: „George Soros, der große Spekulant und Investor, für den beides übrigens das selbe ist, gibt den USA aber noch eine Chance: Sie müssen sich bloß mit China zusammentun. Produzenten und Konsumenten – eine Front als Quadratur des Kreises. Soros  bezeichnet die Krise als einen ‚Herzstillstand‘. Und wie die meisten Politiker auch setzt er nun seine ganzen wirtschaftlichen Hoffnungen auf einen neoliberalen Finanzkeynesianismus, ein Oxymoron: so wie grelle Dämmerung oder kommunistische Partei. Konkret schlägt er eine Art ‚Welthummerhilfe‘ vor – und rät deswegen: Neben den 700 Milliarden für die Bankster weitere hunderte von Milliarden für die US-Städte und Bundesstaaten, also eine  Aufhebung ihres Budgetdefizit-Verbots, und dazu ein riesiges Infrastrukturprogramm, d.h. Millionen von ABM-Stellen wie schon zu Roosevelts Zeiten. Seine politischen Hoffnungen setzt Soros auf Obama, von dem alle armen Schweine in den USA jetzt hoffen, dass er nicht vorab erschossen wird. Ich wette: Nach einem halben Jahr Präsidentschaft wünschen sich die selben Leute, dass ihn endlich jemand erschießt. Erst einmal wird jedoch demnächst die Citibank trotz Staatskredite untergehen, vermutet Soros. Und da habe ich ein ganz persönliches Interesse dran: Deren KKB hat mir mal einen 2000-DM-Kredit gegeben, dafür mußte ich eine Lebensversicherung abschließen und 300 DM Bearbeitungsgebühr wurden mir gleich abgezogen, außerdem betrugen die Zinsen 20% oder so. Zuvor hatte die Citibank, die hieß damals  noch anders, einen kriminellen Deal in New York durchgezogen, indem sie Wertpapiere in riesigen Mengen, die für ungültig erklärt  und vernichtet werden sollten, über Strohmänner wieder in den Verkehr gebracht hatte. So wie beim großen Postzugraub in England 1963, wo Ronald  Biggs et al einen Wagon voll  Geld auf dem Weg zum Einstampfen abgefangen und wieder in den Umlauf gebracht hatten. Wikipedia schreibt: ‚Aufgrund ihres schlechten internationalen Ansehens startete die Citibank 2004 eine neue Kampagne: Unsere gemeinsamen Verantwortlichkeiten‘. Also: Wenn diese Schweinebande endlich vom Erdboden verschwindet – drei Kreuze…“

Ines wurde vom Wirt unterbrochen, der uns die Sonntagszeitung der FAZ auf den Tisch legte – mit der Bemerkung: „Hier habt ihr neues Futter“. Der Wirt war früher Kulturschaffender in der DDR gewesen – und als Clown bis nach Kirgistan gekommen. Seit fast 30 Jahren bespielte er nun aber den Heinrichplatz – vor allem mit seinem sumerischen Hauben-Cappuccino und seinen Kenntnissen über die alten, vorjüdischen Kulturen. An seine eigene Vergangenheit erinnerte nur noch ein Buch über „DDR-Witze“, das er in den Achtzigerjahren  herausgab. Noch bevor wir die FAS zerfleddern konnten las Heinz, ebenfalls Privatdozent von Beruf, aber an der FU und dazu mit einer Lehrerin verheiratet, also nicht auf Hartz IV, uns die Schlagzeile vor: „CDU entdeckt den ehrbaren Kaufmann“ und darunter dann: „…rückt weiter von ihrem Image als wirtschaftsliberale Reformkraft ab“. Noch bevor wir uns einigen konnten, was diese beiden Aussagen bedeuten sollten, hatte Heinz sich schon den Wirtschaftsteil der FAS geschnappt. Sein Aufmacher lautete: „Der schwarze Oktober. Die Panik greift um sich.“ Der Haupttext hieß jedoch „Das große Retten. Der Staat wird zur Ersatzbank“. Und darunter: „Automanager spekulieren auf die Staatsknete“.

„Ich doch auch!“ rief Ines, dachte dabei aber an einen endlich nicht mehr unbezahlten Lehrauftrag an der TU, für den sie sich kürzlich beworben hatte, der ihr jedoch statt 25 Milliarden nur bescheidene 112 Euro im Monat einbringen sollte.

„Noch eine gute Hiobsbotschaft!“ rief Sybille, die sich unterdes einige alte Zeitungen von der Theke geschnappt hatte: „‚Starbucks‘, diesen scheußlichen weltweiten No-Go-Areas, geht es nun auch schlecht: Massenentlassungen stehen an.“ „Wegen dieser Nachricht habe ich die Zeitung extra aufbewahrt,“ erklärte der Wirt ihr im Vorbeigehen. Sybille weiter: „In Berlin werden laut taz alle Berliner Hostels dicht machen, weil der Amüsierpöbel aus Barcelona, Madrid und Athen wegen der teuer werdenden Flüge wegbleibt. Auch hier stehen Massenentlassungen an. Island, die Ukraine, Lettland, Ungarn und Pakistan sind pleite, der IWF leiht ihnen 42 Milliarden Euro. 2 Milliarden muß die Ukraine gleich weiterreichen an Russland, weil sie ihre letzte Gasrechnung nicht bezahlt hat. Das ist ja witzig: Genau wie ich!“

In das allgemeine Gelächter am Tisch sagte unser festangestellter Rest, Rudi: „Was ist an Massenentlassungen, den baldigen  Gewerkschaftsauflösungen  und dem Zerfall der SPD so lustig? Ich vermisse das Positive. Außer ‚Bundesbank sieht schwarz‘ (der Tagesspiegel), ‚Nichts geht mehr, das Spiel ist aus‘ (die FAZ), ‚Wir leben in pädagogisch wertvollen Zeiten‘ (die Süddeutsche), ‚Wirtschaftsforscher sehen weltweite Rezession/und fordern höhere Beihilfe‘ (wieder die Süddeutsche), „Die Krise bohrt sich immer tiefer in die Fundamente“ (der FAZ-Herausgeber) und ‚Schwierige Piratenjagd‘ (Berliner Zeitung) – sehen wir doch auch kein anderes Land. Sicher, die Linke diskutiert wieder  wie blöd, Marxismus ist erneut gefragt…Aber sonst ist da erst mal nix!“

„Halt mal,“ mischte ich mich ein. „Das Schnöselmagazin ‚Park Avenue‘ wurde gerade eingestellt, ‚Vanity Fair‘ wird es demnächst, auch das ‚Borcherts‘ macht pleite, in den rauchfreien Milchschaumvierteln gibt es stattdessen wieder verqualmten Kaffee Komplett für 73 Pfennig. Wir hören nie wieder was von Angelina Jolie und Brat Pitt und wie sie alle heißen. Keine Fitness- und Call-Center, keine Excellence-Unis, keine Drittmittel-Acquise, kein neues Stadtschloß, keine Club-Scene mehr – mit all diesen blöden Bands und dem ganzen Popscheiß, auch keine Sylvester- oder Sektkorkenknallerei mehr. Eine himmlische Ruhe – stattdessen. Das ist doch nicht nichts! Das ist doch dann schon fast wie früher Drüben! ‚Wir im Osten hatten mehr Sex und mehr zu lachen,‘ meinte Katharina Thalbach gerade in der  FAZ. Und recht hat sie. Jetzt – im Westen – sehe ich sie, wenn überhaupt, dann bloß noch besoffen im ‚Diener‘ am Savignyplatz, wo sie schlafend alleine in einer Ecke abhängt – und man darf nicht laut lachen, weil sie sonst aufwacht. Das ist doch kein Leben!“

„Und was sagt sie zur Krise?“ fragten Sybille und Heinz, die beide aus dem Osten stammen, fast gleichzeitig. Ich: „Sie sagt ‚Ich habe den Banken noch nie vertraut. Dort sind für mich grundsätzlich nur Verbrecher am Werk. So viel weiß ich schon noch aus dem DDR-Philosophieunterricht‘.“

„Na ja…,“ unkte wieder Rudi, „das ist ja nun nicht besonders erhellend.“ „Stimmt,“ pflichtete  ihm Sybille nachdenklich bei. Doch da trat der Zeitungsverkäufer Ludwig ins „Jenseits“. Sybille winkte ihn sofort an unseren Tisch. „Mal sehen, was es heute an neuen Hiobsbotschaften gibt. Was nehmen wir denn?“ fragt sie feinschmeckerisch. Rudi und sie entschieden sich für den Spiegel, uns anderen war es recht. Heinz bestand dann jedoch darauf, das Blatt  nicht nach guten Nachrichten zu durchforsten, sondern es wie Goethe zu machen – und einfach aufs Geratewohl irgendwo aufzuschlagen. Zack! Und da hatten wir auch schon wieder was: In Chicago werden die Schüler aus den Problembezirken zunehmend  aggressiver und gewalttätiger. Das kannten wir. Aber nun kams: Einige Amiwissenschaftler haben endlich herausgefunden, wieso: „Die Ursache besteht wahrscheinlich in neuronalen Veränderungen im Gehirn.“ Aha! Alles klar. Aber das Schönste daran war: Diese völlig amiverblödeten Spiegel-Redakteure hatten das einfach so abgedruckt. Als Nachricht. „Es kann sich nur noch um Wochen  handeln, bis es auch bei denen zu Massenentlassungen kommt. So wie übrigens auch bei der Süddeutschen Zeitung, wo es rund 100 Mitarbeiter treffen soll“, meinte Sybille, „ob die wohl auch bei den immer gewalttätiger werdenden Demonstranten in Island auf Gehirnschäden tippen würden?“

Wir entdeckten dann auch noch eine schlechte Nachricht: „Mehr und mehr Ökonomen fragen sich nun“, ob der Bankencrash „nicht Ursache des Übels, sondern nur ein Symptom der Krise ist…“ Am Ende kriegen die das Ganze doch noch wieder in den Griff – was dann? fragten wir uns – bang und klamm.

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2008/12/08/echte_gefuehle/

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kommentare

  • Das war ja zu erwarten:

    Immer mehr amerikanische Kirchen und Sekten versammeln die Gläubigen zu Bittgottesdiensten für die notleidende Automobilindustrie – aber nicht für die schwedische (Volvo, Saab), sondern ausgerechnet für die amerikanische. „Die Amerikaner beten für ihre Autoindustrie“ meldet heute die FAZ und zeigt dazu ein Foto, auf dem alle Gospelsängerinnen Gewänder mit einem aufgestickten „G“-Logo tragen, soll wohl GM heißen.

    In anderen Gemeinden betet man konkret, dass GM-Chef Richard Wagoner zurücktritt – und Gott selbst den Konzern übernimmt.

    Für uns eingefleischte Kommunisten grenzt so etwas natürlich an faschistischen Wahn. Andererseits würden auch wir wohl nicht so weit gehen zu behaupten, dass die Kraft eines Gebets im Quadrat seiner Entfernung abnimmt.

    Der Tagesspiegel druckte dieser Tage ein Interview von Peter Laudenbach mit dem in New York lebenden Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch weg. Dieser meinte auf die Frage:

    Weshalb leben Sie eigentlich seit den Siebziger Jahren in New York?

    Weil es der gebaute Mythos ist. Ich schaue aus meinem Arbeitszimmer im 25. Stock auf den Financial District. Man hat das Gefühl, nah am realen Machtzentrum des Imperiums zu sein, der Originalmacht, nicht diese kleinen Ableitungen wie in Frankfurt. Seit Bush erlebe ich dieses Land als eine Art sanften, demokratischen Faschismus, ohne äußere Repression und Völkermord im Inneren, ein alles erstickender Konformismus, der Konflikte unsichtbar macht. Ich frage mich, wie die in fast allen Kommentaren zu Obama an die Wand gemalte Desillusionierung aussehen wird, wenn sie dann wirklich eintritt.

    In seinem letzten Buch „Entfernte Verwandte“ zog Schivelbusch bereits Analogien zwischen Faschismus, Nationalsozialismus und New Deal.

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