vonChristian Ihle & Horst Motor 08.09.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Ich hatte mich wieder einmal verschätzt.
Seidenmatt, oder wie sie sich neuerdings nennen: SDNMT, das war Post-Rock aus Berlin. Ungehört für mich ein klarer Fall. Uninspiriert versuchen hier ein paar Jünglinge künstlerisch anspruchsvoll zu wirken. Sie spielen Musik ohne Melodie, ohne Strophe und Refrain, größtenteils instrumental noch dazu. Da sie für Melodieführung nicht mal genügend Talent hatten, klopften sie hochkonzentriert auf ihren Instrumenten herum, um Inspiration vorzutäuschen. Musik, die sicher interessant zu spielen ist, das Anhören aber zum Martyrium wird.

Falsch gedacht.
Das neue Album auf den Player geladen, saß ich Gebäck essend am Fluß, als die Reise begann. Hinein in den Klangkosmos von SDNMT. Ein Trip, der sich ungefähr so anfühlt, wie Zeitreisen in vielen Filmen funktionieren. Man schwebt gen Himmel, als sich Farben und Formen vermischen, in einen langen Schlauch, der immer schneller an einem vorbeifliegt. Links und rechts tauchen manchmal materielle Dinge auf und verschwinden sogleich wieder. Man sieht Sterne.
So schlecht ist das nicht.

Klar, SDNMT als Headliner eines kleinen Festivals in Mecklenburg-Vorpommern einer feierwütigen Masse vorzusetzen, die lieber mit Bier spritzen und wie blöd rumhüpfen würde, ist der gänzlich falsche Ansatz (so geschehen beim diesjährigen Immergut Festival).
SDNMT sollten sitzend genossen werden. Konzentriert und interessiert. Denn dann tauchen Sachen in der Musik auf, die überraschen, verwirren, benebeln und bezaubern. Da hinten singt ein Männer-Chor („Waking the Forest“) und weiter weg fliegen einem Kirmes-Techno-Elemente um den Kopf („Still a cool Pair of Kicks“). Dort hört man ein entrücktes Flirren und hier schwingt ein Ton, den man nicht erwartete, genau da aber sein soll.

Irgendwo zwischen Sigur Ros, Tortoise und Weilheim herumoszillierend, schrauben sich SDNMT ins Hirn und gehen da so schnell nicht wieder weg. Wie eine Zecke saugen sich die fest. Die jungen Menschen aus Berlin. Sie dürfen sich schon ernst nehmen und recht künstlerisch tun. Machen ja alles richtig. (säm wagner)

Anhören!
* G.ranulat U.nd Z.ehren. Y.all
* Sho-Ryu-Sdnmt

Im Netz:
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