„Da mögen Fans noch so sehr darauf schwören, die „Lindenstraße“ sei heute ja eine ganze andere als vor 20 Jahren. Humorvoll, selbstironisch und dergleichen. In Wahrheit ist die Kleinbürger-Soap immer noch ein Panoptikum der Piefigkeit. Wie fast alle Soaps sind ihre Kulissen vollgestellt mit uninspirierten Charakteren und zugeschüttet mit grauenhaften Dialogzeilen der Sorte: „Ah, meine Umweltplakette, endlich!“
(…)
Keine andere Sendung, außer dem „Tatort“, gibt vermutlich so stark wieder, was die öffentlich-rechtliche ARD für ihre Stärken und für ihren Anspruch gegenüber dem Privatfernsehen hält. Doch im Gegensatz zum „Tatort“, der immer wieder neue Ermittlerteams bekam, ist die „Lindenstraße“ längst in sich selbst erstarrt wie eine plastinierte Leiche.“
(…)
Schluss machen sollen hätte die Serie wohl am besten am Abend der Bundestagswahl 1998. Geissendörfer hatte seinen Geschöpfen immer wieder Anti-Kohl-Slogans geschrieben. Dann ließ er sie Obstsalat zubereiten und jubeln: „Birnen zerschnipseln ist doch hochpolitisch. Komm, wir machen einen rot-grünen Salat.“ Wozu sogar die „taz“ bemerkte: „Blöder hätte es auch Ingo Appelt nicht texten können.““
(Markus Brauck, DER SPIEGEL)