Montag, 25.03.
Tödliche Entscheidung, H3, 0.15
Ein bemerkenswert öder deutscher Titel für einen überdurchschnittlichen Thriller, der im Original auch wunderbar rätselhaft “Before The Devil Knows You Are Dead” heißt. Altmeister Sidney Lumet hat hier mit seinen 83 Jahren noch einmal eine Leistung abgeliefert, die erstaunen lässt und “Tödliche Entscheidung” 2007 einen Platz in unseren Jahres-Top-Ten beschert hat.
Dienstag, 26.03.
Control, B3, 0.20
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=7c2_B_cWK_M[/youtube]
Anton Corbijn wurde einst berühmt, weil er die alten Miesepeter von Joy Division in schwarzweiß Fotos festgehalten hat, die die ganze Miesepetrigkeit in die Welt hinausschreien wollte. Ein Vierteljahrhundert später legt Corbijn seinen Fotoapparat beiseite und dreht seinen ersten Film, der, natürlich, in wunderbaren schwarzweiß Bildern die ganze Miesepetrigkeit von Ian Curtis und Joy Division noch einmal erzählt. Großartig anzuschauen, wenn auch im Storytelling manchmal etwas zu behäbig.
Alternative: Super Size Me, 3sat, 22.25
Morgan Spurlocks Dokumentation, was McDonalds mit dem eigenen Körper macht, stammt direkt aus der Michael-Moore-Schule der neuen Dokus: immer agitatorisch, aber trotzdem mit unbedingtem Unterhaltungswillen. Auf jeden Fall besser und lehrreicher als der dritte „Fast-Food-Check“ auf ARD!
Mittwoch, 27.03
Heat, Kabel1, 22.10
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=0xbBLJ1WGwQ[/youtube]
Ein moderner Klassiker. Wohl kein Gangsterfilm der 90er hatte eine solche Wirkung: kühle Großstadtpanoramen, einzelgängerische Wölfe, die sich beschneppern, verfolgen und letztendlich gegenseitig auszulöschen trachten – dabei aber immer auch von einer aufrichtigen Anerkennung der Leistung des anderen gezeichnet sind.
Dazu: die beste Actionszene des Jahrzehnts, jener epochale, phänomenale Shoot-Out zwischen Gangstern und Polizei nach einem Überfall. Oft kopiert, aber wirklich nie erreicht.
Alternative: Belle De Jour, ZDFkultur, 23.00
Einer der Höhepunkte aus Luis Bunuels dritter Karrierephase, als er aus dem mexikanischen Exil wieder nach Eurpoa zurückgekehrt war und nun eine Abrechnung mit der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Konventionen nach der anderen drehte. Im Gegensatz zu eher schwer zugänglichen Bunuel-Satiren und surrealen Werken wie „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ ist „Belle De Jour“ eine Geschichte um Abhängigkeiten, Macht und Sex, Freiwilligkeit und gesellschaftliche Ordnung auf den ersten Blick sogar sehr straight gedreht. Und doch gelingt es Bunuel gegen Ende wieder, den Teppich unter dem Zuschauer wegzuziehen und uns rätselnd allein zu lassen.
Donnerstag, 28.03.
Geständnisse, WDR, 23.15
Die junge Lehrerin Yuko hat mit ihrer Schulklasse zu kämpfen. Desinteresse schlägt ihr entgegen, die Schüler schauen lieber auf ihre Handys als auf die Tafel, Mobbing und Gewalt sind an der Tagesordnung. Immer noch vom Tod ihrer kleinen Tochter traumatisiert, entschließt sich Yuko ihren Abschied vor der unruhigen Klasse zu verkünden – nicht ohne etwas zu erzählen, was die Schüler der Klasse für immer verändern wird… Es ist beinahe unmöglich, eine Zusammenfassung des japanischen Thrillerdramas “Confessions” zu geben, ohne zentrale Plotelemente zu verraten – deshalb halten wir uns an dieser Stelle bewusst zurück und geben den unbedingten Ratschlag, so wenig wie möglich über “Confessions” nachzulesen, denn das Herzstück des Films ist das Bekenntnis der Lehrerin in der ersten halben Stunde Laufzeit. Kleine, scheinbar unwichtige Bilder aus den ersten Minuten werden aufgenommen und erhalten eine ganz andere Bedeutung wenn die Lehrerin mit ihrer Abschiedsrede fortfährt und von Enthüllung zu Enthüllung schreitet…
Alterntive: Batman Begins, vox, 20.15
Ich persönlich halte zwar die drei Batman-Filme von Christopher Nolan für tendenziell überschätzt und „Batman Begins“ vom ganzen Ansatz her schon für ungeschickt (ist der Film doch beinah nur Exposition ohne Hauptteil und Schluß), aber man muss sich ja nur an den fürchterlichemn Zustand erinnern, in dem Joel Schumacher dank „Batman Forever“ und „Batman & Robin“ das Franchise hinterlassen hat, um heilfroh zu sein, dass Nolan mit seinem Neustart der Serie eine völlige andere Ausrichtung gegeben hat.
Freitag, 29.03.
The International, pro7, 20.15
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=QyaAuRYNuS0[/youtube]
Weil wir bei „Heat“ auf die epochale Shoot-Out-Sequenz hingewiesen haben: auch „The International“ hat sich daran versucht und bei seiner wilden Verfolgungsjagd im Guggenberg Museum in New York eigene Maßstüäbe gesetzt. Erstaunlich gut gelingt Tom Tykwer hier die Inszenierung von Actionszenen und alles in allem ist „The International“ besser als sein Ruf, auch wenn Tykwer nicht immer das richtige Mittelmaß zwischen Reden und Schießen findet.
Alterntive: Bug, pro7, 3.50
„Bug“ war so etwas wie die Wiedergeburt des William Friedkin, der in den 70ern mit „Der Exzorzist“ und „French Connection“ gleich zwei Meilensteine gedreht hatte, nur um in den 90ern komplett den Faden zu verlieren. „Bug“ ist ein kleiner, dreckiger Paranoia-Film, der von Minute zu Minute verrückter wird und in der Selbstauslöschung endet. Zuletzt hat Friedkin mit „Killer Joe“ erneut bewiesen, dass in diesem alten Regierecken noch ordentlich Kampfeslust steckt.