vonChristian Ihle 29.05.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Gabriel Bruce – Love In Arms





Wer:
Britischer Singer/Songwriter, der das Konzept Gitarre, Stuhl, Bart, bedächtiger Blick ad absurdum führt und die größten Frontmänner der letzten Jahrzehnte in sich vereint.


Bisherige Glanzleistung:

Die Debütsingle „Sleep Paralysis“, die reinster Leonard-Cohen-Stoff war:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=kRqXsF8e84g[/youtube]


Ursprünglich sind wir übrigens auf Gabriel Bruce aufmerksam geworden, weil er uns von Emmy The Great persönlich ans Herz gelegt wurde – und zudem von Emmy vor einigen Jahren die Single „Gabriel“ gewidmet bekam:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=HSdnTZuXw7Y[/youtube]


Jetzt:

Was für ein irres Debütalbum! Gabriel Bruce ist ein Phänomen. Einer jener Performer, der an hundert andere hochgeschätzte Künstler erinnert, dabei aber nie wie eine Kopie klingt, sondern gerade aus der Vielfältigkeit seiner Einflüsse etwas Neues entstehen lässt. Gabriel Bruce ist Leonard Cohen, ist Nick Cave, ist Bruce Springsteen, ist Arcade Fire.

Keine Bremsen, kein Stoppen auf dieser Platte. Exuberanz ist das Stichwort und Bruce hat keine Scheu, die fin-de-siècle-Sleazyness des späten Leonard Cohen circa „The Future“ in einem, nun ja, S/M-Discohit wie „Zoe“ aufzunehmen oder auf Albumcloser „Sermont On The Mount“ tatsächlich den von einer Drum-Machine begleiteten Prediger zu geben und mit religiösem Eifer uns aus diesem Album herauszusingen.

Manchmal tänzelt Bruce flamboyant an der Grenze zum Kitsch wie in „All That I Have“, das mit seiner Klavierballadenmelodie zunächst nach einem Adele-Hit klingt bis uns auffällt dass das wohl eher eine Cave’sche Mörderballade sein soll, die in „what’s the point of weapons / if we can’t have a little war“ kulminiert.
Daneben finden wir aber auch eine Verneigung vor Springsteen in „Cars Not Leaving“ gleichberechtigt neben der angesprochenen Debütsingle, die dank seiner auf einmal sonoren Stimme so somnambul ist, wie es ihr „Sleep Paralysis“ – Titel verspricht.

„Love In Arms“ will alles gleichzeitig – und hat keine Scham, sich auch alles zu nehmen.
Was für ein tolles, überbordendes Album.
Bisher die beste Platte des Jahres.



Wertung: 9/10


Höhepunkt:


[vimeo]http://vimeo.com/61632489[/vimeo]


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Lost Rivers – My Beatific Vision





Wer:

Eine Shoegaze-Band aus Baden-Württemberg. Ja, das gibt’s!


Was:

This Charming Man Records hat im letzten Jahr bereits Die Nerven aus den schwäbischen Untiefen ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und uns die beste neue Punkband des Landes präsentiert. Nun findet das Trüffelschwein-Label die nächste Überraschung in der Provinz: Lost Rivers, die eine Mischung aus klassischem Noise-Pop mit Jesus & The Mary Chain – Punkattitude spielen und dabei vor allem wie die New Yorker Brutalo-Shoegazer von A Place To Bury Strangers klingen. Das Album erschien ursprünglich 2011 und erlebt jetzt seine verdiente Wiederveröffentlichung – diesmal auf weißem Vinyl! – bei This Charming Man.
„Beatific Vision“ ist Musik für verfallene Keller, ausgeleuchtet mit Stroboskop-Dauerfeuer.


Wertung: 8/10


Höhepunkt:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=9Oo16W9mqrc[/youtube]


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