Nach anfänglicher Skepsis muss man festhalten: das Libertines-Comeback-Album nach elf Jahren Pause ist weit besser als man erwarten durfte, gerade auch weil sie nicht auf den riesigen unveröffentlichten Backcatalog vertrauten, sondern mit „You’re My Waterloo“ lediglich einen einzigen alten Song neu aufgenommen haben und das restliche Album in kurzer Zeit in Dohertys Drogenentzugsrefugium in Thailand für die Platte frisch geschrieben haben.
Nach „Gunga Din“, dem schlurfenden Hit für die Sommermonate, veröffentlichen die Libertines als zweite Single aber erstaunlicherweise weder ihr „Don’t Look Back In Anger“ (das wäre das vorhin erwähnte „You’re My Waterloo“ gewesen), noch den schön an The Jam erinnernden Albumopener „Barbarians“, sondern das eher unauffällige und mehr nach den Babyshambles der letzten Jahre klingende „Heart Of The Matter“. Was aber „Heart Of The Matter“ ziemlich erstaunlich macht, ist das dazugehörige Video.
Waren Videoclips der Libertines zumeist zwei bis vier Bandmitglieder in zu kleinen Lederjacken, die durch die Gegend laufen und dabei Rock’n’Roll sind…
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=HAusT_Yl1gE[/youtube]
…ist „Heart Of The Matter“ ein richtiger Clip mit ordentlicher Krassheit, aber gerade deshalb auch einigem an Message.
Die Carl & Pete – Love & Hate – Beziehung wird als Bezugspunkt genommen und als Torture Porn Variante ausgespielt. Doherty zwingt Barat zum Crackrauchen, Barat flößt Doherty Alkohol ein, Fäuste fliegen, Blut blutet und am Ende sieht Carl exakt so aus wie nach jenem berüchtigten Zwischenfall während der Aufnahmen zum zweiten Album, als er sich angeblich an einem Waschbecken sein eigenes Jochbein zertrümmert hat.
Als das geschieht in einer Videokabine vor einem sich köstlich amüsierenden Publikum an H&M-Rockern, das schön brav seine Münzen einwirft, um mehr vom Selbstdestruktionsspektakel sehen zu können. Schöner hat dem sensationsgeilen Publikum lange keiner mehr den Spiegel hingehalten:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=CfMwouvzKEM[/youtube]
So ein Blödsinn. Der Autor dieses Artikels hat das Video nicht verstanden oder nicht so richtig hingesehen….