vonChristian Ihle 23.10.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:


„I Walk The Line“ mit Philippe Petit – in 420 Metern Höhe!


2. Darum geht‘s:


Die Geschichte von Philippe Petit ist so unglaublich, dass man kaum glauben mag, dass sie nicht erfunden ist. Der französische Drahtseilkünstler Petit setzt sich in den frühen 70ern in den Kopf, zwischen den beiden gerade im Bau befindlichen Türmen des World Trade Centers einen Drahtseilakt zu vollführen und zwischen den Hochhäusern in 420 Metern Höhe ohne Netz und doppelten Boden auf einem Seil zu laufen.

Dass diese Geschichte tatsächlich passiert ist und Petit seine wahnsinnige Idee wirklich durchgezogen hat, weiß man spätestens seit dem hervorragenden Dokumentarfilm (und Oscargewinner) „Man On Wire“ von 2007 – und für „The Walk“ adaptiert „Forrest Gump“ – Regisseur Robert Zemeckis nun diesen Artisten-Act des Jahrhunderts für einen spielerischen, aber dennoch realitätsgetreuen Spielfilm.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=eKSeSX-dzso[/youtube]


„The Walk“ zeichnet Petit als den egomanen Filou, der er wohl auch im wirklichen Leben war – und das ist eine durchaus gewagte Entscheidung, ist die von Joseph Gordon-Levitt mit viel Spielfreude verkörperte Hauptfigur doch kein Daredevil, dem die Herzen zufliegen, sondern ein besessener, egozentrischer Künstler, der sich von nichts und niemandem aufhalten lassen würde.
Die Hinführung zum eigentlichen Drathseilakt inszeniert Zemeckis dabei gekonnt und augenzwinkernd als klassisches Heist-Movie der 70er Jahre: wie gelingt es, heimlich zwischen den beiden Türmen ein Seil zu spannen? Wie kann Petit unbemerkt seinen Gang durch die Wolken antreten?
Das letzte Drittel des Films gehört dann dem Akt an sich, dem „Coup“, wie Petit sein Unterfangen betitelt. Als wäre der Wahnsinn nicht schon groß genug, schreitet Petit nämlich nicht nur einmal von Turm zu Turm, sondern verbringt eine geschlagene Dreiviertelstunde auf diesem Seil im Himmel. Laufend, sitzend, liegend!

Und endlich einmal wird die 3D-Technologie schlüssig eingesetzt: Zemeckis schenkt dem Zuschauer eine weitere Dimension des Schauens und gibt damit ein Gefühl für die Tiefe. Hier erweitert 3D, wie wir den Film erfahren können statt wie wie sonst üblich uns Zuschauer mit Kirmes-Attraktionen aus dem Filmerlebnis zu reißen.

So wird „The Walk“ zu einem der faszinierendsten Blockbuster des Jahres, was zum Gutteil sicherlich an seiner Geschichte liegt, die in ihrer Unglaublichkeit gar nicht oft genug erzählt werden kann. Dieser Coup des Jahrhunderts hat es verdient, ihn wieder und wieder zu erzählen, ob als Dokumentation wie in „Man On Wire“ oder eben nun als Spielfilm.


3. Der beste Moment:


Natürlich der „Coup“. Wer diesen Film auf einer riesigen Leinwand und in 3D sieht, dem seien schwitzige Hände und Schwindel versprochen, sobald Petit beginnt, in der Luft zu wandeln!


4. Diese Menschen mögen diesen Film:


Wer endlich einmal ein Argument für die 3D-Technik bekommen möchte und einen flott inszenierten Mainstreamfilm über eine der verrücktesten Ideen des 20. Jahrhunderts sehen will.


* Regie: Robert Zemeckis
* imdb

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