Wo können PrinzenbadlerInnen im Sommer ihren Urlaub verbringen, ohne auf das Schwimmen verzichten zu müssen? Na, z.B. in Basel!
Diese kleine Stadt in der Schweiz (Weltstadt im Taschenformat wird sie häufig genannt und da ist was ‚dran) kommt unaufgeregt daher und ist touristisch noch nicht überlaufen. Aspekte, die Basel zu einem überaus erholsamen Urlaubsort machen.
Aber besonders wichtig für schwimmsüchtige PrinzenbadlerInnen: Diese Stadt ist mehr als schwimm-affin. An warmen Sommertagen schwimmen die BaslerInnen im Rhein, wann immer sie Zeit dazu haben: Morgens, abends, in der Mittagspause und am Wochenende – einzeln, als Familie, Liebespaar, in Jugendcliquen oder sonstigen Grüppchen, die sich während des Badens unterhalten, Neuigkeiten austauschen und über den Sinn des Lebens philosophieren. Das Rheinschwimmen hat in Basel eine lange Tradition, gehört hier quasi zur Kultur und wurde erstmals im Jahr 1033 urkundlich erwähnt.
Die schwimmbegeisterten StadtbewohnerInnen lassen sich mit ihren Wickelfischen den Fluss hinuntertreiben. Sie flanieren schwimmender Weise. Ihr Hab und Gut wie Kleidung, Handtuch, Handys etc. schwimmen sicher und trocken in einer speziellen Schwimmtasche mit. Dieser Schwimmsack (Wickelfisch genannt) wird so geschnürt, dass er wasserdicht ist. Da er ausserdem im Inneren genügend Luft hat, kann er auch als Schwimmboje, Nackenstütze oder Schwimmhilfe verwendet werden.
Es gibt in Basel einige Rhein-Badhueslis, Flußbadeanstalten, die sich aber sehr von unseren Deutschen Frei- und Sommerbädern und auch vom Berliner Badeschiff in der Spree unterscheiden. Die Badhueslis haben keine Schwimmbecken. Sie stehen auf Stahl- bzw. Eisenpfählen im Wasser und dienen ausschließlich zum Umziehen, Sonnen und für den Ein- und Ausstieg in den Fluß. Kleine Imbissbuden sind in den Badehäusern integriert und laden zum Essen und Ausruhen ein.
Sich den Rhein flußabwärts treiben zu lassen, macht riesigen Spaß. In der Mitte des Flusses ist jedoch die Strömung stärker als in der Nähe des Ufers. Es erfordert also durchaus Kraft und ein gutes Schwimmvermögen, um eine der fest installierten Aus- bzw. Einstiegsleitern anzuschwimmen.
Übrigens: Einmal im Jahr gibt es als Event ein offizielles Basler Rheinschwimmen. Organisiert wird dieses Volksschwimmen, an dem meistens um die 6000 Menschen teilnehmen, von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG). In diesem Jahr findet das 33. Basler Rheinschwimmen am 16.August statt.
Die Krimifans unter den PrinzenbadlerInnen können sich auf das Rheinschwimmen mittels Hunkeler-Krimis (mit viel Basler Lokalkolorit) vorbereiten. Der Schweizer Schriftsteller, Journalist, Dramatiker und Alt-68ziger Hansjörg Schneider schuf mit der Figur des Basler Kommissär Hunkeler einen gesellschaftskritischen Polizisten, der gern und oft im Rhein schwimmt und seine LeserInnen in die Kunst des Rheinschwimmens einführt.
Da heißt es z.B. in Hansjörg Schneiders aktuellem Krimi „Hunkeler und die Augen des Ödipus“ (2010):
„Am Morgen des 9. Juni, es war ein Dienstag, beschloss Hunkeler, den Rhein bis zur deutschen Grenze hinunterzuschwimmen. (…) Dann suchte er den Schwimmsack hervor. (…) Im Badehaus zog er sich aus, stopfte die Kleider in den gelben Sack und schnürte ihn zu, so dass er wasserdicht war. Dann stieg er ein. (…) Eine prickelnde Kühle ergriff Hunkelers Körper. Er schwamm mit kräftigen Zügen hinaus in die Mitte, den Sack im Schlepptau. Er hörte die Musik der Kiesel auf dem Grund, ein feines, zartes Rieseln.“ (S. 138ff)
Und auch „Schwimmen. Kleine Philosophie der Passionen“ von John von Düffel taugt zur Vorbereitung des Basler Rheinschwimmens. John von Düffel – einst Langstreckenschwimmer, später dann Schriftsteller und Dramaturg an mehreren deutschen Bühnen – war von 1996 bis 1998 am Theater Basel engagiert. Er schreibt:
„Ich habe viel gelernt in dieser etwas anderen Schweizerwelt (…). Und die wahrscheinlich wichtigste Lektion in meiner ganzen Schweizer Zeit war – mit beträchtlichem Abstand – das Erlernen des Passivschwimmens. (…) Die wenigen freien Stunden verbringe ich ausnahmslos am Rhein, (…) um die Basler beim Passiv-Schwimmen zu beobachten. In kleinen Grüppchen (…) treiben sie im meergrünen Wasser dahin. Sie bewegen sich beim Schwimmen kaum. Zugegeben, einige haben luftkissenartige Plastiksäcke an ihre Handgelenke und Fußknöchel gebunden, in denen sie ihre Kleidung transportieren, und gelegentlich benutzen sie diese signalorangefarbenen Luftsäcke auch als Schwimmkissen. (…) Um ihren Schwimmstil fachlich zu beschreiben, müßte man wohl sagen, es handele sich um eine sehr gesellige Spielart von ‚toter Mann‘. Beim Rheinschwimmen ist ‚Aktiv-Schwimmen‘ nur in geringem Maße vonnöten und als solches eher störend. Im Vordergrund steht nicht das Schwimmen, sondern das Geschwommen-Werden.“ (S. 18-24)
Basel, Du schöne Stadt …
… wir kommen wieder
Liebe Sigrid,
endlich gucke ich mal in deinen tollen Prinzenbad-Blog, also ich gehöre wohl zu den Passivschwimmern… So ein Schwimmsack oder Wickelfisch wäre vielleicht das Richtige für mich, obwohl die Berliner Seen ja so gar keine Strömung haben, aber zur Abkühlung, dem Passiv-Plantschen, sehr geeignet sowie willkommen sind.
Liebe Grüße und bis zum 03.08.13, Udo