vonSigrid Deitelhoff 27.08.2014

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Da haben wir jahrelang unter der Dusche und auf der Cafeteria Terrasse diskutiert, ob wir im Sportbecken nur gefühlt oder tatsächlich schneller schwimmen als im Mehrzweckbecken. Vor allem die PrinzenbadlerInnen, die auf Zeit schwimmen und sich nicht mit Technikübungen zufrieden geben, spekulierten  immer wieder, ob die Wassertiefe im Sportbecken einen entscheidenden Einfluss auf ihre schnellen Schwimmzeiten hätte. “Ja, klar hat die Tiefe des Beckens einen Einfluss auf die Schnelligkeit – das ist einfach reine Physik”, erklärte mir ein Stammgast.

Und dann das! Das Sportbecken misst keine 50 Meter wie das Mehrzweckbecken, sondern nur 48,84 Meter. Die Schnelligkeit ist also eine gefühlte. Immerhin macht das auf eine Distanz von 2500 Meter eine ganze Bahn aus. Die Zeit muss also für 51 (ganz genau eigentlich für 51,187551188) statt für 50 Bahnen gestoppt werden. Eine böse Überraschung für alle SchwimmerInnen, die ihre Sprintfähigkeit und ihre Schnelligkeitsausdauer trainieren.

Ursprünglich wurde das Sportbecken als 50 m Becken konzipiert und auch gebaut. Aber Reparaturen am Schwimmbecken forderten ihren Preis von 1,16 Meter. Bei der Runderneuerung 1984 wurde in die Betonwanne des Sportbeckens einfach ein neues Becken eingesetzt. Das sparte Geld, so Matthias Oloew in seinem Buch “Prinzenbad. 50 Jahre Eintauchen in Kreuzberg”.

Schade eigentlich, dass sich das Geheimnis um die Schnelligkeit des Beckens als Trugschluss erweist. Na, ich für meinen Teil werde diese Information einfach ganz schnell wieder vergessen. Zum Glück trainiere ich nicht auf Zeit, sondern versuche meine Schwimm-Technik zu verbessern, was letztendlich natürlich auch wieder Auswirkungen auf die Schwimmzeit hat. Apropos …, das wäre auch mal ein spannende Frage: Hat die Wassertiefe Auswirkungen auf die Griffigkeit des Wassers und damit auf die Schwimmtechnik?

Übrigens: Mit einer Länge von 48,84 m ist das Sportbecken auch nicht mehr wettkampftauglich. Zumindest dürfen keine offiziellen Wettkämpfe dort ausgetragen werden. Es gibt strenge Regeln für ein Wettkampfbecken, die von den Standards der FINA (Fédération Internationale de Natation), dem Dachverband aller nationalen Sportverbände für das Schwimmen, vorgegeben sind. Für die Olympischen Spiele z.B. muss ein Schwimmbecken die folgende Eigenschaften besitzen: Länge 50 m, Breite 25 m, Anzahl der Bahnen 10, wobei nur auf 8 geschwommen wird, Wassertemperatur 25 -28 Grad, Lichtstärke größe als 1500 lux und eine Tiefe von mind. 2 Metern. Für öffentliche Schwimmbecken wie Nichtschwimmerbecken, SchwimmerInnen- und Planschbecken gibt es widerum ganz andere Regeln. Das ist schon eine Wissenschaft für sich.

Unser Sportbecken heißt ja auch Bergsee unter den Stammgästen, weil dieses Becken weniger beheizt wird als die anderen. Welche Auflagen es nun für Bergseen gibt, weiß ich nicht. Aber ich vermute mal, dass die Kälte-Anforderungen weit aus strenger sind als für ein Mehrzweck- oder Nichtschwimmerbecken. Schließlich sind Bergseen per se meistens um einige Grade kälter als Schwimmbecken. Das wäre dann die nächste interessante Frage: Hat die Wassertemperatur Auswirkungen auf die Schwimmzeiten und auf die Schwimmtechnik?

Foto oben: ©Sigrid Deitelhoff

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