vonSchröder & Kalender 05.03.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.

Am 24. Februar brachten wir einen Gastbeitrag von Katinka Schröder ›Grippe: Falsche Propheten‹, den Daniele Maennle kommentierte. Katinkas Antwort auf seinen Kommentar fiel so lang aus, daß wir uns entschlossen, diese hier zu bringen:

»Ich glaube nicht an die Verschwörungstheorie in der Geschichte. Man hat mir genau dies vorgeworfen, als ich darauf hinwies, daß eine Vielzahl der unterschiedlichsten Kräfte alle in dieselbe Richtung wirken. Eine Verschwörung aber haben sie gar nicht nötig, solange sie dieselbe Weltanschauung teilen, nach ähnlichen Zielen streben und zu deren Verwirklichung ihre Vorgehen miteinander abstimmen.« (Susan George)

Was die Spanische Grippe angeht, so leugne ich nicht, dass 1917-1919 viele Menschen an der Influenza bzw. Lungenentzündungen gestorben sind. Die Frage ist: Warum so viele wie noch nie zuvor? Wenn es allein an einem Killervirus gelegen hat, dann erklären Sie mir, warum all die angeführten zeitgenössischen Infektionsversuche mißlangen, worüber sich die Zeitgenossen sehr wunderten und warum dieser Umstand bis in die 60er Jahre (meines Wissens bis heute) in der wissenschaftlichen Literatur keine Beachtung findet?

Als einen Umstand unter vielen, der zu der hohen Morbidität und Mortalität geführt hat, habe ich Impfungen genannt. Ich habe schon deshalb nicht behauptet, dass die 20 bis 100 Millionen Toten, die der Spanischen Grippe zugeschrieben werden, durch Impfstoffe zustande kamen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Gesundheitsbehörden während des 1. Weltkriegs Kapazitäten hatten, um Impfkampagnen in allen entlegenen Gebieten mit hoher Influenza-Morbidität (z.B. West-Samoa, Senegal, Alaska) durchzuführen. Ich halte es dennoch nicht für Zeit- und Geldverschwendung, zu untersuchen, ob vor oder während 1917-1919 in entlegenen Gebieten Impfkampagnen oder –versuche stattfanden. Dies deshalb, weil Impfkampagnen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts mit großem Enthusiasmus in Kolonien durchgeführt wurden, teils mit Zwangsmaßnahmen gegen den Widerstand der Bevölkerung, und dass Versuche mit neuen Impfstoffen und Medikamenten bevorzugt in entlegenen Gebieten und Entwicklungsländern gemacht wurden und werden (z.B. wurden Anfang der 80er Jahre ohne Einwilligung der Eltern Versuche mit Hepatitis-B-Impfstoffen an Kindern in Alaska gemacht).

Neben den Impfungen habe ich viele Umstände genannt, die zu einer hohen Morbidität und Mortalität führten (die Sprays waren schon von den Zeitgenossen als Mitverursacher erkannt worden). Folgende kommen noch hinzu:
Grippe als Alibi: Kurt Tucholsky schreibt Ludendorff zitierend: „’Die Division hat am achten August völlig versagt. Das war der schwarze Tag in Deutschlands Geschichte. Jetzt schlägt sich dieselbe Division glänzend auf dem Ostufer der Maas. Das ist Stimmungssache. Die Stimmung war damals schlecht. Die Division hatte Grippe, es fehlten ihr Kartoffeln’. Die Division hatte Grippe? Die ganze Division? … Es geht mir durch die Seele, dieses gräßliche: Die Division hatte Grippe! Ein Lebewesen, vieltausendköpfig, angesetzt, verpflegt und zur Ruhe beordert – ein Tier aus Menschenleibern. Und Mütter weinten. Und Ludendorff blieb straflos.“ Siehe auch Tucholskys Gedicht „Spanische Krankheit?“

Zuordnungsprobleme in der Statistik: Es entsteht der Eindruck, die neuerdings geschätzten 100 Millionen Opfer der Spanischen Grippe seien an einem Killervirus gestorben. 1. wurde laut Engelbrecht/Köhnlein (Der Virus-Wahn, 2006) das von Jeffrey Taubenberger als Killervirus identifizierte H1N1 in vielen Proben von Opfern der Spanischen Grippe nicht gefunden (was weder beweist, dass es das Killervirus war, noch dass es es nicht war), 2. ist unbekannt, wie viele Menschen in die Influenza-Statistik eingingen, die während der Epidemie an Hunger und Kälte starben oder in der falschen Statistik-Schublade landeten, weil sie Influenzaähnliche Symptome hatten. Im (damals noch in weiten Teilen) unterbevölkerten Afrika werden die Jahre 1917-1919 als Hungerjahre erinnert. Es fehlten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, einerseits, weil sie zum Militärdienst eingezogen, andererseits weil sie an Influenza oder anderen Kriegs- und Krisen-bedingten Krankheiten gestorben waren. Was Alaska betrifft, so waren die Jahre seit 1917 nicht rosig. Elizabeth Pinson schreibt in ihren Memoiren “Alaska’s Daugther”: „The (October-)revolution caused a complete breakdown of government and commerce in Russia and for several years few of the trains traveled over the Trans-Siberian Railroad to Vladivostok, the principal port on the Siberian east coast, that normally would have carried goods to be transshipped to vessels serving the region northward to the Arctic.” Soweit die allgemeine Lage. Pinson berichtet, der Winter 1918 sei außerordentlich hart gewesen, weshalb es lange dauerte, bis ihr Bruder zu dem Iglu gelangen konnte, in dem sie halb erfroren und verhungert neben ihren toten Großeltern lag. Sie überlebte knapp, beide Beine mußten amputiert werden. Influenzakrank war sie nicht gewesen. Wäre sie gestorben, wäre sie in die Statistik der Influenza-Toten eingegangen. Ihre Großeltern gingen ein, obwohl niemand untersuchte, ob sie Influenza hatten. Was 1917-1919 in Indien los war, weiß ich nicht. Es sollen alleine 6 oder 18 Millionen Inder gestorben sein.

Wegen all der im ersten Artikel und hier nachgetragenen Umstände, die heute keine Rolle mehr spielen, halte ich es für unlauter, die Mutter aller Pandemien alle paar Jahrzehnte aus der Mottenkiste zu holen, um Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, sich die Taschen zu füllen, und, wie im jüngsten Fall geschehen, Hunderttausende (oder Millionen?) Bauern kalt zu enteignen und den Rest der genetischen Geflügel-Vielfalt, den es noch gibt, zu zerstören. Hierzu ein Bericht aus dem Ursprungsland des Huhns von Joseph Keve: “Über Jahrhunderte hinweg gab es in Indien eine Vielfalt an traditionellen Enten-, Truthahn-, Hühner- und anderen Hausvogelarten. In den letzten drei Jahrzehnten zwangen die Regierungen die Landbevölkerung jedoch, «leistungsfähigere» und «zuchtgeeignetere» exotische Sorten zu akzeptieren. Die Veterinärabteilungen vieler Behörden verlangten von den KleinbäuerInnen sogar, dass sie alle Hausvögel herkömmlicher Art töten – erst dann würde ihr Antrag auf staatliche Unterstützung bearbeitet. Auf diese Weise verschwanden viele Tiere, darunter auch das Kadaknath-Huhn. … Heute gibt es in ganz Indien weniger als 2500 Exemplare. Sechs Jahre lang habe ich in halb Indien nach Eiern dieser Sorte gesucht, mittlerweile scharren elf Kadaknath-Hühner auf meiner Wiese, und Leute reisen von weit her an, um mir ein paar Eier abzukaufen. Vielleicht steht morgen aber auch schon ein Beamter vor dem Gatter, der mir die Tötung auch der anderen traditionellen und bislang krankheitsresistenten Hühner-, Enten- und Geflügelarten auf dem Hof befiehlt, weil die Seuche näher rückt.“ (WOZ vom 02.03.2006). Ein holländischer Rassegeflügelzüchter, dem es als einem der wenigen gelang, seine Tiere vor den prophylaktischen Keulungen während der Geflügelpest 2003 zu bewahren, berichtete mir, dass er 10 Thula-Gänse aus Russland herausschmuggelte und weitere 10 bei einem Freund untergebracht sind. Die seien die weltlweit letzten Exemplare, der Rest sei im Rahmen der Vogelgrippe-Prophylaxe gekeult worden. Er schätzt, dass dabei 15 bis 20 russische Geflügel-Rassen, die auf der roten Liste stehen, ausradiert wurden.

Wenige Kapazitäten haben nicht hinter vorgehaltener Hand sondern öffentlich gesagt, dass ihnen die Katastrophen-Prophetie auf den Wecker geht. Eine davon ist Prof. Paul W. Ewald, Programmleiter Evolutionäre Medizin an der biologischen Fakultät der Universität Louisville. Er schrieb 2005: “Health authorities – including Taubenberger – emphasized that no one can predict how lethal a flu virus will turn out to be until the outbreak has begun.’ Just because health authorities make that claim doesn’t make it so. That is simply their opinion based on their ability to make predictions. Predictions about the future of flu lethality can be made from a cohesive base of theory, logic, and evidence.”

Weil Sie mir im Zusammenhang mit Impfungen die Verbreitung einer Verschwörungstheorie vorwerfen, fasse ich im folgenden zusammen, welche Probleme mit Impfstoff-Verunreinigungen aus der jüngeren Vergangenheit bekannt sind und warum man sich fragen kann, ob während der Impfkampagnen, insbesondere 1918, als die Zivilbevölkerung zu Impfungen angehalten wurde, etwas schiefgelaufen ist.

Human-Impfstoffe: Über verdorbene Impfstoffe und andere Impf-Unfälle wird ungern bzw. erst mit großem Zeit-Abstand berichtet. Zeitgenössische Veröffentlichungen u.a. der WHO zu den Impfkampagnen im Rahmen der Asiatischen Grippe (1957) sind enthusiastisch. Hinweise zu Impfnebenwirkungen finden sich verstreut und sehr viel später an anderer Stelle, z.B. bei Graeme Laver, einem der Pioniere der aviären Influenza-Forschung und engem Mitarbeiter von Vogelgrippe-Papst Robert G. Webster: “Die Grippe-Vakzinen, die in den 50er Jahren in Gebrauch waren, enthielten Virus-Partikel die zum Beispiel durch Formaldehyd inaktiviert waren. Diese Vakzinen erzeugten oft toxische Reaktionen nach der Infektion, die manchmal als genauo schlimm wie die Krankheit selbst beschrieben wurden.“ Dass heute noch einiges im Argen liegt was Wirksamkeitsnachweis und Sicherheitsprüfung angeht, zeigt die kürzlich im British Medical Journal publizierte Studie „Influenza Vaccination: Policy Versus Evidence“.


Eine unvollständige Übersicht über durch Pathogene verunreinigte Impfstoffe, über die in der wissenschaftlichen Literatur zwischen 1966 und 2001 berichtet wird, findet sich hier.

Als besonderes Problem wird die Kontamination von Impfstoffen mit Mycoplasmen (siehe Pubmed) beschrieben. Sie wurden oft in Zellkulturen sowie in humanen und Veterinär-Impfstoffen gefunden, waren und sind eine Plage in Labors, wie in aktuellen Ausgaben von Fachzeitschriften für das Laborwesen berichtet wird. Mycoplasmen sind die kleinsten selbstständig vermehrungsfähigen Bakterien. 60 verschiedene an Menschen und Tiere adaptierte Arten sind bekannt. Einige sind schwer nachzuweisen. Da Mycoplasmen als pathogen gelten, erst recht wenn sie unter Ausschaltung aller normalen Abwehrfunktionen des Körpers direkt ins Blut gelangen, bemühte man sich in den vergangenen 20 Jahren, die Nachweisverfahren zu verbessern.

Hier eine Übersicht der Krankheiten, die Mycoplasmen auslösen können: Mycoplasma pneumoniae ist der wichtigste Erreger der atypischen Pneumonie. Von mycoplasma fermentans heißt es: “The most serious presentation of M[ycoplasma] fermentans infection is that of a fulminant systemic disease that begins as a flulike illness. Patients rapidly deteriorate, developing severe complications including adult respiratory distress syndrome, disseminated intravascular coagulation, and/or multiple organ failure.’ (The Journal of Degenerative Disesases, vol. 5, no. 2, p. 28). Luc Montagnier, der erstmals HIV beschrieb, und der Armee-Pathologe Shyh-Ching Lo kamen unabhängig voneinander Anfang der 90er Jahre zu dem Schluß, dass nicht oder nicht alleine HIV sondern eine bis dato unbekannter Mycoplasma fermentans-Typ AIDS auslöst. Den aktuellen Stand kenne ich nicht. Mycoplasma gallisepticum erzeugt beim Geflügel u.a. Atemwegserkrankungen, wie die Geflügelpest. In einem Handbuch der Geflügelkrankheiten, heißt es, dass man früher für einige Geflügel-Krankheiten Viren verantwortlich machte, von denen man heute weiß, dass sie durch Mycoplasmen ausgelöst werden.

Veterinär-Impfstoffe: Das Verbot präventiver Impfungen mit Totimpfstoffen gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) wurde 1992 von der EU-Kommission u.a. mit den Ergebnissen einer Studie begründet „Die Gruppe hat die Berichte über die Ausbrüche in sämtlichen Mitgliedssaaten über mindestens 11 Jahre hindurch (1977-1987) ausgewertet und 34 Erstausbrüche von MKS mitgeteilt … Die Gruppe war der Meinung, dass 13 möglicherweise auf das Entweichen des Virus aus Laboren oder die Erzeugung und Verwendung nicht ordnungsgemäß inaktivierter Impfstoffe zurückzuführen waren.“ (Quelle: Bericht der Kommission an den Rat über eine Studie der Kommission über die derzeitigen Politiken der Mitgliedsstaaten zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, SEK (89) 1731endg., 18.10. 1989) In einem Schreiben des Bundesverbraucherministeriums vom 12.1.2006 heißt es zum Ergebnis eines Experten-Treffens zum Thema Geflügel-Impfung: „Der Vertreter des CRL (Anm. der Autorin: Central Reference Laboratory Avian Influenza, Weybridge) erwähnt Vermutungen, wonach die Entstehung des asiatischen H5N1 HP erst durch unkontrollierte Impfkampagnen im Süden Chinas vor 1997 überhaupt ermöglicht wurde.“ Eine weitere Veröffentlichung, die einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung einer neuen H5N1-Variante in China und Impfungen herstellt ist SMITH, G.J.D., et al.: Emergence and predominance of an H5N1 influenza variant in China.- Proc. Natl. Acad. Sci. USA 103(45): 16936–16941 (7 Nov 2006). Inwieweit es sich hier um Propaganda handelt, weil die Geflügelerzeuger keine Lust haben, Geld für Impfungen auszugeben, kann ich nicht beurteilen. Wie sich eine „nicht ausreichend inaktivierte chinesische Vakzine“ (Zitat Mitarbeiter eines europäischen Impfstoffherstellers) auf den Geflügelbestand in Ägypten auswirkte, habe ich bereits im 1. Artikel erwähnt. Mir ist nicht klar, ob Impfungen in diesen Fällen Viren verbreitet haben oder ob sie Krankheiten auslösten, weil sie krankmachende Bakterien oder chemische Stoffe enthielten, bzw. diese krankmachend wirkten, weil sie direkt in die Blutbahn/die Muskeln gelangten.

Anderes Thema, aber erwähnenswert: Das Geflügel aus einem Stall, in dem so hohe Verluste auftraten, dass Geflügelpestverdacht durch H5N1 ausgerufen und später bestätigt wurde, war vier Tage zuvor im Schlachthof durch starken Mycoplasmenbefall aufgefallen. Obwohl Mycos kein Grund sind, das Fleisch nicht zum Verzehr freizugeben, wurde eine Probe an das staatliche Untersuchungsamt geschickt. Im Untersuchungsbericht des zuständigen Referenzlabors wird die Myco-Probe nicht erwähnt. Woran starben die Tiere, die wegen der Vogelgrippe-Panik keinen Absatz fanden und zwei Wochen über der Schlachtreife waren (da krachen Knochen und es wird sehr eng im Stall)?Im Zusammenhang mit dem jüngsten Fall von H5N1 in England wird von E-coli-Befall berichtet.
Zur Frage, ob die Tests für den Nachweis von H5N1 virusspezifisch sind, verweise ich auf das Buch „Virus Wahn“ von Engelbrecht/Köhnlein. In ihren Augen sicher eine Verschwörungstheorie, in meinen Augen eines der besten Bücher über die Irrungen und Wirrungen der Mikrobenjäger. Bezogen auf H5N1 ist es aktualitätsbedingt leider lückenhaft.

Über die Sequenz-Piraterie in Indonesien habe ich vor einiger Zeit gelesen. Ich habe es so verstanden, dass indonesische Veterinäre in ihren eigenen Hühnerställen nichts mehr zu sagen haben und das NAMRU übernommen hat. Klar ist das eine Sauerei.

In Europa passiert ähnliches, indem die aus Wildvögeln derivierten H5N1-Sequenzen nicht veröffentlicht wurden und nur einer auserwählten Schar von Wissenschafltern zugänglich sind. Ich denke, dass es hier vordergründig um Eigentumsrechte geht, eigentlich aber darum, zu verschleiern, dass die Theorie vom aus fernen Ländern zu uns gekommenen H5N1 Genotyp Z/Typ Asia Hokuspokus ist. Unterlassungen sind manchmal interessanter als Ausführungen. Warum werden die im WHO-Handbuch als Standardverfahren beschriebenen H5N1-spezifischen Antikörper-Tests nicht bei Wildvögeln durchgeführt? Es war und ist die große Befürchtung der Experten, dass nicht alle Wildvögelarten an H5N1 sterben und unerkannt „das auch für den Menschen gefährliche Virus“ verbreiten könnten. Mithilfe des gängigen molekulardiagnostischen Test-Verfahrens, der PCR, läßt sich diese Frage nicht klären. Damit werden nur Nukleinsäuren nachgewiesen, die in einer spezifischen Abfolge, also Sequenz, spezifisch für H5N1 sein sollen. Sie sind nach einer überstandenen Infektion ausgeschieden und damit nicht mehr nachweisbar. Wer wissen will, ob einmal Virus(-Erbgut) vorhanden war, ein Vogel also eine Infektion überlebt hat, muß nach Antikörpern gegen das Virus suchen. Das u.a. meinte FLI-Leiter Mettenleiter, als er Juni 2006 ankündigte: „Nun legen wir aber Wert darauf, dass auch lebende Tiere untersucht werden.“ Im Herbst begann dann das 3-Länder-Projekt Constanze, bei dem Wildvögel u.a. auf Antikörper gegen H5 untersucht werden. Der Genotyp, der durch bestimmte Eigenschaften der Nukleinsäure-Sequenz charakterisiert ist, läßt sich mit dem Antikörper-Test zwar nicht feststellen, aber warum sich auf H5 beschränken, wenn man nach Antikörpern gegen H5N1 suchen und so die Suche nach dem gefährlichen Genotyp Z/Typ Asia eingrenzen kann? Die Österreicher taten es. „Über den Sommer haben Veterinäre herausgefunden, dass Schwäne Anti-Körper gegen das Vogelrippe-Virus H5N1 haben und den Krankheitserreger nicht ausscheiden.“ (Die Presse, 25.10.2006). Die Schwäne waren gesund und munter. Der Versuchsleiter sagte, man sei ziemlich sicher, dass es H5N1-Antikörper gewesen seien, ganz sicher könne man aber erst sein, wenn die Tests durch das nationale Referenzlabor für andere als Hühnervögel validiert seien. In etwa zwei Wochen solle ich mich nochmal melden, dann wäre das bestimmt geschehen. War’s aber nicht. Man bräuchte dafür alle H’s und N’s, sagte der Versuchsleiter, dafür habe er keinen Etat, das könne nur das nationales Referenzlabor in die Wege leiten. Bis heute sind die H5N1-Antikörper-Test für andere als Hühner-Vögel nicht validiert, obwohl Validierungen zum Laboralltag gehören, die H’s und N’s laut WHO-Handbuch u.a. für diesen Zweck vorgehalten werden und im Rahmen der Influenza-Forschung die Millionen locker sitzen. Nochmals: Es wurde vorausgesagt, H5N1 könne pandemisch werden und Millionen Menschenleben kosten und behauptet, das Virus könne in Wildvögeln schon heute unerkannt endemisch vorhanden sein. Tatsache ist, dass das einzige zur Verifizierung dieser Behauptung vorhandene Test-Verfahren nicht angewendet wurde und wird. Die Sache stinkt.

(KS)

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