vonDetlef Berentzen 01.06.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Nicht gefallen / Nicht ungehorsam gewesen zu sein. / Und weiterzuleben / Mit dieser Schuld (Hans Bender: “Jahrgang 1919”)

“Ich war nach dem Umzug der “Deutschen Zeitung” von Stuttgart nach Köln verantwortlich für die Samstagsbeilage, für das Literaturblatt. Dort habe ich eine Seite etabliert, auf der ich immer eine Shortstory gebracht habe. Peter Härtling war derweil verantwortlich für das Tagesfeuilleton. Aber so ganz streng haben wir uns nicht daran gehalten. wir haben uns gegenseitig angeregt – mal hat Härtling einen Einfall gehabt, mal hab ich einen gehabt.

Einer unserer Einfälle war zum Beispiel, unser Literaturblatt berühmt zu machen – wir wollten das klassische Format vom “Times Supplement” etablieren. Das hat auch geklappt. Unser Chefredakteur war sehr großzügig und sagte oft: Ihr seid gar keine richtigen Journalisten, ihr seid Dichter! Das hieß aber auch, daß uns alles erlaubt war und das war eigentlich prima, dieses Privileg. Härtling und ich haben übrigens damals beide diese furchtbaren “Reval” geraucht. Ob in der Redaktion oder in der Wohnung –  überall hing der Revalgeruch – Sie wissen doch: “Siehst Du die Gräber dort im Tal, das sind die Raucher von Reval!”

Dann hat sich natürlich rumgesprochen, daß unsere Zeitung Mitarbeiter sucht. Das Feuilleton, das wir gemacht haben, hat sehr gefallen und deshalb sind nicht nur Schriftsteller und Journalisten aus Köln und Umgebung zu uns gekommen, sondern auch von weiter her. Ich habe Karl Krolow gekannt und Wolfgang Weyrauch und Härtling kannte Hermann Kesten, auch Helmut Heißenbüttel. Klaus Harpprecht ist etwas später aufgetaucht, der hat aber eher für die Politik geschrieben. Wir haben Kontakt zu allen Schriftstellern gehabt, auch zu Heinrich Böll. Ich bin immer noch stolz, daß sein berühmter Aufsatz “Was ist kölsch?” in der Deutschen Zeitung erschienen ist.

Unter den Redakteuren, die mir nahe waren, ist noch Wolfgang Werth, der später zur “Süddeutschen” gegangen ist, zu nennen. Der hatte bei uns als Volontär angefangen und ist dann genau solange wie ich bei der Deutschen Zeitung geblieben. Mich hat schließlich Alfred Neven DuMont von dort weggeholt – ich sollte bei der Zeitschrift “Magnum” mitmachen, die ebenfalls in seinem Verlag erschien….” (Auszüge aus meinem Gespräch mit Hans Bender über seine Zeit bei der “Deutschen Zeitung” in Köln, 1960-62)

Hans Bender starb, 95jährig, am 28. Mai in Köln.

 

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