Angefangen haben die 1. Mai Demonstrationen in den USA: Im Jahr 1886 – aus Protest gegen Polizeischüsse auf streikende Arbeiter in Chicago.
Doch schon im Jahr 1894 schuffen die USA einen eigenen – nationalen – Labor-Day. Es sollte kein Datum geben, das Leute auf internationalistische – möglicherweise sogar sozialistische – Ideen brachte. „Labor Day“ in den USA ist seither der erste Montag im September. Das Besondere an dem Tag? Die Geschäfte machen Sonderangebote.
Über Einwanderer aus Lateinamerika kommt der 1. Mai zurück. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnt demonstrieren Latino-Gruppen in zahlreichen Städten der USA für Bürgerrechte und gegen die Verschärfungen der Immigrationsgesetze. Im Jahr 2006 gingen dabei mehr als eine Million Menschen auf die Straße.
Bislang blieben die Latinos weitgehend unter sich. Doch in diesem Jahr – und im Bundesstaat Wisconsin – nehmen erstmals Spitzen-Repräsentanten der US-Gewerkschaftsbewegung an Immigranten-Demonstrationen teil. Richard Trumka, der US-Präsident der AFL-CIO, sowie mehrere andere Gewerkschaftschefs sprechen an diesem 1. Mai auf der zentralen Latino-Demonstration in Milwaukee.
Das ist ein direktes Resultat der Proteste der vergangenen Wochen und Monate. Als der rechte Gouverneur Scott Walker mit dem Versuch begann, Gewerkschaften und Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst per Gesetz abzuschaffen (siehe dazu die vorausgegangenen Einträge in diesem Blog u.a.: –>dieser). Damals schickten Latino-Gruppen, wie „Voces de la Frontera“ immer wieder Busse voller Demonstranten von Milwaukee nach Madison, in die Hauptstadt des Bundesstaates. Jetzt kommen die Busse zurück.
Latinos arbeiten bislang kaum im öffentlichen Dienst von Wisconsin. Doch US-weit sind sie längst die größte und am schnellsten wachsende Minderheit. Grösser als die afroamerikanische Minderheit. Die jüngste Volkszählung zeigt, dass die Latino-Bevölkerung von Wisconson im vergangenen Jahrzehnt um 74 Prozent gewachsen ist. Von 143.000 im Jahr 2000 auf 336.000 im Jahr 2010.
Christine Neumann-Ortiz, Chefin von „Voces de la Frontera“ in Milwaukee, nennt 2011 ein: „historisches Jahr für die Allianz zwischen Gewerkschafen und Immigrantenrechtsgruppen“.
Das gewerkschaftsfeindliche Gesetz von Gouverneur Scott Walker in Wisconsin wird gegenwärtig von mehreren Gerichten geprüft. Doch der Kreuzzug von Tea-Party-Politikern setzt sich quer durch die USA fort. Unter anderem eifern Gouverneure in Ohio, Indiana, Tennessee und New Jersey Scott Walkers Vorbild nach.
Der Gouverneur von Wisconsin bereitet bereits seine nächste Attacke vor. Sie soll sich gegen Immigranten richten. Unter anderem will er die Studiengebühren für Kinder von Einwanderern ohne Papiere – die 2009 den normalen Studiengebühren in Wiscoonsin angeglichen worden sind – erhöhen. Will die Vergabe von Lebensmittelmarken an bestimmte sozial schwache Einwandererfamilien beenden. Und will Personenkontrollen nach dem Vorbild eines Gesetzes aus dem Bundesstaat Arizona einführen.