vonRahel 02.09.2020

Abseitsregeln

Poised between rage, punk and politics

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Rechte Positionen finden durch bestimmte Strategien einen Zugang in die bürgerlichen Sphären wobei linke Positionen unverstanden und unzugänglich bleiben.

Eine Gegenüberstellung der AfD und der Antifa.

Der AfD Politiker Dubravko Mandic meinte:

“Von der NPD unterscheiden wir uns vornehmlich durch unser bürgerliches Unterstützer-Umfeld, nicht so sehr durch Inhalte“ (1).

Doch wie erreichen sie diese bürgerliche Unterstützung mit denen sie in der letzten Bundestagswahl 12,6 Prozent erzielten?

Der Vorstand der AfD erarbeitete in einem internen Papier den „Marsch durch die Organisationen“ mit dem Ziel, in bürgerlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, Verbänden, Gruppen eine elementare Position einzunehmen.

Ist diese Position dann eingenommen, können sie von dort aus durch „persönliche Erfahrungen“ die Akzeptanz für ihre Radikalität erschleichen, so die Strategie.
So nach dem Motto: Eine Runde Bier ausgeben und sagen „Ich bin kein Nazi, aber…“

Es wird also ganz bewusst damit gearbeitet in der bürgerlichen Mitte Fuß zu fassen, um diese dann nach rechts zu ziehen.

Gleichzeitig erfolgen weitere Methoden um sich Gehör und Akzeptanz zu verschaffen: Wie zum Beispiel das Besetzen von alten Begriffen („völkisch“) oder das Erschaffen von neuen („Genderwahn“).

Mit rechtsextremen, rassistischen und fremdenfeindlichen Aussagen wird gezielt provoziert um Aufmerksamkeit zu erzeugen (Fall Frauke Petry 2016).

Laut Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung ist das auch die Definition für Faschismus: Eine politische Ideologie, die „vor allem völkisch nationalistisch ist, (…) den Untergang der Gesellschaft beklagt“ und eben „rechtsextreme, rassistische und fremdenfeindliche Gedanken“ (2) vertritt.

Nachdem letztes Wochenende Rechtsextreme mit Reichsflaggen versuchten in das Reichstagsgebäude in Berlin zu dringen, äußerte sich Steinmeier mit folgenden Worten:

“Wer sich nicht eindeutig und aktiv abgrenzt, macht sich mit ihnen gemein.“ (3)

Anders formuliert: Wer nicht faschistisch ist, muss antifaschistisch handeln.

Doch antifaschistische Positionen und Handlungen bleiben in der sogenannten Mitte der Gesellschaft meist unverstanden und unzugänglich.

Das zeigt sich vor allem an dem Begriff „Antifa“, der immer noch fälschlicherweise als Synonym für „gewalttätigen Linksradikalismus“ verwendet wird.

Es herrscht viel Unwissenheit und Verwirrung darüber wer oder was diese Antifa eigentlich ist.

In einem ZDF Artikel heißt es, die Zahl der Aktiven sei unklar:
„Schätzungen reichen von einigen Hundert bis mehrere Tausend“ (4) (ziemlich schwammig).

In vielen Köpfen sitzt das Bild von vermummten Antifa-Randalierern (ziemlich oberflächlich) oder der Gedanke, die Antifa sei eine Organisation (ziemlich falsch).

Die „reporter“ veröffentlichten eine Dokumentation mit dem Titel:“Antifa: Was wollen Linksradikale?“

Das Fazit des Reporters: „Ich hab’s ehrlich gesagt immer noch nicht richtig gecheckt.“ (5)

Deswegen nochmal in Klarheit und Kürze:

Antifa steht für „Antifaschistische Aktion“ und dient als Selbstbezeichnung für unabhängige Gruppen, die sich antifaschistisch positionieren und engagieren, also gegen Neonazismus, Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus kämpfen.

Das geschieht auf unterschiedliche Art und Weise. Zum Beispiel durch Recherchearbeit, Vorträge, Outing-Aktionen, Demos, Gegendemos und ja dabei kann es auch zu Strafdelikten kommen (vor allem Sachbeschädigung).

Dabei ist Gewalt nie Selbstzweck und wird von vielen Einzelpersonen grundsätzlich abgelehnt.

Im Kern der Sache geht es für das eindeutige Handeln und Einstehen GEGEN jeglichen Faschismus und faschistische Strukturen.

Deswegen sollte die Antifa nicht als „linksextreme Randgruppe“ definiert und wahrgenommen werden. Vielmehr sollte die antifaschistische Praxis so in unserer Gesellschaft verankert sein, dass wir weder Reichsbürger*innen, noch Rassist*innen und Neonazis durch die Organisationen „marschieren“ lassen.

Quellen

(1) MONITOR „Offener Rassismus – die unaufhaltsame Radikalisierung der AfD“ 14.01.2016

(2) MDR Aktuell „Die AfD und der Faschismus-Begriff“ 11.02.2020

(3) Bundespraesident.de  31.08.2020

(4) ZDF „Einstufen als Terrororganisation“ 02.06.2020

(5) https://www.youtube.com/watch?v=S3ziFuR49MQ

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https://blogs.taz.de/abseitsregeln/antifa-und-afd-im-kampf-um-die-mitte/

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