„Da der Arbeiter zur Maschine herabgesunken ist, kann ihm die Maschine als Konkurrent gegenübertreten.“ (Marx, MEW 40, S. 474)
Mit dem Aufkommen von KI wie ChatGPT wächst die Befürchtung, dass Menschen im Bereich der Wissensarbeit durch KI ersetzt werden und ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Das ist nicht nur möglich, sondern mehr als wahrscheinlich.
Die Sorge, durch Maschinen ersetzt zu werden und das eigene Einkommen zu verlieren, ist nicht neu. Sie geht mindestens auf die industrielle Revolution im England des 19. Jahrhunderts zurück und ist mit jedem größeren technologischen Durchbruch, der die Produktion weiter automatisiert hat, wieder aufgetaucht, zum Beispiel mit der Fließbandrobotertechnik.
Nun ist es in gewisser Weise seltsam, dass wir Angst davor haben, durch Maschinen wirtschaftlich ersetzt zu werden.
Ist eine Wirtschaft nicht einfach die Verknüpfung von Produktion, Handel und Dienstleistungen, um das zu schaffen, was wir wollen, und um so zu arbeiten, wie wir es wollen?
Ist eine Wirtschaft, nicht anders als eine Maschine selbst, etwas, das für uns arbeitet? Und sollten wir uns nicht für den technischen Fortschritt begeistern, weil er es möglich macht, dass Maschinen für uns arbeiten, uns von Arbeit und Plackerei befreien und Wohlstand schaffen?
Doch genau so fühlt sich der jetzige technische Fortschritt nicht an. Wir haben den Eindruck, dass wir nichts dagegen tun können, durch Maschinen ersetzt zu werden und unser Einkommen und damit unsere Lebensgrundlage zu verlieren. Wie ist das möglich?
Diese dystopische Entwicklung ist erstens möglich, weil nur wenige Menschen, sozusagen, die Wirtschaft „besitzen“, indem sie die zentralen Industrien besitzen. Damit bestimmen sie, was produziert wird, wie es produziert wird und wer es produziert.
Zweitens, als die Liberalen im 18. Jahrhundert die Idee des „Marktes“ erfunden haben, haben sie uns Menschen zu Waren reduziert. Wir wurden zu einer Ressource, wortwörtlich der „menschlichen Ressource“, die auf einem bestimmten „Markt“, dem Job- oder Arbeits-„Markt“, gehandelt wird, so wie Eigentum auf dem „Wohnungsmarkt“ gehandelt wird.
Das war eine Neuheit. In den meisten vorkapitalistischen, vorindustriellen Gesellschaften hatten viele Menschen ein Recht auf ein Dach über dem Kopf und ein Recht auf ein wirtschaftliches Auskommen. Denken wir hier zum Beispiel an den europäischen Feudalismus und das Leben der Landwirte.
Natürlich möchte ich weder den Feudalismus noch den wirtschaftlichen oder technologischen Primitivismus in irgendeiner Form verteidigen. Ich möchte lediglich die relative Neuheit der Idee hervorheben, dass wir eine auf einem Markt handelbare Ressource sind, die kein Recht auf Subsistenz hat. Wie Marx in seinen „Manuskripten von 1844“ feststellte: „Da der Arbeiter zur Maschine herabgesunken ist, kann ihm die Maschine als Konkurrent gegenübertreten.“
Die liberale „Markterfindung“, die uns auf Ressourcen oder Maschinen reduziert, war für große sozialistische Denkerinnen wie Marx oder Polanyi vielleicht der perverseste Aspekt des Liberalismus und Kapitalismus. In der Tat ist dieser Umstand von zentraler Bedeutung, wie Marx und Engels die Arbeiterinnenklasse im „Kommunistischen Manifest“ konzipieren: Man ist ein Mitglied der Arbeiterinnenklasse, wenn der eigene Lebensunterhalt von den Schwankungen der „Märkte“ abhängig ist.
Man muss keine Marxistin sein, um das Problem des liberalen Menschenbildes zu erkennen. Denken wir an Immanuel Kant. Kant argumentierte überzeugend, dass der Mensch immer als Selbstzweck behandelt werden muss. Im Kapitalismus dagegen sind die Menschen, wie Maschinen, zu einem Mittel zum Zweck geworden, und dieser Zweck ist der Profit der Kapitalistinnen.
An dieser Stelle möchte ich mich nicht mit Lösungen befassen, was ich andernorts tue. Hier möchte ich uns lediglich daran erinnern, wie zutiefst pervers die Vorstellung ist, dass wir eine Ware oder eine Ressource sind, gleichgestellt mit Maschinen, mit denen wir konkurrieren müssen.
This text is a translation from English. The original can be read on unalienated.
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