In den letzten Wochen flatterte eine Affäre durch die bunten Spalten der deutschen Presselandschaft, die es schließlich bis zu „Menschen bei Maischberger“ schaffte: Eine 40-jährige Handballtrainerin, die eine Beziehung zu einem 13-jährigen Spieler begonnen hatte und wegen sexueller Handlungen mit diesem Spieler verurteilt wurde.
Die beiden sind weiter zusammen und da sie in Österreich leben, ist der Sex zwischen ihnen seit dem 14. Lebensjahr des Knaben legal, er hat ihr auch einen Heiratsantrag gemacht und natürlich haben sie auch ein Buch veröffentlicht (hier aus Pietätsgründen nicht verlinkt). Oder wie es die „Welt“ formuliert (die in dem Artikel unglücklicherweise ARD und ZDF verwechselt, aber es gibt ja so viele Sender): „Denn das junge Glück hatte nicht nur Händchen gehalten, sondern das sportliche Training vom Handballplatz auch ins Schlafzimmer verlegt. Und das vier Monate, bevor Ervin sein 14. Lebensjahr vollendete, das Alter, nach dem in Österreich Juras straffrei mit ihm hätte schlafen dürfen. Ein Fehler, bekannte der Junge, denn: „Ich hätte genauso gut warten können mit dem Sex.“ Inzwischen ist aber alles wieder gut, ihr Liebesleben in Österreich legal und die beiden sogar offiziell verlobt (romantischer Antrag bei einer Donauschifffahrt in Budapest, seufz!).“
Die Welt am Sonntag schreibt über die beiden unter der Überschrift „Liebe macht keinen Unterschied“: „Groß, sportlich, muskulös: Als Renata Juras ihm zum ersten Mal begegnet, fällt ihr Ervin Unterlechner sofort auf. Sie verlieben sich und werden ein Paar. Es ist die normale Geschichte einer Beziehung, wäre da nicht der Altersunterschied: Juras ist Handballtrainerin in Wien, 41 Jahre alt, Ervin ihr Schützling – und erst 13. Für sie sind es wahre Gefühle, für das Jugendamt ist es ein Delikt, für die Öffentlichkeit ein Skandal.“
Und die BILD führt unter der Überschrift: „Ervin (14): Ich bin kein Opfer“) mit ihnen das große Interview, für das mit einem Nobelpreisträger natürlich leider kein Platz da ist: „Renata hat gesagt, damit warten wir noch. Sex stand nie im Vordergrund“, sagt Erwin. Und Renata beteuert: „Wir wollten uns Zeit lassen. Aber leider haben wir uns nicht genug Zeit gelassen.“
Aber auch in der gebührenfinanzierten ARD hatte sich eine illustre Runde zusammengefunden, lauter Frauen, die auf jüngere Männer stehen. Die Philosophin – oder was war die noch? – Lisa Fitz sagte: „Ich glaube, dass man einen Unterschied machen muss zwischen einem Mädchen und einem jungen Mann. Weil ein junger Mann seine sexuellen Wünsche immer noch offensiver lebt und ausübt, weil in das Mädchen eingedrungen wird, es genommen wird. Der Mann ist aktiver in der Sexualität.“ Aber bei allen Unterschieden würde sie schon noch sagen: „Einem jungen Mann kann nichts Besseres passieren, als eine Frau, von der er lernt – nicht nur sexuell.“
Die Diskussion wird zusammengefasst von Marijke Amado mit der holländischen Weisheit: „Radfahren lernt man immer noch am besten auf einem alten Fahrrad.“
Klar, dass man jetzt nicht fragen darf, ob ein 41-jähriger Mann mit seiner 14-jährigen „Freundin“ oder noch besser mit seinem 14-jährigen „Freund“, mit dem er seit einem Jahr Sex hat, händchenhaltend in der ARD auf dem Sofa sitzen dürfte, weil der Mann ja „eindringt“ und seinen Sexualpartner „nimmt“. Obwohl man sich nicht wundern darf, wenn demnächst so ein Typ auf den hier geschilderten Casus verweist. Und was wäre, wenn die Trainerin nicht versiert und attraktiv, sondern alt und übergewichtig aussehen würde? Aber darf man fragen, ob diese Ungleichbehandlung der Geschlechter nicht im Grunde auch eine Art Sexismus darstellt und zwar in einem nicht vornehmlich gegen das männliche Geschlecht gerichteten Sinne?