Im Amsterdamer Stadtteil „De Baarsjes“ gibt es eine Initiative, jungen Mädchen vor dem Urlaub eine Erklärung unterzeichnen zu lassen, dass sie in den Ferien nicht heiraten wollen. Dahinter steht die PvdA-Politikerin Bianca Driessen aus dem Stadtteilrat „De Baarsjes“. Ihrer Meinung nach habe die Polizei jetzt keine Möglichkeiten einem Mädchen zu helfen, wenn es in den Ferien im Ausland bzw. im Herkunftsland ihrer Eltern gegen ihren Willen verheiratet werde und dann nicht zur Schule zurückkehren könne. In Rotterdam gibt es seit einem Monat eine entsprechende Initiative, aber weil die Sommerferien ja erst noch kommen müssen, sind keine Resultate bekannt.
Allerdings gibt es in dem von vielen Einwanderern aus Marokko und der Türkei bewohnten Stadtteil eigentlich nur Grundschulen, die Kinder dort gehen so in etwa bis zum 12. Lebensjahr in die Grundschulen. So junge Mädchen zwangszuverheiraten… Eh, manchmal liest man so was über Pakistan oder so, aber von ähnlichen Fälle in Amsterdam habe ich noch nicht gehört.
Kinder, die älter als 12 sind, gehen in angrenzende Stadtteile. Auch dort sind lt. der Amsterdamer Zeitung „Het Parool“ Geschichten von Zwangshochzeiten nicht bekannt. Immerhin sagt Hans Winkel, Dozent am Nova-College, dass das Unterschreiben einer solchen Erklärung „nicht schaden“ könne. Ait Blal, Sprecher der „Unie voor Marokkaanse Moskeeorganisaties in Amsterdam en Omstreken“ (Union der marokkanischen Moschee-Organisationen für Amsterdam und Umgebung) sagte der gleichen Zeitung, dass er Fälle von Zwangshochzeiten nicht ausschliessen könne, auch wenn es sie in seiner Umgebung nicht gäbe.
Schon am nächsten Dienstag soll im Stadtteilrat über die Geschichte diskutiert werden. Manon van der Garde, PvdA-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Amsterdams, sieht die Initiative positiv, will aber mehr Informationen. Wahrscheinlich, so denke ich, wird die Initiative erst dann eine Wirkung entfalten, wenn die ganze Stadt Amsterdam statt nur eines Stadtteiles mitmacht.
Ich finde es bemerkenswert, dass bei der PvdA so eine aufsehenderregende Initiative genommen wird – allerdings von „unten“ und nicht von „oben“. Die Fraktion in Den Haag bzw. die Parteiführung wirkt ansonsten nämlich so, als ob sie sich a) keinen Rat wüsste mit den realen Problemen rund um Einwanderung, Integration, Glauben und Traditionen und b) der wilden Polemik von Geert Wilders.