In der Grenzregion im Norden Perus befinden sich große Vorkommen an Kupfer und Molybdän. Die sollen in der Erde bleiben, wenn es nach der lokalen Bevölkerungsmehrheit geht. Das sehen allerdings nicht alle so, wie ein Angriff auf Perus bekanntesten Umweltschützer Marco Arana zeigt.
Marco Arana war auf dem Weg zu den Feiern anläßlich des vierten Jahrestags des Referendums in Huancabamba. Dort hatten am 18. September 2007 mehr als 90 Prozent der Bewohner der Provinzstadt im Norden Perus für die Landwirtschaft und gegen den Bergbau gestimmt. Ein Erfolg für den Erhalt des einzigartigen Ökosysstems in der Region, den Arana, ein ehemaliger Pater, der vor zehn Monaten in die Politik ging, mit den lokalen Umweltaktivisten feiern wollte.
Doch als der Wagen Aranas das Dorf Cajas Capsol passierte, wurde der PKW von Kugeln und Steinen getroffen. Nur Dank des schnellen Manöver des Fahrers wurde niemand verletzt und Arana und seine Begleiter konnten entkommen. Bereits ein paar Kilometer zuvor, in Quispampa, waren Arana und seine Mitstreiter von der politischen Bewegung „Tierra y Libertad“ (Land und Freiheit) von einer Gruppe Bewaffneter auf offener Straße mit Waffengewalt angehalten und zum Vorzeigen ihrer Papiere aufgefordert worden. Die Männer, so berichtete Arana nach dem Anschlag, hätten „Arbeit und Entwicklung gefordert und die Landwirtschaft abgelehnt“. Unstrittig seien sie Anhänger des Bergbaus in der Region gewesen und vielleicht habe die Kontrolle in Zusammenhang mit dem Angriff wenig später gestanden.
Angriffe auf Umweltaktivisten hat es in der armen von Bergen geprägten Region schon öfter gegeben. Dort sind große Kupfer und Molybdän-Vorkommen auf etwas 2500 Meter Höhe in der Nähe der Grenze zu Ecuador gefunden worden und die Regierung in Lima hat Konzessionen für die Erkundung der Region bewilligt. Allerdings, wie so oft in Peru, ohne die lokale Bevölkerung zu konsultieren und die hat immer wieder gegen die Aufnahme der Bergbautätigkeit in der Region protestiert.
Überaus erfolgreich, wie das Referendum vom 18. September 2007 zeigt. Gleich in vier Verwaltungsdistrikten stimmten deutlich mehr als 90 Prozent der Stimmberichtigten gegen die Aufnahme des offenen Tagesbaus in der Region, die von Nebelwäldern geprägt ist und laut Exprten wie dem Biologen Fidel Torres ein äußerst sensibler Lebensraum ist. Den wollen die Bauern der Region, die vom Anbau von Bioprodukten wie Kaffee, Bananen und anderen Früchten leben, allerdings erhalten.
Das deutliche Votum sorgte landesweit für Schlagzeilen und die Aktivisten aus der Region haben mit der Kampagne „No Mining in Paradise“, die dank der Untersützung von kirchlichen Organisationen wie Misereor zustande kam, ihren beharrlichen Kampf gegen die Ansiedlung internationaler Bergbaukonzerne noch verstärkt.
Diese Haltung wird allerdings nicht überall geteilt, wie der Angriff auf Marco Arana und seine Begleiter genauso zeigt wie das Kidnapping von 33 Bauern und Umweltaktivisten im Juli 2005. Im Anschluss an einen Protestmarsch am Explorationscamp des britischen Bergbauunternehmens Monterrico Minerals hatten Wachschutz und Polizei 33 Menschen, darunter zwei Frauen, mehrere Tage festgehalten und gefoltert.
Erst vor wenigen Wochen, nachdem der Fall bereits in London vor Gericht verhandelt wurde, einigten sich das britische Bergbauunternehmen und die von internationalen Nichtregierungsorganisationen beratenen Opfer auf Wiedergutmachungszahlungen. Ein Erfolg der internationalen Kampagne, die ebenfalls in Huancabamba anläßlich des Jahrestages gefeiert werden sollte.
Den Anhängern des Kupferbergbauprojekts, das unter dem Namen Majaz firmiert und von Monterrico Minerals längst an das chinesische Bergbauunternehmen Zijin veräußert wurde, scheinen diese Feiern allerdings ein Dorn im Auge. Sie sind alles andere als einverstanden mit dem „No“ zum Bergbau. Das weiß auch Marco Arana. Er tritt auch weiterhin für den Dialog ein.